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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Wasservorräten, die jede Belagerung aussichts541

    los gemacht hätten.
    Dann kam der Raum, in dem sich der Körper im kristallenen Schrein befunden hatte, neben einem spartanisch einfachen französischen Bett. Der Gedanke, dass Jean-Loup an der Seite dieses Leichnams geschlafen hatte, ließ Frank erschaudern, als habe ihm plötzlich ein eisiger Atem in den Nacken gehaucht. Mit Mühe unterdrückte er das Bedürfnis, sich umzudrehen und hinter sich zu sehen.
    Er ließ seinen Blick von links nach rechts durch den rechteckigen Raum schweifen, in dem er stand und von dem die Türen zum Schlafzimmer und zum Bad beziehungsweise zur Vorratskammer abgingen. Dann begann er, in regelmäßigen Abständen seine Augen zu schließen und wieder zu öffnen und die Bilder des Raumes in seinen Geist zu projizieren, als seien es Dias.
    Klick. Ein Detail. Klick.
    Such nach einem Detail.
    Klick.
    Was stimmt hier nicht? Irgendetwas in diesem Raum ist merkvürdig.
    Klick.
    Eine kleine Sache, eine leichte Unstimmigkeit …
    Klick.
    Ich weiß, was es ist, ich habe es gesehen, ich habe es registriert
    …
    Klick, klick, klick …
    Das Zimmer erschien und verschwand wie unter dem Licht eines Stroboskops. Er fuhr fort, die Augen zu schließen und zu öffnen, als könne sich jederzeit das, was er suchte durch Zauberei im Zimmer zeigen. Er begann, nach einer Methode nachzudenken, die ihm viele Male zu optimalen Resultaten verholfen hatte.
    Die linke Wand.
    Klick.
    Die Regale oben voller Rekorder und elektronischer Geräte, die Jean-Loup benutzt hat, um seine Stimme zu filtern und in Keiners Stimme zu verwandeln.
    Die beiden Tannoy-Lautsprecher so aufgestellt, dass sie einen perfekten Stereoeffekt erzeugen.
    Ein hochmoderner CD- und Minidisc-Player.
    542

    Ein CD-Brenner.
    Ein Kassettendeck und ein DAT-Rekorder.
    Ein Plattenspieler für die alten 33er-Langspielplatten.
    Die Platten, ordentlich in den unteren Teil des Regals einsortiert, der ein wenig vorsteht und auch als Ablage dient.
    Links die LPs, rechts die CDs.
    In der Mitte die Arbeitsfläche, die als Schreibtisch fungiert.
    Auf der Arbeitsfläche ein kleiner Mixer, ein Macintosh G4, der die Aufnahmegeräte steuert.
    Dahinter ein schwarzer Apparat, der wie ein zweiter, kleinerer CD-Player aussieht.
    Die hintere Wand.
    Ein Metallregal, das in die Bunkerwand eingelassen ist, leer. Die rechte Wand.
    Die Türen zu den beiden anderen Räumen und dazwischen ein Holztisch mit einer kleinen Halogenlampe.
    Plötzlich hielt Frank inne.
    Ein zweiter, kleinerer CD-Player …
    Er durchquerte den Raum und untersuchte aufmerksam das Gerät, das auf der hölzernen Arbeitsplatte stand. Er war kein HiFi-Experte, aber soweit er sehen konnte, war es ein ziemlich einfaches Modell, schwarzes Metall, kleines Display auf der Vorderseite, offensichtlich nicht besonders modern. Frank sah, dass aus der Rückseite mehrere Kabel kamen, die in einer Bohrung unten im Metallregal verschwanden. Auf der metallenen Oberseite des Geräts standen in weißem, wasserfestem Filzstift eine Reihe von Ziffern. Jemand hatte ungeschickt versucht, sie abzuwischen, doch sie waren noch lesbar.
    1-10
    2-7 3-4 4-8
    Frank stutzte. Die Oberseite eines CD-Players war ein ungewöhnlicher Ort, um sich Notizen zu machen …
    Er drückte auf die Eject-Taste, und links vom Display kam lautlos die CD-Lade zum Vorschein. Darin lag eine CD. Es war keine Original-CD, sondern eine selbst gebrannte Kopie. Auf der goldenen Oberfläche stand in Druckschrift, diesmal mit rotem Filzstift: Robert Fulton – »Stolen Music«.
    543

    Schon wieder diese verdammte Platte. Frank hatte den Eindruck, als verfolge ihn diese Musik wie ein böser Fluch. Er überlegte. Es war verständlich, dass Jean-Loup sich eine digitale Kopie seiner LP
    angefertigt hatte, um das Original nicht abzunutzen. Doch warum hatte er es dann für nötig befunden, zur Ermordung von Allen Yoshida die alte Langspielplatte aus Vinyl mitzunehmen? Gut, das konnte symbolische Bedeutung haben, doch vielleicht gab es auch einen anderen Grund dafür, irgendeinen …
    Frank wandte sich um, betrachtete den hochmodernen CD-Player zwischen all den anderen Geräten und ließ seinen Blick dann wieder auf dem bescheidenen Apparat ruhen, der vor ihm auf der Holzplatte stand.
    Er stellte sich eine Frage.
    Warum sollte jemand, der einen solchen CD-Player zur Verfügung bat, so ein Billiggerät benutzen, um Musik zu hören?
    Es gab zig Antworten auf diese Frage, und alle waren sie plausibel. Und doch wusste

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