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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Warum benutzt du nicht das richtige Wort, obwohl ich dir eben erst die Kastanien von General Parker und seinem Clan aus dem Feuer geholt habe?
    Durand folgte weiter seinem Plan, der vorsah, den ganzen Mist Hulot in die Schuhe zu schieben.
    »Es müsste euch klar sein, dass die Polizeibehörde nicht einer Serie von Morden zusehen kann, ohne entsprechende Vorkehrungen zu treffen, seien sie noch so unerfreulich.«
    Frank beobachtete Nicolas. Er lehnte an der Wand, auf dem Kampfplatz plötzlich ganz auf sich gestellt. Er wirkte wie ein Verurteilter, der vor der Erschießung die Augenbinde verweigert.
    Durand war so aufmerksam, ihn direkt anzusehen, während er sprach.
    »Es tut mir Leid, Kommissar, ich weiß, dass Sie ein Mitarbeiter ersten Ranges sind, aber im Moment kann ich nicht anders. Sie sind des Auftrags enthoben.«
    Hulot zeigte keine Reaktion. Wahrscheinlich war er viel zu müde dafür. Er beschränkte sich auf ein Kopfnicken.
    »Verstehe, Doktor Durand. Was mich betrifft, kein Problem.«
    »Sie können Urlaub einreichen. Ich denke, die Ermittlungen haben Sie ganz schön mitgenommen. Und wegen der Presse …«
    Hulot unterbrach ihn.
    305

    »Ich habe Ihnen schon gesagt, kein Problem. Sie müssen die bittere Pille nicht versüßen. Wir sind allesamt erwachsen und kennen die Spielregeln. Das Ministerium kann so entscheiden, wie es ihm in dieser Sache am vorteilhaftesten erscheint.«
    Sollte Hulots Antwort Durand beeindruckt haben, so zeigte er es nicht. Er wandte sich an Roncaille. Der Polizeipräsident hatte bis zu jenem Moment schweigend zugehört.
    »Gut. Ab heute liegen die Ermittlungen in Ihren Händen, Roncaille. Halten Sie mich über jede noch so kleine Entwicklung auf dem Laufenden. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Guten Tag, meine Herren.«
    Der Generalstaatsanwalt Alain Durand schaffte seine verschwendete Eleganz aus dem Raum und hinterließ ein Schweigen, dem er zu seinem Glück nicht mehr beiwohnen musste.
    Roncaille richtete mit einer Hand seine Haare, die absolut keiner Korrektur bedurft hätten.
    »Tut mir Leid, Hulot. Ich hätte liebend gern darauf verzichtet.«
    Frank dachte, die Worte des Polizeichefs waren nicht die Höflichkeitsfloskeln, die sie zu sein schienen. Diesem Mann tat es ernsthaft Leid, wenn auch nicht aus den Gründen, die er vortauschte. Nun stand er im Käfig mit der Peitsche in der Hand, und nun war er es, der beweisen musste, dass er die Löwen zähmen konnte.
    »Schlaft euch mal so richtig schön aus, ich glaube, ihr beide habt das bitter nötig. Dann möchte ich Sie so bald wie möglich in meinem Büro sehen, Frank. Es gibt da ein paar Details, die ich mit Ihnen besprechen möchte.«
    Mit derselben scheinbaren Ruhe wie Durand trat auch Roncaille die Flucht aus dem Raum an. Frank und Hulot blieben allein zurück.
    »Siehst du? Ich kann mich selbst nicht ausstehen, wenn ich mich sagen höre ›Ich hab’s dir doch gleich gesagt‹. Und das Problem ist, dass er gar nicht ganz Unrecht hat.«
    »Nicolas, ich glaube nicht, dass Roncaille und Durand an unserer Stelle bessere Ergebnisse erzielt hätten. Hier war Diplomatie im Spiel, nicht Logik. Aber ich bin ja schließlich noch dabei.«
    »Du. Und was habe ich damit zu tun?«
    »Du bist immer noch Kommissar, Nicolas. Du bist eines Auftrags enthoben, aber nicht vom Dienst suspendiert. Nimm dir Urlaub, so wie sie es dir angeboten haben. Du verfügst über etwas, das keiner der an diesem Fall Beteiligten hat …«
    »Und das wäre?«
    306

    »Vierundzwanzig Stunden am Tag, die du uns widmen kannst, ohne dich vor irgendjemandem rechtfertigen zu müssen, ohne deine Zeit mit der Verfertigung lästiger Berichte verschwenden zu müssen.«
    »Vorn raus und hinten wieder rein, hm?«
    »Genau. Wir haben noch etwas zu überprüfen, und du scheinst mir im Moment genau der Richtige dafür zu sein. Und was mich angeht, glaube ich, dass mir dieses Detail mit der Schallplatte auf dem Video noch gar nicht aufgefallen ist …«
    »Frank, du bist so ein Arsch.«
    »Aber ich bin dein Freund. Und ich bin es dir schuldig.«
    Hulot änderte den Ton. Er ließ seinen Kopf kreisen, um die Nackenmuskulatur zu entspannen.
    »Okay, ich glaub, ich werd schlafen gehen. Jetzt kann ich das ja machen, denkst du nicht?«
    »Ehrlich gesagt, die Tatsache, dass Roncaille mich ›so bald wie möglich‹ in seinem Büro erwartet, lässt mich völlig kalt. Ich lieg schon längst ausgestreckt auf meinem Bett, siehst du das?«
    Dieses Bild hatte sie, während sie das Zimmer

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