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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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gerade dabei, aus dem Auto zu steigen.«
    In der Stimme des Kommissars schwang nicht nur Erleichterung, sondern tiefer Trost mit.
    »Ein Glück. Unser Freund hier schäumt vor Wut. Es fehlt nicht viel, und er erklärt ganz Frankreich eigenmächtig den Krieg. Wenn du wüsstest, was ich mir alles einfallen lassen musste, um ihn bei der Stange zu halten …«
    »Das kann ich mir denken. Aber ich schwöre dir, dass es nicht einfach eine Grille war. Du hast mir den größten Gefallen meines Lebens getan.«
    »Okay, Ami. Gleich weine ich vor Rührung und ertränke mein Handy in den Tränen. Lass diese durchsichtigen Schmeichelversuche und komm, um mir endlich diese heiße Kartoffel abzunehmen. Ich gehe dir entgegen.«
    Frank öffnete den Schlag. Er hatte bereits einen Fuß auf den Asphalt gesetzt, als Morellis Stimme ihn noch einmal zurückhielt.
    »Sollen wir auf dich warten?«
    »Nein, fahrt ruhig. Ich kümmere mich schon um die Rückfahrt.«
    Er schickte sich an auszusteigen, hielt aber erneut inne. Eile ist kein Grund, undankbar zu sein.
    »Ach, übrigens, Claude …«
    »Ja?«
    »Tausend Dank. Euch beiden.«
    Morelli wandte sich um und blickte ihn über die Rücklehne des Vordersitzes an.
    »Wofür denn? Nun los, mach schon …«
    Bevor Frank ausstieg, zwinkerte er Xavier noch einmal zu.
    »Ich wette tausend Euro gegen eine Visitenkarte von Roncaille, dass du es nicht schaffst, auf der Rückfahrt noch schneller zu sein als auf der Hinfahrt …«
    570

    Mit einem breiten Grinsen und unter Morellis lautstarkem Protest schlug er die Wagentür zu. Doch als er das Motorengeräusch sich entfernen hörte, war das Lächeln auf seinem Gesicht schon wieder erstorben.
    Die Festnahme von Jean-Loup, das Ende des Albtraums, hatte unter den Männern der Sûreté Publique von Monaco eine festliche Stimmung verbreitet, wenn auch ohne Girlanden, Festbeleuchtung oder feierliche Trinksprüche, denn die Toten, die den Weg dieses Mannes pflasterten, geboten es, jede Art von Spektakel zu vermeiden. Ihn in Handschellen in die Zentrale kommen zu sehen, war für sie alle, mitten im Sommer, wie ein Geschenk gewesen, das man unterm Weihnachtsbaum auspackte. Sollte irgendjemand an Nicolas Hulot gedacht haben, der diesen Augenblick nicht mit ihnen teilte, so hatte er es für sich behalten. Dass die Verhaftung auf eine geniale Eingebung von Frank zurückging und im Alleingang von ihm gemeistert wurde, hatte sein Ansehen ins Unermessliche gesteigert, beziehungsweise es geweckt, wo vorher keines war. Er hatte gelächelt, wo es zu lächeln galt, hatte Hände gedrückt, die ihm zur Gratulation entgegengestreckt wurden, hatte an einer Fröhlichkeit teilgenommen, die er nicht wirklich teilen konnte. Es galt, sich dem allgemeinen Überschwang anzupassen. Und er wollte nicht der Einzige sein, der auf dem Gruppenfoto nicht lachte.
    Doch bald schon hatte er die Bewegung gemacht, die in diesen Tagen zu einem Ritual geworden war. Er hatte auf die Uhr geblickt.
    Und um ein Auto gebeten, das ihn so schnell wie möglich zum Flughafen von Nizza brachte.
    Mit schnellen Schritten überquerte er den Gehsteig. Die Glastür des Terminals spürte seine Eile und öffnete sich diensteifrig vor ihm.
    Auf der anderen Seite erwartete ihn Frobens vertraute Gestalt. Der Kommissar stieß demonstrativ Luft aus und tat, als wische er sich den Schweiß von der Stirn.
    »Du hast ja keine Ahnung, wie ich mich freue, dich zu sehen.«
    »Du hast ja keine Ahnung, wie gut ich mir das vorstellen kann.«
    Frank hatte im gleichen Ton geantwortet, und beide meinten es ernst.
    »Ich hab mich regelrecht überschlagen, um unserem Mann klar zu machen, dass die Intervention hoher offizieller Stellen nicht nötig sei. Tatsächlich konnte ich ihn gerade noch stoppen, als er den Finger schon auf dem Telefon hatte, um den Präsidenten der Vereinigten Staaten anzurufen. Aber du weißt ja, wie das ist. Ein Flugzeug 571

    haben sie verpasst, doch das nächste geht in einer guten Stunde. Ich garantiere dir, dass es keine Freude ist, einen solchen Fall mit General Parker zu diskutieren.«
    »Was auch immer du mir über Parker erzählst, kann mich nicht überraschen. Ich hingegen könnte dir einiges erzählen, was dich überraschen würde.«
    Während sie sprachen, gingen sie rasch nebeneinander her in Richtung des Warteraums, in dem Froben die Familie Parker geparkt hatte. Sie kamen zur Sicherheitsschleuse. Der Kommissar zeigte den Männern am Metalldetektor seinen Dienstausweis. Ein uniformierter

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