Ich Töte
Anstrengung, sich zu bändigen, mindestens zehn Jahre Lebenszeit.
Er antwortete. Mit eiskalter Stimme.
»Das stimmt, General Parker, ich weiß nichts über die Gefühle, die Väter für ihre Töchter empfinden. Aber ich weiß ganz genau, was Sie für Ihre Tochter empfinden. Sie ekeln mich an, Parker, wirklich. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie ein Widerling sind und ich Sie eines Tages zerquetschen würde wie einen Käfer. Doch in Ihrem Hochmut, in Ihrem Omnipotenzdelirium sind Sie derjenige, der das nicht hat glauben wollen …«
Über Parkers Gesicht huschte ein Lächeln. Vielleicht nahm er Franks heftige Reaktion als einen kleinen persönlichen Sieg.
»Verzeihen Sie mir, wenn ich allzu neugierig bin, aber würden Sie mir vielleicht erklären, wie Sie das zustande bringen wollen?«
Frank zog einen großen gelben Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und warf ihn auf die gläserne Oberfläche des Tischchens, das zwischen ihnen stand.
»Hier. Alles, was ich Ihnen sagen werde, ist in diesem Umschlag belegt. Wenn Sie erlauben, möchte ich jetzt fortfahren …«
Parker bedeutete ihm mit der Hand weiterzusprechen.
Immer noch sehr aufgewühlt, musste Frank sich aufs Äußerste anstrengen, um sich zusammenzunehmen und die Fakten der Reihe nach darzulegen.
»Wie ich bereits sagte, waren Sie, als Sie hier in Monte Carlo ankamen, tief verzweifelt über den Tod Ihrer Tochter und die barbarische Art, in der sie ermordet worden war, und Sie haben, muss man sagen, Ihr Verlangen, persönlich Hand an den Mörder zu legen, alles andere als zurückhaltend kundgetan. So wenig zurückhaltend, dass es einem schon fast verdächtig erscheinen musste.«
Er machte eine Pause und betonte dann jedes einzelne Wort, fast schon jede einzelne Silbe.
»In Wirklichkeit waren Sie kilometerweit von dieser Absicht entfernt. Das Gegenteil war es, was Ihnen in den Kram passte, dass nämlich der Serienmörder weiter tötete.«
Wie von der Tarantel gestochen, sprang Parker auf.
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»Jetzt bin ich mir vollkommen sicher! Sie sind ein durchgeknallter Irrer und gehören mit diesem anderen da in ein und dieselbe Zelle!«
Frank bedeutete ihm, sich wieder zu setzen.
»Ihre kunstvolle Dialektik hat genauso wenig Sinn wie die Versuche der Maus, sich aus einer leeren Weinflasche zu befreien.
Komplett überflüssig. Haben Sie immer noch nicht verstanden? Sie haben immer noch nicht verstanden, dass ich alles über Sie und den keineswegs beweinenswerten Captain Mosse weiß.«
»Sie wissen alles? Alles worüber ?«
»Wenn Sie so freundlich wären, mich nicht dauernd zu unterbrechen, werden Sie es erfahren, bevor Sie allein in Ihr Flugzeug steigen. Doch damit Sie mir folgen können, müssen wir noch mal einen Schritt zurückgehen zu meiner Geschichte. Einer der beiden Drogenhändler, von denen ich vorhin sprach, nämlich Jeff Larkin, ist während der Verhaftung bei einem Schusswechsel ums Leben gekommen. Friede seiner Seele! Der andere, Osmond, ist im Gefängnis gelandet. Im Rahmen der Ermittlungen ist beim FBI der Verdacht aufgekommen, dass diese beiden Gentlemen in ihren Geschäften auf die Hilfe von jemandem ziemlich weit oben zählen konnten. Trotz aller Mühe ist es bisher nicht gelungen, den Betreffenden zu identifizieren …«
Nathan Parkers Gesicht war jetzt eine steinerne Maske. Er setzte sich in den Ledersessel, schlug die Beine übereinander und wartete mit halb geschlossenen Augen. Dies war nicht mehr der Kampf zwischen zwei Hähnen im Hühnerstall. Dies war der Moment, in dem Frank eine nach der anderen seine Karten auf den Tisch legte. Bisher schien der General einfach nur neugierig zu sein, welche es waren.
Frank konnte es kaum erwarten, seine Neugier in die sprachlose Anerkennung seiner Niederlage umschlagen zu sehen.
»Als er im Kittchen saß, war Osmonds einziger Kontakt zur Au
ßenwelt sein Anwalt, ein fast unbekannter Rechtsanwalt aus New York, der aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. Den Leuten vom FBI kam der Verdacht, dieser Anwalt, ein gewisser Hudson McCormack, sei vielleicht weit mehr als bloß ein Verteidiger und garantiere Larkin jene Verbindung nach draußen, die das Gefängnis seinen Insassen verweigert. Von meinem FBI-Kollegen, mit dem ich gegen die Larkins ermittelt hatte, wurde mir per E-Mail ein Foto von McCormack geschickt, der, was für ein Zufall, beschlossen hatte, ausgerechnet jetzt auch nach Monte Carlo zu reisen. Merkwürdig, 579
wie das Leben so spielt, nicht wahr? Die offizielle
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