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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Kai von Fontvieille entlangfuhr und vor einem großen, mit blauen stoffbespannten Fendern geschützten Kajütboot stehen blieb, an dessen Seiten wie Wachtposten zwei Segelboote vertäut waren. Er stieg von seinem Scooter und hievte ihn auf den Ständer, bevor er den Helm abnahm. Den Roller hatte er statt eines Wagens gemietet, da er ihm bestens für die Verkehrsverhältnisse in Monte Carlo geeignet schien.
    Trotz der vielen Parkplätze versank die Stadt allsommerlich im Chaos, und mit dem Auto war es eine echte Tortur.
    Obendrein war im Hafen von Fontvieille wegen der Regatta ein unglaubliches Durcheinander ausgebrochen, von Leuten und Begleitfahrzeugen, die zwischen den Crews, Journalisten, Sponsoren und deren Vertretern hin- und herfuhren, nicht zu vergessen die unvermeidlichen Fans und Schaulustigen.
    Jede Strecke wurde zu einer Art Hindernisrennen auf unbestimmte Zeit, und so war der Scooter die beste Lösung, um sich leichter durch den allgemeinen Wirrwarr zu schlängeln. Außerdem waren Helm und Sonnenbrille ein ausreichender Schutz dagegen, erkannt und auf Schritt und Tritt von irgendjemandem angehalten zu werden, der Neuigkeiten über das Segelboot hören wollte.
    Als er das große Kajütboot sah, fiel Hudson McCormack die Abgrenzung zwischen Segel- und Motorbooten ein, die schon immer in erhitzten Kneipengesprächen die Anhänger der einen und der anderen Disziplin in zwei Lager gespalten hatte. Er fand diese Trennung überflüssig und grundsätzlich unpräzise. Alle waren Motorboote. Nur dass ein Segelboot keinen herkömmlichen Antrieb besaß, kein Zusammenspiel von Kurbeln, Zylindern, Kolben und Treibstoffen. Sein Motor war der Wind. Wie alle Motoren musste er verstanden werden, musste analysiert werden, wie er getaktet war und wie seine natürliche Ausstattung am besten genutzt werden konnte.
    Wie oft hatte er als leidenschaftlicher Fan von Autorennen gesehen, wie der Motor eines Piloten plötzlich in Rauch aufgegangen war, hatte den Boliden traurig am Rand der Strecke stehen sehen, während alle anderen ihn überholten, hatte den Piloten beobachtet, der aus dem Wagen stieg und sich vor die Hinterachse kniete, um herauszufinden, welches Teil ihn im Stich gelassen hatte.
    Für sie galt dasselbe. Auch ein Regattaschiff war den Launen eines Motors ausgeliefert, dem Wind, der sich drehte, die Richtung 456

    wechselte und nach Belieben stärker oder schwächer wurde. Schlagartig erschlafften die Segel, während wenige Dutzend Meter entfernt das gegnerische Boot volle Fahrt voraus fuhr, den bunten Spinnaker so aufgebläht, dass er kurz vor dem Zerreißen schien.
    Und manchmal passierte genau das, wenn nämlich ein Segel in Fetzen ging mit dem Geräusch, als öffne man einen riesigen Reißverschluss. Dann war das Chaos programmiert, die Aufregung beim Wechsel des defekten Segels, die Befehle des Skippers, die taktischen Anweisungen, die Mannschaftsmitglieder, die sich wie Tänzer über eine rollende und schaukelnde Bühne bewegten.
    Hudson McCormack hatte für all das keine persönliche Erklärung, er wusste nur, dass er es liebte. Er hatte keine Ahnung, warum es ihm so gut ging, wenn er auf dem Meer war, aber das war ihm absolut egal.
    Das Glück analysiert man nicht, man lebt es. Er wusste, dass er auf dem Boot glücklich war, und das reichte ihm.
    Als er das große Kajütboot sah, erfasste ihn plötzlich die ganze Aufregung wegen der bevorstehenden Regatta. Der Grand Mistral war eine Art Testlauf für den Louis Vuitton Cup, der am Jahresende stattfinden würde. Er bot die Gelegenheit, sich gegenseitig in die Karten zu schauen und sie neu zu mischen. Die Mannschaften und die Boote, in ihrer komplizierten Wechselbeziehung, konnten die Eignung der Rumpfformen testen und die immer auf Wettbewerbsfähigkeit bedachten technischen Neuerungen der Konstrukteure. Sie verglichen, und sie zogen Bilanz. Es war jede Menge Zeit, die notwendigen Änderungen durchzuführen für das, was als die absolute Königin der Regatten, die wichtigste, die prestigeträchtigste galt.
    Alle würden sie dabei sein, beim Grand Mistral. Die renommierten Equipes und die Anfänger, absolute beginners wie die Mascalzone Latino, ein neues italienisches Boot. Als einziger großer Name fehlte die von Prada gesponserte Luna Rossa, deren Mannschaft sich für ein weiteres Training in Punta Ala entschieden hatte.
    Sie hatten ihr Boot Try for the Sun mit der ganzen Ausstattung in einer gemieteten Halle direkt am Meer, mit Treidel- und

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