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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Polizist verriet ihnen einen Seitendurchgang, und so konnten sie die Menschenschlange umgehen, die sich bei der Handgepäckkontrolle gebildet hatte. Sie wandten sich nach links zu den Gates.
    »Apropos erstaunliche Geschichten, wie steht euer Fall eigentlich? Irre ich mich, oder gibt es Neuigkeiten?«
    »Du meinst Keiner?«
    »Genau.«
    »Wir haben ihn geschnappt«, sagte Frank gleichmütig.
    Der Kommissar blickte ihn verblüfft an.
    »Wann?«
    »Vor einer Stunde ungefähr. Er müsste bereits im Gefängnis sitzen.«
    »Und das sagst du mir so?«
    Frank wandte sich Froben zu und blickte ihn an. Dann machte er eine wegwerfende Geste mit der Hand.
    »Es ist vorbei, Claude. Das Kapitel ist abgeschlossen.«
    Er hatte keine Zeit, noch etwas hinzuzufügen, denn inzwischen waren sie vor einem privaten Warteraum angelangt, vor dem ein Polizeibeamter Wache stand.
    Frank blieb vor der Tür stehen, hinter der General Nathan Parker, Helena und Stuart warteten. Einer war ein unbequemer Teil seiner Gegenwart, die beiden anderen Teil seiner Zukunft. Er starrte auf die Tür, als sei sie aus Glas und als könne er erkennen, was die Personen dahinter gerade taten. Froben trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Brauchst du Hilfe, Frank?«
    In seiner Stimme schwang ein besorgter Unterton mit. Der Mann war von einer Sensibilität, die in offenem Kontrast zu seiner Holzfällerfassade stand.
    »Nein, vielen Dank. Wo du mir helfen konntest, hast du es be572

    reits getan. Den Rest muss ich allein schaffen.«
    Frank Ottobre atmete tief durch und öffnete die Tür.
    Der Raum war eine der ebenso bequemen wie anonymen VIP-Lounges, wie sie den Besitzern von Tickets der Business-Class gewöhnlich zur Verfügung stehen, mit Ledersesseln und Ledersofas, pastellfarbenen Tapeten, Auslegeware, einem spartanischen Selfservice in einer Ecke, an der Wand Drucken von van Gogh und Matisse neben den stahlgerahmten Plakaten von einigen Airlines. In der Luft lag die Stimmung von Flüchtigkeit, die solchen Räumen eigen ist, als würde das ewige Ankommen und Abfahren trotz allen Komforts ein Gefühl von Öde und Trostlosigkeit hinterlassen.
    Helena saß auf einem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift. Stuart saß neben ihr und spielte mit seinem Gameboy. Vor ihnen auf der Glasplatte eines niedrigen Holztischchens zwei Plastikbecher und eine Dose Fanta.
    General Parker stand mit dem Rücken zu ihnen auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Die Hände auf dem Rücken gekreuzt, starrte er den Druck einer Kreuzigung von Dali an.
    Als er die Tür gehen hörte, drehte er sich um. Er blickte Frank an, wie man jemanden anblickt, den man schon ewig nicht mehr gesehen hat, und nun in seinem Gedächtnis kramt, um sein Gesicht mit einem Namen und einem Ort zu verknüpfen.
    Helena schaute von ihrer Zeitung auf, und ihre Augen leuchteten, als sie ihn sah. Frank dankte dem Schicksal, dass das Leuchten dieses Blicks ihm vorbehalten blieb. Doch er hatte keine Zeit, ihr Lächeln wirklich auszukosten, denn Parkers Wut explodierte und schob sich wie eine schwarze Wolke vor die Sonne. Mit zwei kurzen Schritten stand er zwischen ihnen. In seinem Gesicht loderte heller Hass.
    »Das hätte ich mir ja denken können, dass Sie hinter dieser Geschichte stecken. Ich fürchte, dies ist definitiv der letzte Fehler, den Sie begangen haben. Einmal habe ich es Ihnen bereits gesagt. Jetzt wiederhole ich es. Sie sind erledigt. Dumm, wie Sie sind, denken Sie vielleicht, das seien nur leere Worte. Sobald ich wieder in Amerika bin, kümmere ich mich darum, dass nichts von Ihnen übrig bleibt, aber auch gar nichts. Ich kümmere mich darum, dass …«
    Frank sah so unbeteiligt wie möglich in das blutunterlaufene Gesicht des Mannes vor ihm. In ihm tobten gewaltige Sturmwellen und brachen über den knarzenden Holzplanken des Piers zusammen.
    Dennoch unterbrach er Parker mit einer Ruhe, die seinen Gegner nur 573

    noch mehr reizte.
    »An Ihrer Stelle würde ich mich beruhigen, General. In Ihrem Alter ist selbst bei eiserner Gesundheit das Herz ein Organ, das mit einer gewissen Rücksicht behandelt werden sollte. Ich glaube kaum, dass Sie das Risiko eingehen wollen, einen Infarkt zu bekommen und mich auf so bequeme Weise von Ihnen zu befreien.«
    Was sich auf dem Gesicht des Generals abspielte, glich dem böigen Aufflattern tausender von Flaggen, die alle vom selben Kriegssturm ergriffen wurden. Befriedigt stellte Frank fest, dass einen Moment lang neben dem Hass, der Wut und

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