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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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der Sprachlosigkeit auf dem Grund dieser unerbittlichen blauen Augen ein Funken Argwohn aufgeblitzt war. Vielleicht begann Parker, sich zu fragen, woher Frank die Kraft nahm, auf diese Weise mit ihm zu sprechen. Ein kurzes Aufflackern nur, gleich darauf war der übliche Ausdruck hochmütiger Omnipotenz in seinen Blick zurückgekehrt. Er übernahm Franks Ton, und seine Stimme wurde ruhig. Sein Mund verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln.
    »Nein, tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen, junger Mann. Zu Ihrem Unglück ist mein Herz stark wie ein Felsen. Ihres hingegen scheint ein wenig in eine Richtung zu flattern, die es nichts angeht.
    Auch das einer Ihrer Fehler. Meine Tochter …«
    Frank unterbrach ihn von neuem. Und das war nicht gerade etwas, an das General Nathan Parker gewöhnt war.
    »Was Ihre Tochter und Ihren Enkel angeht …«
    Frank machte vor dem Wort »Enkel« eine kleine Pause und senkte die Stimme so, dass der Junge ihn nicht hören konnte. Mit angehaltenem Atem hatte Stuart ihren Wortwechsel von seinem Sessel aus mit verfolgt, die Hände im Schoß. Das elektronische Spielzeug wurde nicht mehr beachtet und wiederholte trostlos sein piep piep piep …
    »… wie gesagt, was Ihre Tochter und Ihren Enkel angeht, so würde ich empfehlen, eine kleine Runde im Duty-free-Bereich zu drehen. Was wir uns zu sagen haben, bleibt womöglich besser unter uns.«
    »Wir haben uns gar nichts zu sagen, Mister Ottobre. Und meine Tochter und mein Enkel müssen auch keine Runde in einem verdammten Duty-free-Bereich drehen. Sie sind es, der jetzt durch diese Tür dort geht und unser Leben für immer verlässt, während wir ins nächste Flugzeug nach Amerika steigen. Wie ich Ihnen bereits sagte
    …«
    574

    »Herr General, Sie scheinen nicht begriffen zu haben, dass kein Bluff ewig funktioniert. Früher oder später trifft jeder auf einen Gegenspieler, der so gute Karten auf der Hand hat, dass er bereit ist, das Spiel zu wagen. Und zu gewinnen. Sie persönlich sind mir vollkommen egal. Sähe ich Sie bei lebendigem Leibe verbrennen, täte ich Ihnen nicht einmal den Gefallen, Sie anzupinkeln. Wenn Sie also vorziehen, dass ich hier vor aller Ohren verkünde, was ich Ihnen zu sagen habe, werde ich es tun. Doch sollten Sie wissen, dass es um Dinge geht, nach denen es kein Zurück mehr gibt. Wenn Sie dieses Risiko auf sich nehmen wollen …«
    Franks Stimme war inzwischen so leise geworden, dass Helena kaum glauben konnte, dass er immer noch redete. Sie fragte sich, was er ihrem Vater wohl gesagt haben mochte, dass er plötzlich so stumm war. Frank schaute zu ihr hinüber und nickte ihr leicht zu.
    Helena erhob sich vom Sofa und nahm ihren Sohn an die Hand.
    »Komm, Stuart, wir machen einen kleinen Spaziergang. Ich glaube, hier draußen gibt es eine Menge interessanter Dinge zu sehen.«
    Der Junge folgte ihr ohne jede Widerrede. Wie seine Mutter lebte er im Haus von General Parker. Er war es nicht gewohnt, Ratschläge zu erhalten, sondern Befehle. Und Befehle diskutiert man nicht.
    Die beiden gingen zur Tür. Ihre Schritte wurden vom Teppich verschluckt. Das einzige Geräusch, das sie zurückließen, war das der Tür, die ins Schloss fiel.
    Frank setzte sich aufs Sofa, an die Stelle, an der gerade noch Helena gesessen hatte. Die Wärme ihres Körpers auf dem Leder war noch zu spüren und wurde nun seine Wärme.
    Er deutete auf den Sessel vor sich.
    »Setzen Sie sich, Herr General.«
    »Sie haben mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe!«
    Frank bemerkte eine Spur von Hysterie in Parkers Stimme.
    »Beeilen Sie sich lieber, Ihre Fantastereien loszuwerden. Unser Flugzeug geht in …«
    Der General sah auf die Uhr. Frank lächelte insgeheim. Auch für ihn war es bis zu diesem Moment eine Angewohnheit gewesen. Ihm fiel auf, dass er das Zifferblatt näher an die Augen heranhalten musste, um die Zeit erkennen zu können.
    Parker hob den Blick.
    »Unser Flugzeug geht in einer knappen Stunde.«
    Frank schüttelte den Kopf.
    575

    Falsch gedacht, mein Herr.
    »Es tut mir Leid, Ihnen widersprechen zu müssen, General. Nicht
    ›unser Flugzeug‹. Sie werden allein fliegen.«
    Parker starrte ihn an, als habe er Mühe zu glauben, was er soeben gehört hatte. Auf seinem Gesicht zeichnete sich allmählich jener Ausdruck von Überraschung ab, der einer schlagfertigen Bemerkung folgt, die etwas braucht, um anzukommen. Dann brach er auf einmal in schallendes Gelächter aus. Frank sah befriedigt, dass es von Herzen kam, und dachte an das

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