Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
Reißverschlüssen an der Oberseite auf das schräg liegende Deck zu schaffen. Frank erkannte die Leichensäcke sofort.
    Mit seltsamer Gleichgültigkeit beobachtete er, wie die beiden Körper zum Krankenwagen transportiert wurden. Früher einmal war der Schauplatz eines Verbrechens sein natürliches Habitat gewesen.
    61

    Jetzt sah er diesem Schauspiel zu, als habe er nie etwas damit zu tun gehabt, als sei er unempfänglich für die Herausforderung, die jeder Polizist angesichts eines Verbrechens empfindet, und unempfänglich für den Schauder, den alle Menschen in Gegenwart des Todes fühlen.
    Während die Türen des Krankenwagens sich hinter seiner Ladung schlossen, kamen Kommissar Hulot und seine Begleiter im Gänsemarsch die Gangway der Baglietto herunter.
    Hulot wandte sich direkt dem kleinen Häuflein Journalisten zu, das von zwei Beamten in Schach gehalten wurde. Da waren Pressevertreter, Reporter von Radiostationen und Fernsehsendern. Der Kommissar fuhr zwischen sie wie der Wind ins Schilf. Von seinem Beobachtungsposten stellte sich Frank das Bombardement der Fragen vor, sah die Mikrofone, die unter Verrenkungen in die Nähe vom Mund des Kommissars gereckt wurden, um ihm Informationen zu entlocken, und sei es auch nur ein Fetzchen, an das man Wörter über Wörter anflechten könnte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wenn Journalisten nicht mit der Wahrheit dienen konnten, dann gaben sie sich auch damit zufrieden, Neugier zu entfachen.
    Während Hulot sich mit der Presse auseinander setzte, wandte er den Kopf in seine Richtung. Frank merkte, dass er ihn gesehen hatte.
    Der Kommissar ließ die Gruppe von Journalisten stehen, und an seiner Miene war die pausenlose Wiederholung von »No comment«
    abzulesen.
    Er wurde verfolgt von einem verzweifelten Schwall von Fragen, auf die er nicht antworten wollte oder konnte. Vor der Absperrung blieb er stehen und winkte ihn heran. Widerwillig löste Frank sich von der Mauer, bahnte sich einen Weg durch die Menge und blieb auf der anderen Seite der Absperrgitter vor Hulot stehen.
    Die beiden schauten sich an. Wahrscheinlich war der Kommissar gerade erst aufgestanden, aber er sah so müde aus, als habe er in den letzten achtundvierzig Stunden überhaupt keinen Schlaf bekommen.
    »Salut, Frank. Komm rein.«
    Er gab dem Beamten neben sich ein Zeichen, er möge das Gitter beiseite stellen, um ihn durchzulassen. Sie setzten sich auf die Terrasse der Bar unter einen Sonnenschirm. Hulot ließ seine Blicke ziellos umherschweifen, als fiele es ihm schwer zu begreifen, was rundherum geschah. Frank nahm die Ray-Ban ab und wartete, dass er ihn ansah.
    »Was ist los?«
    62

    »Zwei Tote, Frank. Ermordete Tote«, sagte er, noch immer ohne ihn anzusehen.
    Er machte eine Pause. Dann drehte er sich endlich um und suchte seinen Blick.
    »Und nicht irgendwer. Jochen Welder, der Formel-1-Fahrer. Seine Freundin, Arijane Parker, eine ziemlich bekannte Profischachspielerin.«
    Frank sagte nichts. Irgendwie wusste er, dass das noch nicht alles war.
    »Sie haben keine Gesichter mehr. Der Mörder hat sie gehäutet wie Tiere. Ein schrecklicher Anblick. In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht so viel Blut gesehen.«
    In der Zwischenzeit hatte die traurige Abfahrt des Krankenwagens und des Mannschaftswagens der Polizei signalisiert, dass es nichts mehr zu sehen gab. Die Neugierigen begannen, sich nach und nach zu verlaufen, besiegt von der Wärme und zu anderen Beschäftigungen gerufen. Die Journalisten hatten alles aufgeschnappt, was zu bekommen war, und machten sich ebenfalls auf den Weg.
    Hulot sagte immer noch nichts. Er sah Frank fest in die Augen, und sein Schweigen sprach Bände.
    »Möchtest du mal einen Blick darauf werfen?«
    Frank wollte Nein sagen. Alles in ihm sagte Nein. Er würde nie mehr Blutspuren oder umgestürzte Möbelstücke sehen oder den Puls am Hals eines am Boden liegenden Menschen fühlen, um zu erkennen, ob er tot war. Er war kein Polizist mehr, er war nicht einmal mehr ein Mann. Er war gar nichts.
    »Nein, Nicolas. Mir ist nicht danach.«
    »Ich frage dich nicht deinetwegen. Ich frage dich meinetwegen.«
    Frank Ottobre musterte Nicolas Hulot, als sähe er ihn zum ersten Mal in seinem Leben, und doch kannte er ihn schon seit Jahren. Sie hatten zusammen an einem Fall gearbeitet, der das FBI mit der Sûreté Publique zusammengeführt hatte, um eine Geschichte von internationaler Geldwäsche, Drogenhandel und Terrorismus aufzuklären.
    Die monegassische Polizei

Weitere Kostenlose Bücher