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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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er sogar die Schweigepflicht verletzt und dem Untersuchungsausschuss selbst gesagt, was dieser wissen wollte.
    Aber das ging nicht.
    Abgesehen von den persönlichen Risiken für ihn und all die Personen, die ihm den Einstieg in diese Kreise ermöglicht hatten, würde es bedeuten, die Fernbedienung zu ergreifen und einen Fernseher auszuschalten, auf dem ein fantastisches Segelboot mit einem schönen jungen Mann am Steuer die Wellen teilt …
    Nein, nichts zu machen, trotz der Aversion gegen Larkin. Das galt es durchzustehen, wenn er seine Wünsche verwirklichen wollte.
    Nicht alle, wie gesagt, aber viele, und auf der Stelle.
    Er ging zum Kajütboot des Sponsors zurück. Die zahlreichen, nebeneinander verankerten Boote waren ins Halbdunkel getaucht, bei den größeren brannten die Betriebsleuchten, andere waren ins Dunkel und den Schein fremder Lichter gehüllt.
    Er blickte um sich. Der Kai war menschenleer. Die Bars geschlossen, die Plastikstühle draußen gestapelt, die Markisen eingerollt. Er fand das seltsam. Trotz der späten Stunde war schließlich Sommer, und Sommernächte haben immer ihre Protagonisten, die sich spontan in Szene setzen. Erst recht in den Nächten an der Côte d’Azur. Ihm fiel die Geschichte mit dem Serienmörder ein, die ihm Sereena erzählt hatte. War er deswegen der Einzige auf dem Kai?
    Vielleicht wollte niemand alleine herumlaufen, um nicht das Risiko einer wenig erfreulichen Begegnung einzugehen. Er sagte sich, dass Menschen, die Angst hatten, wenn möglich die Gesellschaft der anderen suchten, in der Illusion, sich gegenseitig beschützen zu können.
    Was das betraf, so gab Hudson einen perfekten Einwohner New Yorks ab. Würde man sich in der Stadt, in der er lebte, solchen Gedanken überlassen, könnte man nie aus dem Haus …
    Er hörte den Motor eines Wagens näher kommen und lächelte.
    Nun hatte Sereena es doch noch geschafft. Er stellte sich vor, wie seine Finger die Brustwarzen der Frau erregten. In der Magengegend war eine gewisse Wärme zu spüren, die eine befriedigende Bestätigung am Reißverschluss der Hose fand. Er beabsichtigte, sie unter irgendeinem Vorwand dazu zu bringen, ihn fahren zu lassen. Während des Wartens war in seinem Kopf ein stilistisch äußerst delikates 467

    Bild entstanden. Er, der mit dem Wind in den Haaren die in Dunkelheit getauchte obere Küstenstraße entlangfuhr und gemächlich das Cabrio durch den Duft der Pinien lenkte, während eine sympathische junge Frau aus Neuseeland ihren Kopf über seinen Schoß beugte und seinen Schwanz in den Mund nahm.
    Er wandte sich den Lichtern der Stadt im Hintergrund zu, auf der anderen Seite der Mole, um ihr entgegenzugehen. Die eiligen Schritte des Mannes hinter ihm hörte er aus dem einfachen Grund nicht, dass jener die Stille in Person zu sein schien.
    Der Arm, der seinen Hals zudrückte, war jedoch aus Eisen, und die Hand, die ihm den Mund zuhielt, schien aus demselben Material zu sein. Der Stoß des Messers, kraftvoll von oben nach unten, war präzise und mörderisch, wie schon andere Male zuvor.
    Er teilte ihm das Herz mittendurch.
    Sein athletischer Körper verdoppelte sein Gewicht und sackte mit einem Schlag in die Arme seines Mörders, der ihn mühelos hielt.
    Hudson McCormack starb mit Blick auf den Burgfelsen von Monaco, ohne eine letzte kleine Eitelkeit befriedigt zu sehen. Er erfuhr nie, dass sein weißes Hemd neben der braunen Haut auch das Rot seines Blutes zur Geltung brachte.
    468

53
    Vom Balkon ihrer Villa aus beantwortete Helena mit einem Lächeln und einer kurzen Handbewegung das Winken ihres Sohnes, der an der Seite von Nathan Parker und Ryan Mosse durch das Hoftor ging. Das Gitter schnappte mit einem trockenen Geräusch ein, und das Haus blieb einsam zurück. Zum ersten Mal seit Tagen ließ man sie allein, und das erstaunte sie nicht wenig. Ihr Vater hatte irgendeinen Plan, das wusste sie, auch wenn ihr schleierhaft war, worin er bestand. Sie hatte Nathan und seinen Schergen kürzlich bei einem Gespräch überrascht, das sofort unterbrochen wurde, als sie hinzutrat. Seit sie von ihrer Beziehung zu Frank wussten, hielten sie ihre Anwesenheit offenbar für verdächtig oder gar gefährlich. Nie und nimmer hätte der General sie mit Stuart allein gelassen. Und so blieb sie nun mit ihrer Angst allein zurück.
    Bevor sie aus dem Haus gingen, hatte ihr Vater Ryan Mosse eine kurze Anweisung gegeben, alle im Haus vorhandenen Telefonapparate in ein Zimmer im Erdgeschoss zu bringen und dort

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