Ich Töte
machte eine Bewegung, um zu zeigen, dass das schon in Ordnung gehe, und der Polizist ließ den Mann los. Er brachte mit fahrigen Bewegungen seinen Anzug in Ordnung und wandte sich mit der Miene eines Mannes, der es geschafft hat, endlich mit jemandem von Gleich zu Gleich zu sprechen, an den Kommissar. Er baute sich vor ihm auf und nahm die Sonnenbrille ab, damit er ihm direkt in die Augen sehen konnte.
»Guten Tag, Herr Kommissar. Darf ich erfahren, was hier auf diesem Boot vorgeht?«
»Und darf ich erfahren, mit wem ich spreche?«
»Mein Name ist Roland Shatz, und ich garantiere Ihnen, dass dieser Name Gewicht hat. Ich bin ein Freund des Besitzers dieser Yacht. Ich verlange eine Erklärung.«
»Sehr geehrter Herr Roland Shatz, mein Name ist Hulot und er mag weniger Gewicht haben als der Ihre, aber ich bin Polizeikommissar. Das bedeutet, bis zum Beweis des Gegenteils bin auf diesem Schiff ich derjenige, der die Fragen stellt und nach Antworten verlangt.«
Hulot konnte zusehen, wie in Shatz die Wut hochstieg. Der Mann trat einen Schritt näher und senkte seine Stimme ganz leicht.
»Herr Kommissar …«, flüsterte er wenige Zentimeter vor seinem Gesicht. In seinen Worten schwang grenzenlose Verachtung mit.
»Dieses Schiff gehört Jochen Welder, dem zweifachen Formel-1
Weltmeister, dessen Manager und persönlicher Freund ich bin. Und ich bin auch persönlich mit Seiner Hoheit Prinz Albert befreundet, deshalb werden Sie mir jetzt haarklein berichten, was hier auf dieser Yacht vor sich geht und was mit ihren Besitzern passiert ist!«
Hulot ließ diese Worte einen Augenblick zwischen ihnen stehen.
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Dann schoss seine Hand blitzartig vor, packte Shatz am Knoten seiner Krawatte und drehte ihn so weit herum, bis er keine Luft mehr bekam. Er sah, wie sein Gesicht blau anlief.
»Soso, du willst also wissen … In Ordnung, das kannst du haben, komm und sieh dir an, was auf diesem Schiff vor sich geht, du Scheißkerl!«
Er war außer sich. Ohne den Griff zu lockern, zwang er den Manager, ihm unter Deck zu folgen.
»Komm, persönlicher Freund von Prinz Albert, komm und sieh mit deinen eigenen Augen, was auf dieser Yacht vor sich geht.«
Vor der Tür zur Kabine blieb er stehen und lockerte seinen Griff.
Mit der Hand zeigte er auf die beiden Körper, die auf dem Bett lagen.
»Da, sieh es dir an!«
Roland Shatz holte tief Luft, doch im selben Moment blieb sie ihm wieder weg. Als ihm klar wurde, was die Szenerie vor seinen Augen bedeutete, erbleichte er tödlich. Das Weiße in seinen Augen blitzte kurz auf, dann ging er ohnmächtig zu Boden.
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7
Als er zum Hafen hinunterging, sah Frank eine Ansammlung von Menschen die Polizeiwagen und die uniformierten Männer beobachten, die sich zwischen den Booten am Kai drängelten. In einem Rücken hörte er eine Sirene allmählich lauter werden. Diese Konzentration von Kräften bedeutete, dass hier mehr passiert war, als man von außen sehen konnte, eine einfache Kollision zweier Schiffe nämlich.
Außerdem waren da noch die Journalisten. Frank hatte zu viel Erfahrung, um sie nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Sie wuselten herum und suchten nach Informationen mit einem Eifer, den nur eine wirklich große Geschichte auslösen konnte. Die Sirene, die eben noch wie eine Vorankündigung aus der Ferne herübergeklungen war, trat nun in die Gegenwart ein.
Zwei Polizeiautos schossen aus der Rascasse, fuhren die Mole entlang und kamen vor den Absperrungen zum Halten. Ein Beamter eilte herbei, um die Gitter beiseite zu schieben und sie durchzulassen. Die Wagen hielten hinter dem Krankenwagen, der parallel zur Mole mit offenen Hecktüren geparkt war.
Frank fand, dass sie aussahen wie der aufgesperrte Rachen eines Ungeheuers, das nur darauf wartet, seine Beute zu verschlingen.
Aus den Autos stiegen Männer, einige in Uniform, ein paar in Zivil. Sie lenkten ihre Schritte zum Heck einer großen Yacht, die etwas weiter hinten vertäut war. Vor dem Aufgang sah Frank Kommissar Hulot stehen. Die Neuankömmlinge hielten dort an und wechselten ein paar Worte mit ihm, um dann zusammen den Steg hinaufzulaufen und an Deck des schräg eingeklemmten Schiffes zu gelangen.
Frank ging langsam um die dicht gedrängte Menge herum und begab sich in den Schutz der Mauer rechts neben der Bar. Von diesem Standort aus konnte er in aller Ruhe die ganze Szene überblicken.
Aus dem Bauch des Zweimasters stiegen Männer herauf, die offensichtlich einige Mühe hatten, zwei Plastiksäcke mit großen
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