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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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abliefen. Im Hintergrund spielte We are the Champions von Queen, das für diesen Anlass bearbeitet und mit maximalen Streichereffekten ausstaffiert worden war, um den Wind in den Segeln heraufzubeschwören.
    Sie wurden alle einzeln vorgestellt und konnten ihren persönlichen Beifall ernten, wenn ihre Namen aufgerufen wurden und sie einen Schritt nach vorn traten. Erfahrene Männer, stark, geschickt und clever: das Beste, was dieser Sport zu bieten hatte. Zumindest hatte man es so dargestellt, und für eine Weile war es schön, daran zu glauben.
    Nach dem Abendessen gingen sie alle in die Disko, ins Jimmy’z.
    Sie waren Sportler und als solche verhielten sie sich in der Regel.
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    Ihre allgemeine und ihre Geisteshaltung sagten ihnen für gewöhnlich
    »Früh ins Bett und früh hinaus«.
    Aber am nächsten Tag würden sie nicht auslaufen, und die Verantwortlichen hatten gedacht, ein bisschen geregelte Ausgelassenheit könne der Stimmung der Truppe nicht schaden.
    Hudson legte die Kette an seinen Scooter. Eine große Kette, die, abgestimmt auf die Farbe des Rollers, mit durchsichtigem rotem Plastik umhüllt war. Alle hatten sie ihm versichert, dass man in Monte Carlo keine Diebstähle befürchten müsse, aber die Gewohnheit war stärker. Er hatte immer in New York gelebt, und dort gab es Leute, die zogen einem die Unterhose aus, ohne auch nur die Hose zu berühren. Bestimmte Vorsichtsmaßnahmen waren nicht Teil seiner Angewohnheiten, sondern seiner DNA.
    Er stand auf dem Kai, der von den schwachen Betriebslichtern des großen Kajütbootes beleuchtet wurde, auf dem sich nichts regte.
    Er zündete sich eine Zigarette an und lächelte. Was würden die Bosse des multinationalen Konzerns, der die Kohle für das Boot lockermachte, wohl dazu sagen, dass er eine Marke der Konkurrenz rauchte? Er ließ die Yacht hinter sich und entfernte sich ein paar Schritte, um in aller Seelenruhe seine Zigarette aufzurauchen. So wie er die Frauen kannte, würde die Person, auf die er wartete, nicht vor einer halben Stunde, bestenfalls in zwanzig Minuten, hier sein.
    Den ganzen Abend über hatte er sich mit Sereena unterhalten, einer jungen Frau aus Neuseeland, die er zufällig auf dem Fest kennen gelernt hatte. Den Grund für ihren Aufenthalt in Monte Carlo hatte er nicht so recht verstanden, abgesehen von der Regatta natürlich. Sie gehörte nicht zur Mannschaft irgendeines Bootes, die für gewöhnlich über die eigentliche Besatzung und ihre Reserve hinaus noch eine Reihe anderer nützlicher und notwendiger Personen einschloss.
    Techniker, Konstrukteure, Presseleute, Fitnesstrainer und Masseure.
    Irgendwo gehörte sogar ein Psychologe zum Gefolge. Das entsprechende Boot war nicht gerade wettbewerbsfähig, und die allgemeine Gehässigkeit war darin übereingekommen, dass seine Funktion weniger darin lag, die Jungs vor der Regatta auf Touren zu bringen, als sie hinterher zu trösten …
    Wahrscheinlich war Sereena eine dieser reichen jungen Frauen, die mit dem Geld ihrer Eltern die ganze Welt bereisten und vorgaben, sich für dieses oder jenes zu interessieren. In diesem Fall fürs Segeln.
    Weißt du, der Wind in den Haaren und der Bug, der die Wellen 460

    teilt, und dieses Gefühl von Freiheit, die …
    Irgendwas in der Art.
    Hudson war für gewöhnlich nicht sonderlich empfänglich für die Faszination des Weiblichen. Nicht dass ihm Frauen nicht gefielen, Gott bewahre. Es gehörte mehr oder weniger dazu, und ein hübsches Mädchen war immer auch ein hübscher Zeitvertreib, besonders wenn dieser spezielle Funke übersprang, der den Menschen vom Tier unterscheidet.
    In New York hatte er seine Geschichten, befriedigende Beziehungen, aber, auf der Basis stillschweigender Abkommen, frei von jeglichen Verpflichtungen. Nichts, was ihn davon abhalten könnte, von heute auf morgen zu irgendeiner Regatta aufzubrechen, ohne den Zwang zu umständlichen Erklärungen, ohne Tränen und winkende Taschentücher am Kai, mit denen dich eine Frau verabschiedet, um einzig und allein die Frage zum Ausdruck zu bringen, warum man ihr solches antue. Klar, die Frauen gefielen ihm, aber er hielt sich nicht für einen Besessenen, immer auf der Jagd nach Trophäen.
    Aber dies war ein besonderer Abend, alles in allem, die Lichter, die Leute, der Applaus, ein bisschen durchaus nachvollziehbarer Narzissmus …
    Da stand er nun, beschäftigt mit einer der Sachen, die er am meisten liebte auf der Welt, an einem der schönsten Orte der Welt.
    Man musste sich davon

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