Ich Töte
erinnern würde, auch wenn er schon öfter dort gewesen war, aber er war jedes Mal bis nach Beausoleil mit Jean-Loups Auto gefahren, das ein Mercedes hieß. Er hatte nie besonders auf den Weg geachtet, denn er war immer viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, zu lachen und seinen Freund anzusehen. Wenn er mit Jean-Loup zusammen war, lachte er immer. Nein, nicht immer, denn manche Leute behaupteten, nur Idioten lachten immer, und er wollte nicht, dass sie sagten, er sei ein Idiot.
Außerdem war er es nicht gewöhnt, allein in der Gegend herumzulaufen, denn seine Mutter hatte Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte oder dass die anderen Jugendlichen ihn ärgerten, wie die Tochter von Madame Narbonne, die schiefe Zähne und lauter Pickel hatte und ihn trotzdem einen »schwachsinnigen Trottel« genannt hatte.
Es war ihm nicht klar gewesen, was ein schwachsinniger Trottel war, und er hatte seine Mutter danach gefragt. Sie hatte sich umgedreht, aber nicht schnell genug, um verbergen zu können, dass ihre Augen feucht wurden. Pierrot fand das nicht besonders beunruhigend. Seine Mutter hatte oft feuchte Augen, wie dann, wenn sie im Fernsehen diese Filme sahen, wo sich am Ende ein Mann und eine Frau küssen und die Geigenmusik dazu spielt und sie sich hinterher heiraten.
Das Einzige, was ihn an den feuchten Augen seiner Mutter wirklich beunruhigt hatte, war die Befürchtung, er würde früher oder später die Tochter von Madame Narbonne heiraten müssen.
Auf halber Strecke hatte er Durst bekommen und im Gehen die Coca-Cola getrunken, die er von zu Hause mitgenommen hatte.
Etwas widerwillig hatte er das getan, denn er hatte sie ja in der Ab547
sicht eingesteckt, sie mit Jean-Loup zu teilen, doch es war sehr warm, und er hatte einen schrecklich trockenen Mund gehabt und gedacht, dass sein Freund ihm wegen so einer Kleinigkeit bestimmt nicht böse sein würde.
Auf jeden Fall hatte er ja noch die Dose Schweppes.
Als er bei Jean-Loups Haus angekommen war, war er ziemlich verschwitzt gewesen, und er hatte gedacht, dass es vielleicht besser gewesen wäre, ein T-Shirt zum Wechseln mitzunehmen. Doch auch das war in Wirklichkeit kein Problem. Er wusste, dass Jean-Loup in der Kommode in der Waschküche mehrere T-Shirts hatte, die er für seine Arbeiten im Haus anzog. Wenn sein eigenes zu verschwitzt war, würde er sich ein T-Shirt von Jean-Loup nehmen können und es ihm beim nächsten Mal wieder zurückbringen, nachdem seine Mutter es gewaschen und gebügelt hatte. Das hatte er schon einmal gemacht, als sie in seinem Schwimmbad waren und sein T-Shirt ins Wasser gefallen war. Jean-Loup hatte ihm eins von seinen gegeben, ein blaues mit der Aufschrift »Martini-Racing«, nur dass er damals gedacht hatte, Jean-Loup habe es ihm geliehen, und dabei war es ein Geschenk gewesen.
Jetzt musste er als Erstes den Schlüssel finden. Den Aluminiumbriefkasten, der auf der Innenseite des schmiedeeisernen Tors angebracht war, hatte er schon entdeckt. In dunkelgrüner Schrift, in derselben Farbe wie die Gitterstäbe, stand »Jean-Loup Verdier« darauf.
Er hatte die Hand durch das Gitter gesteckt und die Unterseite der Metallbox abgetastet. Plötzlich hatte er die Form eines Schlüssels gefühlt, der mit einer dünnen Schicht aus einem Zeug dort festgeklebt war, das sich wie getrockneter Kaugummi anfühlte.
Gerade hatte er den Schlüssel abziehen wollen, als auf dem Platz vor dem Tor ein Auto angehalten hatte. Glücklicherweise war Pierrot von einem Busch und dem Stamm einer Zypresse verdeckt gewesen, so dass der Autofahrer ihn nicht hatte sehen können. Pierrot hatte aus seinem Versteck hervorgelugt und gesehen, dass in dem blauen Wagen dieser Amerikaner saß, der, der zuerst immer mit dem Kommissar zusammen gewesen war, aber später nicht mehr, denn irgendjemand hatte gesagt, der Kommissar sei tot. Also hatte er sich schnell wieder versteckt, ohne sich blicken zu lassen, denn wenn der Amerikaner ihn bemerkt hätte, hätte er ihn vielleicht gefragt, was er da mache, und hätte ihn nach Hause bringen wollen.
Dem Asphalt folgend, war er die Straße hinaufgegangen und hatte sich immer vorsichtig in Deckung gehalten. Nach dem Stück mit 548
dem Abhang, der so steil abfiel, dass einem beim bloßen Hinschauen schwindlig wurde, war er an einer Stelle, wo das möglich war, über die Leitplanke geklettert und hatte auf dem abschüssigen Gelände einen großen Busch gefunden, in dem er sich verstecken konnte.
Von seinem Aussichtspunkt aus hatte er
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