Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
möchten, sage ich Ihnen, was mit Ihnen los ist. Einige gebrochene Rippen, eine Läsion der Lunge, ein doppelt gebrochenes Bein, überall Löcher in verschiedenen Größen, ernsthafte Thoraxverletzungen, ein Schädeltrauma. Und auf dem ganzen Körper so viele blaue Flecken, dass Sie ohne Probleme als Farbiger durchgehen könnten. Dazu kommt, oder besser kam, ein Metallsplitter, der nur einen Millimeter vor Ihrem Herzen Halt gemacht hatte und uns einige Mühe bereitet hat, weil wir ihn an uns nehmen wollten, bevor er Sie an sich nehmen konnte.«
    52

    Während er sprach, hatte er sich die Tafel gegriffen, die am Fu
    ßende des Bettes hing. Er war ans Kopfende gekommen und hatte einen Knopf gedrückt, wobei der Duft seines frisch gewaschenen Hemdes zu ihm herübergeweht war.
    »Und jetzt, die Anwesenden mögen uns entschuldigen, ist es in der Zeit, all das zu überprüfen, was wir angestellt haben, um das Desaster in den Griff zu bekommen.«
    Harriet und Homer Woods waren zur Tür gegangen und hatten sie genau in dem Moment geöffnet, als eine schwarze Krankenschwester ein Wägelchen voller Medikamente und Verbandsmaterial hineinschieben wollte. Vor dem Weiß ihrer Uniform erschien ihre Haut noch dunkler. Harriet hatte, bevor sie hinausging, noch einen besorgten Blick auf den Monitor geworfen, der das Herz ihres Mannes überwachte, als könne nur ihre Anwesenheit das Funktionieren beider garantieren. Dann hatte sie den Kopf abgewandt und die Tür hinter sich geschlossen.
    Während der Arzt und die Krankenschwester sich an den Verbänden und Drainagen seines Körpers zu schaffen machten, hatte Frank nach einem Spiegel verlangt. Die Krankenschwester hatte den Wunsch nicht kommentiert, sondern lächelnd den Spiegel von der Wand neben der Tür abgenommen und ihm vorgehalten.
    Vor sich sah er das seltsam teilnahmslose, bleiche Gesicht und die leidenden Augen von Frank Ottobre, Spezialagent des FBI, immer noch am Leben.
    Spiegel über Spiegel, Augen über Augen.
    Die Gegenwart schob sich wieder vor die Erinnerungen, und Frank fand im Badezimmerspiegel seine Zeit und seine Augen wieder, während er sich ernsthaft fragte, ob es er Mühe wert gewesen war, dass all diese Ärzte so einen Aufstand gemacht hatten, nur um ihm dieses Leben wiederzugeben.
    Er ging ins Schlafzimmer zurück und machte Licht. Zwischen den ganzen Schaltern neben dem Bett suchte er den für die Jalousien.
    Er drückte ihn, der Rollladen hob sich mit einem Summen langsam an und mischte das Tageslicht ins elektrische Licht.
    Frank ging zur Terrassentür, schob die Vorhänge beiseite, zog am Griff der leichtgängigen Scheibe und öffnete sie lautlos.
    Er trat auf die Terrasse hinaus.
    Zu seinen Füßen lag Monte Carlo, ganz in Gold und Gleichgültigkeit gehüllt. Direkt gegenüber, im Licht der aufgehenden Sonne, 53

    dehnte sich das blaue Meer bis ans Ende der Welt und reflektierte den Himmel, ohne ihn zu sehen. Er dachte an das Gespräch mit Cooper zurück. Auf der anderen Seite dieses Meeres lag sein Land im Krieg. Einem Krieg, der ihn betraf und alle, die waren wie er. Einem Krieg, der die ganze Welt betraf, die im Licht leben wollte, ohne Schatten und ohne Angst. Und er hätte dort sein müssen, um jene Welt und jene Menschen zu verteidigen.
    Früher hatte er das getan, früher war er zusammen mit Cooper, Homer Woods und all den anderen an die vorderste Front geeilt. Er hatte beinahe sein Leben für sein Land gegeben, und die Narben auf seinem Körper konnten das bezeugen.
    Und Harriet …
    Eine frische Brise streifte seine Haut und ließ ihn frösteln. Er merkte, dass er immer noch nackt war. Als er zurück ins Haus ging, fragte er sich, was wohl die Welt mit Frank Ottobre, Spezialagent des FBI, anfangen sollte, wenn nicht mal er selbst wusste, was er mit sich anfangen sollte.
    54

6
    Als er aus dem Wagen stieg, sah Kommissar Nicolas Hulot von der Sûreté Publique des Fürstentums Monaco das Segelboot, das zwischen den beiden anderen eingeklemmt leicht auf der Seite lag.
    Er ging zum Kai hinüber. Inspektor Morelli eilte ihm über die Gangway der Baglietto , die der Zweimaster gerammt hatte, entgegen. Als sie sich davor trafen, stellte der Kommissar überrascht fest, dass Morelli fix und fertig war. Morelli war einer ihrer besten Polizisten. Er hatte Trainingskurse beim Mossad, dem israelischen Geheimdienst, absolviert, und eigentlich gab es nichts, was er nicht schon gesehen hatte. Dennoch war er ziemlich blass um die Nase und hatte Schwierigkeiten,

Weitere Kostenlose Bücher