Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
Frank, dass keine davon die richtige war. Er legte die Hand auf das schwarze Metall des Gerätes vor sich und ließ die Finger über die weißen Ziffern gleiten, als könne er sie als dreidimensionale Erhebung spüren.
    Eine Hypothese ist eine Reise, die Monate dauern kann, Jahre oder ein ganzes Leben. Der Impuls, der sie bestätigt, fährt mit der Geschwindigkeit eines Blitzes ins Gehirn, und die Wirkung ist unmittelbar.
    Er begriff plötzlich, wozu dieser zweite CD-Player diente und welche Funktion die Nummern hatten, die der Bewohner des Bunkers noch schnell von der Oberfläche wegzuwischen versucht hatte.
    Die weißen Nummern waren die Ziffern einer Zahlenkombination.
    Frank ließ die CD-Lade wieder in ihr Fach fahren und drückte die Starttaste, die durch einen Pfeil gekennzeichnet war. Auf dem Display erschien eine Reihe von Ziffern, die beim Abspielen einer CD
    den jeweiligen Titel und die jeweils abgelaufene Zeit anzeigten.
    Er beobachtete, wie in dem kleinen, erleuchteten Rechteck langsam die Sekunden vergingen. Nach zehn Sekunden wechselte er zum nächsten Titel über. Er wartete, bis die Sieben aufleuchtete, und ging dann zum dritten Titel über. Sobald die Leuchtschrift eine Vier anzeigte, wählte er den vierten Titel. Als eine Acht auf dem Display erschien, drückte er die Stopptaste.
    Klack!
    544

    Das Schnappen war so leise, dass Frank, hätte er nicht den Atem angehalten, es kaum gehört hätte. Er wandte sich nach rechts, woher das Geräusch gekommen war, und bemerkte, dass das Metallregal jetzt ein paar Zentimeter ins Zimmer hereinstand. Es war so perfekt in die Bunkerwand eingepasst, dass es im geschlossenen Zustand wie ein Teil der Wand gewirkt hatte.
    Vorsichtig steckte er die Finger in den Spalt, der sich an der Rückwand des Regals aufgetan hatte, und versuchte, es zu bewegen.
    Auf seitlichen Schienen laufend, ließ sich das Gestell etwa einen Meter ins Zimmer ziehen und gab den Blick auf eine runde Metalltür frei. In einer Vertiefung der Tür erblickte Frank ein Öffnungsrad, das dem Mechanismus der Tür glich, durch die er hereingekommen war.
    Als sie den Bunker durchsucht hatten, war ihnen die Frage gar nicht gekommen, wieso die Regalbretter leer standen. Jetzt da er die Antwort hatte, gelang es ihm auch, die subtile Frage zu stellen, die sich ihrem Scharfsinn entzogen hatte.
    Dieses Regal war also dazu da, den zweiten Ausgang zu verbergen.
    Frank drehte das Rad mühelos im Gegenuhrzeigersinn, bis er spürte, dass das Schloss aufging. Dann drückte er gegen die Tür, die sich auf gut geölten Angeln lautlos öffnete. Ihm ging durch den Kopf, dass Jean-Loup Verdier eine Menge Zeit und eine Menge technischer Kenntnisse aufgebracht haben musste, um diesen Ort zu warten.
    Hinter der Tür öffnete sich eine Betonröhre von circa eineinhalb Metern Durchmesser, ein schwarzes Loch, das beim Bunker anfing, um wer weiß wo zu enden.
    Frank steckte sich das Handy in die Brusttasche seines Hemdes, legte seine Jacke ab und zog die Glock aus der Pistolentasche an seinem Gürtel. Er hockte sich auf den Boden und war zu regelrecht akrobatischen Verrenkungen gezwungen, um zwischen den Schienen, welche die Regalwand hielten, hindurchzuschlüpfen. Dann passierte er die Tür mit dem hermetischen Verschluss. Einen Moment hielt er inne und betrachtete die Tunnelöffnung und die Dunkelheit, die auf ihn wartete. Der leichte Schimmer aus dem Bunker, halb verdeckt durch das Regal und seinen Körper, ließ gerade mal einen Meter Sicht. Er wusste, dass es gefährlich sein konnte, sehr gefährlich, sich blindlings in diesen Gang hineinzuwagen.
    Doch dann fiel ihm wieder ein, wer auf diesem Weg geflohen war und was dieser Mann alles getan hatte, und er schob sich ent545

    schlossen in den Tunnel. Nichts hätte Frank jetzt mehr abhalten können, nicht einmal das Risiko, am anderen Ende auf ein Exekutionskommando zu stoßen.
    546

60
    Pierrot streckte den Kopf ein wenig aus dem Busch, in dem er sich versteckt hatte, und sah zur Straße hinüber. Erleichtert stellte er fest, dass all die Autos und die Menschen, die dort gewartet hatten, inzwischen weggefahren waren. Und auch die Polizeibeamten, die den Verkehr geregelt hatten, waren nun fort.
    Gut. Das heißt, jetzt war es gut. Vorhin hatte er furchtbare Angst gehabt …
    Nachdem er den Sender verlassen hatte, war er zu Fuß, den Rucksack auf dem Rücken, zu Jean-Loups Villa hinaufgegangen. Er war ziemlich nervös gewesen, denn er hatte nicht gewusst, ob er sich an den Weg

Weitere Kostenlose Bücher