Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
stand wegen ihres Selbstverständnisses und ihrer Effizienz in ständigem Kontakt mit der ganzen Welt, also auch mit dem FBI. Frank war herübergeschickt worden, um die Untersuchungen vor Ort zu betreuen, da er fließend Französisch und Italienisch sprach. Mit Hulot hatte er sich gut verstanden, und sie waren sofort Freunde geworden. Später waren sie in Kontakt geblieben, und als er und Harriet eine Reise nach Europa gemacht hatten, 63

    waren sie bei ihm und seiner Frau zu Gast gewesen. Hulot hatte seinerseits eine Reise in die Staaten geplant, als die Sache mit Harriet passierte …
    Frank dachte, dass er immer noch nicht in der Lage war, die Dinge beim Namen zu nennen, als könne er, indem er das Wort »Nacht«
    vermied, das Hereinbrechen der Dunkelheit verhindern. Was geschehen war, hieß in seinem Kopf immer noch die Sache mit Harriet.
    Als er davon erfahren hatte, rief Hulot ihn monatelang fast täglich an. Er hatte ihn schließlich überredet, seine Isolation zu verlassen und hierher zu ihm zu kommen. Mit der Diskretion eines wahren Freundes hatte er ihm das Apartment besorgt, in dem er in Monte Carlo wohnte und das André Ferrand gehörte, einem Manager, der für mehrere Monate in Japan weilte.
    Hulot sah ihn nun an wie ein Mann im Wasser den Rettungsring.
    Frank konnte sich den Gedanken nicht verkneifen, wer von ihnen wohl der Mann und wer der Rettungsring war. Sie waren nur zwei einzelne Menschen, die der grausamen Fantasie des Todes gegenüberstanden.
    Frank setzte die Sonnenbrille wieder auf und erhob sich mit einem Ruck, bevor er sich umdrehen und die Flucht ergreifen konnte.
    »Gehen wir.«
    Wie ein willenloser Automat folgte er dem Freund bis auf die Forever und fühlte, dass sein Herz immer stärker schlug. Der Kommissar zeigte ihm die Stufen, die ins Innere des Zweimasters führten, und ließ ihn als Ersten hinuntergehen. Er wusste, dass sein Freund das blockierte Ruder bemerkt, jedoch kein Wort darüber verloren hatte. Als sie unter Deck waren, blickte Frank sich um, die Augen hinter den dunklen Brillengläsern verborgen.
    »Hm … eine Luxusyacht, scheint mir. Alles computerisiert. Ein Schiff mit Autopilot.«
    »Tja, an Geld fehlte es dem Besitzer ganz sicher nicht. Wenn man überlegt, dass er das alles verdient hat, indem er jahrelang seine Haut in einem Rennwagen riskiert hat, nur um dann so zu enden …«
    Frank sah sich die Situation an, wie sie vom Mörder hinterlassen worden war, und bemerkte auch die vertrauten Vorkehrungen der Spurensicherung, die hier nach subtileren, weniger offensichtlichen Hinweisen gesucht hatte. Sicherung der Fingerabdrücke, Vermessung und exakte Untersuchung des Tatortes. Obwohl alle Luken geöffnet waren, lag der Geruch des Todes noch in der Luft.
    64

    »Die beiden wurden dort drüben im Schlafzimmer gefunden, wo sie Seite an Seite nebeneinander lagen. Die Fußabdrücke, die du hier überall siehst, stammen von Gummischuhen. Möglicherweise die Füße eines Taucheranzuges. Die Spuren von den Händen haben keine Fingerabdrücke hergegeben. Der Mörder hat Handschuhe getragen und sie nie ausgezogen.«
    Frank ging durch den Korridor, gelangte an die Tür zur Kapitänskajüte und verharrte auf der Schwelle. Äußerlich war er betont ruhig, doch in seinem Inneren brach die Hölle los. Oft schon hatte er Schauplätze wie diesen gesehen, Blut, das bis an die Decke gespritzt war, regelrechte Metzeleien. Doch das waren Menschen gewesen, die gegen andere Menschen gekämpft hatten, grausam zwar, aber wegen menschlicher Interessen. Macht, Geld, Frauen oder irgendetwas anderem. Es waren Kriminelle, die gegen andere Kriminelle kämpften. Auf jeden Fall Menschen gegen Menschen.
    Hier jedoch lag etwas anderes in der Luft, jemandes Kampf gegen seine eigenen Dämonen, solche, die den Geist zerfressen, wie der Rost das Eisen zerfrisst. Niemand begriff das besser als Frank.
    Er fühlte, wie es ihm die Luft abschnürte, und ging in seinen eigenen Spuren zurück. Hulot wartete, bis er wieder bei ihm war, und fuhr dann mit seinem Bericht fort.
    »Die Leute vom Hafen, wo sie lagen, in Fontvieille, haben uns informiert, dass Jochen Welder und die Parker gestern Morgen hinausgefahren sind. Sie sind jedoch nicht mehr zurückgekehrt, deshalb gehen wir davon aus, dass sie irgendwo vor der Küste geankert haben. Vermutlich hier in der Nähe, denn sie hatten nicht viel Treibstoff dabei. Der Tathergang ist noch nicht ganz geklärt, aber wir haben eine Hypothese, die ganz plausibel erscheint.

Weitere Kostenlose Bücher