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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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auf den jemand, mit dem Blut, etwas geschrieben hatte.
    Ich töte …
    Hulot fühlte, wie seine Hände zu Eis erstarrten. Er zwang sich, tief durch die Nase einzuatmen, um ruhiger zu werden. Der süßliche Geruch nach Blut und Tod, der die Angst und die Fliegen anzieht, machte sich bemerkbar.
    Er folgte der Blutspur und trat in die Kabine, die sich zu seiner Linken öffnete. Als er auf der Schwelle stand und ins Innere sah, fuhr die Kälte aus seinen Händen in den ganzen Körper und verwandelte ihn in einen einzigen Eisblock.
    Auf dem Bett lagen nebeneinander die Leichen eines Mannes und einer Frau. Die Frau hatte keine sichtbaren Wunden, während sich auf der Brust des Mannes, in Höhe des Herzens, ein großer rötlicher Fleck zeigte, von dem Blut ausgetreten und sich auf dem Laken ausgebreitet hatte. Das Blut war überall. An den Wänden, auf den Kissen, auf dem Boden. Kaum zu glauben, dass all das viele Blut nur aus diesen beiden armen leblosen Körpern stammen sollte.
    Der Kommissar zwang sich, die Köpfe der beiden Leichen anzusehen. Sie hatten keine Gesichter mehr. Der Mörder hatte die Kopfhaut komplett mit den Haaren abgezogen, wie man es beim Häuten eines Tieres tut.
    Versteinert blickte er in die weit aufgerissenen Augen, die zur Decke hinaufstarrten, ohne sie noch wahrnehmen zu können, sah die mit geronnenem Blut bedeckten Gesichtsmuskeln, sah die Zähne, die zu einem makabren Lächeln vorstanden, das nie mehr erlöschen würde, weil die Lippen fehlten.
    Hulot hatte das Gefühl, als müsse sein Leben für immer anhalten, als müsse er für alle Zeiten hier in der Tür zu der Kabine stehen bleiben, um dieses grauenvolle Bild anzustarren. Einen Moment lang betete er zum Himmel, dass die Person, die zu einem solchen Mas57

    saker fähig gewesen war, zumindest die Barmherzigkeit gehabt hatte, ihre beiden Opfer zu töten, bevor sie ihnen diese Tortur angetan hatte.
    Er riss sich los und ging zur Küche zurück, wo ihn Lassalle bereits erwartete. Auch Morelli hatte sich überwunden und war heruntergekommen. Er stand Lassalle gegenüber und sah den Kommissar forschend an.
    Der wandte sich zuerst an den Arzt.
    »Und, was können Sie mir dazu sagen, Doktor?«
    Lassalle straffte die Schultern.
    »Der Tod ist schon vor einigen Stunden eingetreten. Die Leichenstarre hat gerade erst begonnen. Der Mann ist wahrscheinlich mit einer Stichwaffe ermordet worden, ein sauberer Stich direkt ins Herz. Die Frau weist, abgesehen von …« Der Arzt machte eine Pause und musste schlucken. »Abgesehen von den Verstümmelungen sind keine weiteren Verletzungen zu erkennen, zumindest auf der Vorderseite. Ich habe die Leichen noch nicht bewegt, weil wir noch auf die Spurensicherung warten. Sicher wird die Autopsie weitere Klarheit bringen.«
    »Weiß man schon, wer die beiden waren?«
    Diesmal antwortete Morelli.
    »Aus den Papieren geht hervor, dass das Schiff auf eine Gesellschaft in Monte Carlo zugelassen ist. Wir haben das Wrack noch nicht genauer untersucht.«
    »Die Spurensicherung wird uns die Hölle heiß machen. So viele Leute, wie auf diesem Schiff ein und aus gegangen sind … Dadurch ist der Tatort verunreinigt, und wer weiß, wie viele Hinweise wir schon verloren haben.«
    Hulot sah auf den Boden und die Blutspur. Hier und da waren Fußabdrücke, die er vorher nicht bemerkt hatte. Als er seinen Blick zum Tisch hinüberwandern ließ, ertappte er sich bei der absurden Hoffnung, dass die verrückte Inschrift nicht mehr da sei.
    Vom Oberdeck drangen zwei erregte Stimmen herunter. Er stieg die paar Stufen hinauf und fand sich plötzlich in einer anderen Welt wieder, in der Sonne, im Licht und im Leben, an der frischen, salzigen Luft, ohne den Geruch des Todes, den man unten atmete.
    Auf der Brücke versuchte ein Polizist, einen etwa fünfundvierzigjährigen Mann aufzuhalten, der mit einem starken deutschen Akzent auf Französisch herumschrie und versuchte, an dem Polizisten vorbeizukommen.
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    »Lassen Sie mich durch, habe ich gesagt!«
    »Sie können hier nicht durch, es ist verboten. Niemand darf der durch.«
    Der Mann versuchte, sich dem Griff des Beamten, der ihn an den Armen festhielt, mit Gewalt zu entwinden. Sein Gesicht war rot angelaufen, sein Betragen beinahe hysterisch.
    »Ich sage Ihnen doch, ich muss hier durch. Ich muss wissen, was passiert …«
    Der Beamte sah den Kommissar, und Erleichterung breitete ich auf seinem Gesicht aus.
    »Kommissar, entschuldigen Sie, aber wir konnten ihn nicht aufhalten.«
    Hulot

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