Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
verließen, trotz allem an dieselbe Sache denken lassen. Den leblosen Körper von Gregor Yatzimin mit dem entstellten Gesicht, ausgestreckt auf dem weißen Laken seines Bettes. Seine Augen die Zimmerdecke anstarrend, jene Augen, die schon blind waren, bevor sie starben.
    307

36
    Frank wachte auf und sah ein himmelblaues Rechteck auf seine Fensterscheiben gedruckt. Als er seine Wohnung im Parc Saint-Roman betreten hatte, war er so müde gewesen, dass er noch nicht mal die Kraft fürs Duschen hatte aufbringen können. Nachdem er sich irgendwie ausgezogen hatte, war er aufs Bett geplumpst, ohne die Rollläden herunterzulassen.
    Ich bin nicht hier in Monte Carlo, dachte er. Ich bin immer noch in jenem Haus an der Küste, um mich zu regenerieren. Harriet ist draußen am Strand, nicht weit, auf einem Badehandtuch ausgestreckt, um sich zu sonnen, den Wind in den Haaren, ein Lächeln auf den Lippen. Ich werde jetzt aufstehen und zu ihr gehen, und da wird keine schwarz gekleidete Figur sein. Da wird keiner zwischen uns sein.
    »Keiner …«, sagte er vor sich hin.
    Ihm fielen die beiden Toten vom Vorabend ein. Mit dem gleichen Widerwillen wie Lazarus nach der Auferstehung erhob er sich. Hinter der Glasscheibe sah man einen Meeresstreifen, dem weit draußen von Windböen changierende Schleier aufgemalt waren. Er öffnete das Schiebefenster. Ein lauwarmer Windhauch kam, um den leichten Vorhang aufzuplustern und die Reste nächtlicher Albträume aus dem Zimmer zu verjagen. Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach zwölf. Er hatte nur wenige Stunden geschlafen, obwohl er gedacht hatte, für immer schlafen zu müssen.
    Er ging ins Bad, nahm eine Dusche, rasierte sich und zog saubere Wäsche an. Er machte sich Kaffee, während er über die Entwicklungen im Fall nachdachte. Jetzt, da Nicolas aus dem Spiel war, würden sich die Dinge merklich verkomplizieren. Er traute Roncaille nicht zu, die ganze Sache zu leiten, zumindest nicht, was die Ermittlungen betraf. Er war mit Sicherheit ein Zauberer in Sachen Public Relations und Pressearbeit, aber die Untersuchungen vor Ort waren eher nicht sein Ding. Vielleicht waren sie das mal, aber jetzt war er mehr Diplomat als Polizist. Immerhin hatte er hervorragende Mitarbeiter, die an seine Stelle treten würden. Nicht umsonst galt die Polizei des Fürstentums als eine der besten weltweit … bla bla bla …
    Seine Anwesenheit im Fürstentum war mittlerweile eine nicht unerhebliche diplomatische Notwendigkeit geworden, die sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich brachte, wie alles Menschliche auf der Welt. Frank war überzeugt, dass Roncaille versuchen würde, 308

    sich so viel wie möglich von den einen und so wenig wie möglich von den anderen zu sichern. Die Methoden der Polizei in Monte Carlo kannte er sehr gut. An diesem Ort sagte man nichts, wusste aber alles.
    Alles, bis auf den Namen eines Mörders …
    Er beschloss, dass er ihm egal war. Wie es im Übrigen von Anfang an gewesen war.
    Diese Sache war nichts, was zwei Ermittlungsbehörden verband.
    Roncaille und Durand, auch wenn sie die Macht repräsentierten, hatten nichts damit zu tun. Genauso wenig wie Amerika und das Fürstentum. Es war eine persönliche Angelegenheit zwischen ihm, Nicolas Hulot und einem schwarz gekleideten Mann, der die Gesichter seiner Opfer wie Masken seines wahnsinnigen und blutigen Karnevals sammelte.
    Alle drei hatten sie den Pausenknopf gedrückt und ihr Leben angehalten, darauf wartend, wie jener Kampf enden würde, mit gesenktem Kopf, zwischen drei Toten, an einem Ort, wo sich alle als Lebende ausgaben.
    Bisher waren die Dinge gelaufen, wie sie gelaufen waren, aber nun konnten sie sich ändern.
    Mussten sie sich ändern.
    Er setzte sich an den Computer und schaltete ihn ein. Er hatte eine E-Mail von Cooper, mit Attachments. Das waren sicher die Infos, die er über Nathan Parker und Ryan Mosse zusammengetragen hatte.
    Nicht dass ihm das noch viel bringen würde, jetzt, da Mosse im Gefängnis und Parker ruhig gestellt war. Vorübergehend, korrigierte er sich selbst. Er machte sich keine Illusionen, was den General betraf. Parker war einer der Menschen, die glaubten, solange sie noch keine Würmer hatten, konnten sie sich noch nicht zu den Toten zählen.
    Die Mail von Cooper enthielt eine kurze Notiz.
    Sobald du nicht mehr mit deiner neuen Yacht über die Meere tuckerst und kurz Zeit hast, ruf mich an. Egal wann. MUSS mit dir sprechen. Coop.
    Er fragte sich, was so dringend sein könne. Er sah auf die Uhr.

Weitere Kostenlose Bücher