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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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ganz anderes und hat nichts mit unserer Geschichte zu tun. Ist jemand frei, der einen verdächtigen Typ beschatten könnte?«
    »Du weißt ja, was bei uns los ist. Im Moment sind selbst die Hundefänger eingespannt …«
    Frank warf die Diskette auf den Schreibtisch.
    »Hier drauf ist das Foto und der Name von jemandem, der in einen Fall verwickelt sein könnte, an dem ich in Amerika mit meinem Partner dran war. Es handelt sich um einen Rechtsanwalt, der offiziell wegen einer Regatta hier in Monte Carlo ist.«
    »Das wird wohl der Grand Mistral sein. Große Sache. Der Hafen von Fontvieille ist voll mit Booten.«
    »Keine Ahnung, da kenn ich mich nicht aus. Der Typ ist der Anwalt eines fetten Dealers, den wir vor einiger Zeit geschnappt haben.
    Es könnte sein, dass er nicht nur sein Anwalt ist und nicht nur wegen der Regatta ins Fürstentum kam, wenn du weißt, was ich meine.«
    451

    Morelli ging zum Schreibtisch und nahm die Diskette an sich.
    »Okay, mal sehen, was sich machen lässt, aber es ist ein schlechter Moment, Frank, daran muss ich dich ja nicht erinnern.«
    »Stimmt. Ein schlechter Moment … Absolutes Stillschweigen?«
    »Absolutes Stillschweigen. Alles schweigt. Nach einem kurzen Lichtblick jagen wir schon wieder Schatten. Die Polizei halb Europas rennt ihrem eigenen Schwanz hinterher, aber, wie Kommissar Hulot immer sagte …«
    Frank beendete für ihn den Satz.
    »… unter einem Schwanz findest du nur ein Arschloch.«
    »Genau.«
    Frank verstellte die Rückenlehne nach hinten.
    »Wenn ich trotzdem meinen Eindruck äußern darf … und merke wohl, es ist nur ein Eindruck …«
    Er machte eine Pause. Er kippte die Lehne wieder hoch und stützte seine Ellbogen auf den Schreibtisch. Morelli setzte sich in den kleinen Sessel vor dem Schreibtisch und wartete auf das Folgende. Er hatte gelernt, dass man die Eindrücke des Amerikaners ernst nehmen musste.
    »Ich denke, er ist noch hier. Diese ganzen Suchaktionen in allen Winkeln der Erde bringen einen Scheiß. Keiner hat nie das Fürstentum Monaco verlassen!«
    Morelli wollte etwas entgegnen, aber genau in dem Moment klingelte das Telefon. Frank sah auf den Apparat, als schwebe ein großes Fragezeichen darüber. Nach dem dritten Läuten nahm er den Hörer ab. Sofort überfiel ihn die aufgelöste Stimme des Mannes von der Telefonzentrale.
    »Mister Ottobre, ›er‹ ist am Telefon! Und er hat ausdrücklich Sie verlangt.«
    Frank fühlte sich urplötzlich, als habe man ihm einen Kolben in den Magen gerammt. Es gab nur eine Person, auf welche in diesem Moment das Pronomen er zutreffen konnte.
    »Gib ihn mir. Und zeichne das Gespräch auf.«
    Frank drückte auf die Lautsprechtaste, so dass Morelli mithören konnte. Er zeigte gebieterisch mit dem rechten Zeigefinger auf den Apparat.
    »Hallo?«
    Es gab einen kurzen Moment der Stille, dann füllte eine wohlbekannte Stimme das Büro aus.
    »Hallo, Jean-Loup Verdier hier …«
    452

    Morelli sprang vom Sessel auf, als sei dieser schlagartig glühend heiß geworden. Frank ließ den Zeigefinger, mit dem er zuvor aufs Telefon gedeutet hatte, in der Luft kreisen. Morelli antwortete, indem er die geschlossene Faust mit hochgestrecktem Daumen zeigte, und eilte aus dem Zimmer.
    »Ja. Hier spricht Frank Ottobre. Wo bist du?«
    Kurze Pause, dann wieder die tiefe Stimme des DJs.
    »Kein unnützes Gequatsche. Ich brauch keinen, der versucht, mit mir zu sprechen. Ich brauche jemanden, der mir zuhört. Wenn du mich unterbrichst, leg ich auf …«
    Frank schwieg. Es war ihm alles recht. Hauptsache, er blieb am Apparat, damit seine Leute unten genug Zeit hatten, das Gespräch zu lokalisieren.
    »Nichts hat sich geändert. Ich bin einer und keiner, und nichts wird mich aufhalten. Deswegen ist es sinnlos, mit mir zu sprechen.
    Alles ist wie vorher. Der Mond und die Hunde. Die Hunde und der Mond. Nur die Musik wird nicht mehr sein. Ich bin noch hier, und du weißt sehr genau, was ich tue. Ich töte …«
    Das Gespräch wurde beendet. Im selben Augenblick kam Morelli wie eine Furie hereingeschossen.
    »Wir haben ihn, Frank. Er ruft von einem Handy aus an. Unten wartet schon ein Wagen mit einem Satellitennavigationssystem auf uns.«
    Frank erhob sich und folgte Morelli rennend durch den Flur. Sie rasten zu Fuß die Treppe runter, nahmen jeweils vier Stufen auf einmal. Wie zwei Pistolenkugeln kamen sie aus dem Vorhof geschossen und hätten beinahe zwei Beamte umgerannt, die gerade die Treppe hochgingen.
    Sie hatten die Türen noch

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