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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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war von seinem Platz geglitten und stand nun aufrecht neben der Armlehne.
    Niemand war im Raum.
    Frank ging durchs Wohnzimmer und nach rechts in den kurzen Flur, der zum Schlafzimmer führte. Links die offene Tür zum Bad, 296

    menschenleer. Wenigstens das schien in Ordnung zu sein. Er erreichte das Schlafzimmer und merkte, wie ihm der Atem stockte.
    »Scheiße, Scheiße und nochmal Scheiße«, rief er und hätte große Lust gehabt, den Zerstörungsakt in dieser Wohnung fortzusetzen.
    Frank tat einen Schritt nach vorn und achtete darauf, wohin er seine Füße setzte. In der Mitte des Zimmers lag Roby Stricker auf dem Marmorfußboden mit dem Bauch nach unten in einer Blutlache.
    Das ganze Zimmer schien voll davon zu sein. Er trug dasselbe Hemd wie vorher, als Frank gegangen war, nur dass es jetzt rot getränkt war und an seinem Körper klebte. Auf dem Rücken waren Spuren verschiedener Messerstiche erkennbar. Sein Gesicht war von Blutergüssen und einem tiefen Schnitt in der linken Wange entstellt. Das heruntertropfende Blut hatte den Mund verschmiert. Der linke Arm war gebrochen und in einem unnatürlichen Winkel abgeknickt.
    Frank kniete sich hin und tastete den Hals ab. Kein Puls. Roby Stricker war tot. Frank stand wieder auf, und Tränen der Wut trübten seinen Blick.
    Noch einer. In derselben Nacht. Noch so ein verdammter Mord, ein paar Stunden nach dem ersten. Schweigend verfluchte er die Welt, die Nacht und sein Schicksal als Geisterjäger. Er verfluchte Nicolas, der ihn in diese Geschichte reingezogen, und sich selbst, der es zugelassen hatte. Er verfluchte alles, was ihm einfiel.
    Er nahm das Walkie-Talkie vom Gürtel in der Hoffnung, dass er im Funkbereich war, und drückte den Rufknopf.
    »Frank Ottobre ruft Nicolas Hulot.«
    Ein Knacken und schließlich die Stimme des Kommissars.
    »Hier Nicolas. Was ist, Frank?«
    »Jetzt bin ich es, der eine Nachricht zu überbringen hat, die dich umhauen wird, Nic. Eine sehr, sehr schlimme Nachricht.«
    »Was zum Teufel ist denn jetzt schon wieder passiert?«
    »Roby Stricker ist tot. In seiner Wohnung. Ermordet.«
    Hulot ließ sich zu einer Reihe von Flüchen hinreißen, vor denen selbst das Sonnenlicht erbleichen würde. Frank wusste exakt, was er gerade fühlte. Als der Zorn sich wie eine elektrische Spannung entladen hatte, verlangte der Kommissar nach der Klärung dessen, was ihm am meisten am Herzen lag.
    »Keiner?«
    »Nein, einfach umgebracht und basta. Das Gesicht ist noch an seinem Platz und an den Wänden keine Nachricht.«
    »Wie sieht es am Tatort aus?«
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    »Ich sag dir, was ich auf den ersten Blick erschließen kann. Der Tod ist wohl nicht sofort eingetreten. Er wurde überfallen und niedergestochen. Überall Spuren von einem Kampf und eine Menge Blut auf dem Boden. Sein Mörder hielt ihn für tot und ist gegangen, obwohl er noch lebte. Es wird dir seltsam vorkommen, aber diese arme Sau Roby Stricker hat im Sterben deutlich mehr geleistet als jemals zuvor in seinem Leben …«
    »Das heißt?«
    »Bevor er starb, hat er den Namen seines Mörders auf den Fußboden geschrieben.«
    »Kennen wir ihn?«
    Frank dämpfte den Ton seiner Stimme, als könne Hulot die folgenden Worte so besser verdauen.
    »Ich kenne ihn. An deiner Stelle würde ich sofort Durand anrufen und ihn einen Haftbefehl ausstellen lassen. Für den Captain der US
    Army, Ryan Mosse.«
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35
    Die Tür ging auf, und Morelli betrat das völlig kahle und fensterlose kleine Zimmer.
    Er ging zum grauen Plastiktisch, an dem Frank und Nicolas Hulot saßen. Er legte einen Packen Schwarz-Weiß-Fotos vor sie hin, noch feucht von der Entwicklung. Frank nahm sie, sah sie durch, wählte eines aus, packte es auf den Tisch und drehte es dem Mann ihm gegenüber hin. Er streckte sich vor und schob es zum anderen Tischende.
    »Da haben wir’s. Nun wollen wir mal sehen, ob Ihnen das hier etwas sagt, Captain Mosse.«
    Ryan Mosse, der in Handschellen auf einem Stuhl saß, richtete kaum den Blick auf das Foto, als ginge ihn diese Sache nichts an. Er wandte Frank wieder seine ausdruckslosen braunen Augen zu.
    »Und?«
    Der Ton seiner Stimme ließ Morelli erschaudern, der mittlerweile an der Tür lehnte, neben der großen, einseitig durchsichtigen Spiegelwand. Auf der anderen Seite des Spiegels saßen Roncaille und Durand, die nach der Nachricht von den zwei neuen Morden und der Verhaftung in die Zentrale geeilt waren.
    Frank führte das Verhör auf Englisch, und beide sprachen ziemlich schnell. Auch wenn ihm

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