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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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anstecken lassen. Und er gestand sich durchaus ein, dass Monte Carlo auf ihn als eingefleischten Amerikaner einen Reiz ausübte, dem er sich nicht entziehen konnte. Da waren die Schönheit und die Einzigartigkeit des Ortes, und dann diese ganzen Geschichten von Prinzen und Prinzessinnen …
    Sereenas Augen besaßen sehr wohl das gewisse shining dieser Welt, und gleichzeitig winkten unter dem leichten Abendkleid ein Paar Titten der Meisterklasse ihr »Ciao, ciao« mit dem Händchen.
    Mit den Nippeln, um genau zu sein.
    Es gab Dinge, für die es sich zu leben lohnte.
    Sie hatten eine Zeit lang über dieses und jenes geredet. Vor allem übers Segeln, of course.
    Gespräche von Deck zu Deck eben, wer ist wer, und wer macht was. Dann verlagerte sich das Gespräch auf etwas anderes, über das Hudson vage informiert war, die Geschichte dieses Mörders, der sich im Fürstentum herumtrieb und Leute entstellte. Die junge Frau war elektrisiert. Die Sache hatte sogar die Regatta in den Hintergrund 461

    gerückt. An die neun, zehn Personen hatte dieser Kriminelle getötet, genau wusste man das nicht. In diesem Moment war er noch auf freiem Fuß, und das war auch der Grund, weshalb so extrem viele Polizisten in der Stadt unterwegs waren.
    Instinktiv dachte Hudson an seinen Scooter mit der Kette. Einem Ort zum Trotz, wo keine Diebstähle zu befürchten waren …
    Während sie allmählich ihre Bekanntschaft vertieften, bekam Sereenas Blick einen tröstenden, fast biblischen Ausdruck, der besagte
    »Klopfet an, und es wird euch aufgetan«. Nach dem einen oder anderen Glas Champagner hatte Hudson angeklopft und sich in der anderen Hand die Bibel dazu gedacht. Schon wenige Minuten später hatten sie sich gefragt, was sie hier eigentlich sollten, inmitten dieser Menschen, die ihnen absolut nichts bedeuteten.
    Genau deshalb lief er jetzt um diese Stunde auf dem Kai im Hafen von Fontvieille auf und ab. Die Diskothek hatten sie praktisch sofort wieder verlassen, als klar war, dass ihr Schicksal nichts mehr mit diesem Ort zu tun haben würde. Sie hatten beschlossen, dass er seinen Scooter am Hafen abstellen solle und sie ihn dann mit dem Auto abhole. Sereena hatte verkündet, ein Cabrio zu besitzen, und eine nächtliche Tour an der Küste vorgeschlagen.
    Eine Art Regatta an Land eben, frei, glücklich und mit dem Wind in den Haaren. So wie er die Männer und die Frauen kannte, würde ihr Ausflug, noch bevor er überhaupt angefangen hatte, in ihrem Hotelzimmer enden. Nicht, dass er das bedauerte, im Gegenteil …
    Er warf die Zigarette ins Meer und kehrte zum Kajütboot zurück.
    In der absoluten Stille ging er an Bord und hörte unter seinen Schritten das Teakholz und das Aluminium knarzen. Niemand war an Deck. Zu dieser Zeit schliefen die Matrosen wie Murmeltiere. Er ging in seine Kabine, die genau neben der von Jack Sundstorm, dem Skipper, lag. Die beiden Nachbarkabinen von Jack waren ausgelost worden, und er und John Sikorsky, der Taktiker, hatten verloren.
    Jack war ein bewundernswerter Typ, aber er hatte eine furchtbare Angewohnheit. Er schnarchte so laut, dass man sich beim Gokart-Rennen wähnte. Jeder, der irgendwie in seiner Nähe schlief, musste zu Ohrenstöpseln greifen.
    Aus der Kabine drang kein Laut, ein Zeichen, dass Jack entweder auf dem Fest oder wach war. Hudson entledigte sich der Teamkluft.
    Er wollte etwas weniger Auffälliges anziehen. Es war eine Sache, einem offiziellen Anlass beizuwohnen, und eine andere, in den Farben eines exotischen Fisches herumzulaufen, als sei man im Aquari462

    um.
    Er zog eine blaue Hose und ein weißes Hemd an, das seine sonnengebräunte Haut zur Geltung brachte. Die Schuhe, beschloss er, könne er ruhig anbehalten. Eine Art Segelschuhe, leicht und bequem.
    Sein amerikanisches Auftreten durch Cowboystiefel zu unterstreichen, hielt er nicht für nötig.
    Er trug einen Spritzer Parfüm auf. Sich im Spiegel betrachtend, dachte er, mit dem Narzissmus sei es nun vorbei, aber ein Hauch gesunder, rechtschaffener, männlicher Eitelkeit konnte dem Abend etwas Schwung verleihen.
    Beim Verlassen des Bootes versuchte er, so leise wie möglich zu sein. Die echten Matrosen, die hart arbeiteten und in der Besatzung des Regattabootes nur verwöhnte und faule Tunten sahen, waren für gewöhnlich extrem empfindlich, wenn jemand ihren wohlverdienten Schlaf störte.
    Er befand sich wieder auf dem Kai, allein.
    Sereena hatte verständlicherweise beschlossen, ins Hotel zu fahren, um sich ebenfalls umzuziehen,

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