Ich Töte
Vergnügen, mit dem er ihn um seine Heiterkeit bringen würde.
»Lachen Sie ruhig. Nur wird das nichts daran ändern, dass Sie allein abfliegen und Ihre Tochter und Ihr Enkel hier bei mir in Frankreich bleiben.«
Parker schüttelte den Kopf mit der Nachsicht, die man dem Gefasel eines Idioten entgegenbringt.
»Sie sind vollkommen verrückt.«
Frank lächelte und lehnte sich entspannt auf dem Sofa zurück. Er schlug die Beine übereinander und stützte einen Arm auf die Lehne.
»Ich bedaure, Ihnen noch einmal widersprechen zu müssen. Mag sein, dass ich wirklich einmal verrückt war. Aber jetzt geht es mir wieder gut. Und zwar so gut wie noch nie, so Leid es mir für Sie tut.
Sehen Sie, General, Sie waren so damit beschäftigt, auf meine Fehler zu achten, dass Sie Ihre eigenen nicht bemerkt haben, und die waren wesentlich gravierender.«
Der General blickte zur Tür und ging zwei Schritte auf sie zu.
Frank erstickte seine Initiative im Keim.
»Von dort können Sie keinerlei Hilfe erwarten. Ich würde Ihnen jedenfalls nicht raten, die Polizei in diese Geschichte hereinzuziehen, falls es das ist, was Sie vorhatten. Und wenn Sie auf die Ankunft von Captain Mosse hoffen, so sollten Sie wissen, dass er momentan mit durchgeschnittener Kehle auf dem Tisch eines Leichenschauhauses liegt.«
Der General drehte sich jäh um.
»Was sagen Sie da?«
»Ich erklärte Ihnen doch bereits: Wie gut man auch sein mag, irgendwann stößt man auf jemanden, der besser ist. Ihr Scherge war ein hervorragender Soldat, doch leider war Keiner, der Mann, den er umbringen sollte, noch ein weit besserer Kämpfer. Er hat sich des Captains mit ebenjener Leichtigkeit entledigt, mit der Mosse ihn umzubringen gedachte.«
576
Jetzt verspürte Parker das Bedürfnis, sich hinzusetzen. Sein braun gebranntes Gesicht war mit einem Mal fahl geworden.
»Doch was den Mörder Ihrer Tochter angeht, sollten Sie wissen, dass wir ihn geschnappt haben und Ihre Befürchtung sich nicht bewahrheiten wird. Man wird ihn in eine geschlossene Anstalt stecken, und aus der wird er nie wieder herauskommen.«
Frank erlaubte sich eine kleine Pause. Er rutschte nach vorn auf die Sofakante und fixierte aufmerksam den Mann, der schweigend vor ihm saß. Es gelang ihm nicht, sich vorzustellen, was für Gedanken ihm wohl durch den Kopf gingen. Aber im Grunde war das auch egal. Er wünschte sich nur brennend, diese Geschichte so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen und Parkers Rücken bei seinem Gang über die Fluggastbrücke hinterherzuschauen.
Allein.
»Ich glaube, es ist besser, am Anfang zu beginnen, General Parker. Und der Anfang hat mit mir zu tun, nicht mit Ihnen. Ich muss mich über meine Geschichte wohl nicht sehr ausbreiten, Sie kennen sie ja zur Genüge, nicht wahr? Sie wissen alles über mich, Sie wissen von meiner Frau und ihrem Selbstmord, nachdem ich wie durch ein Wunder eine Bombenexplosion überlebt habe, und zwar im Rahmen meiner Ermittlungen gegen Jeff und Osmond Larkin, zwei Drogenbarone, die einen Markt von zwei- bis dreihundert Millionen Dollar pro Jahr kontrollierten. Diese Erfahrung hat mich kaputtgemacht.
Während ich versuchte, aus dem Abgrund, in den ich gestürzt war, wieder aufzutauchen, bin ich zufällig hier gelandet und gegen meinen Willen in diesen Fall mit dem Serienmörder verwickelt worden.
Ein Mörder, grausam wie ein Hai, dem als Erste ausgerechnet Ihre Tochter Arijane zum Opfer gefallen ist. Und hier kommen Sie ins Spiel. Wie verrückt vor Schmerz und getrieben von einem wilden Wunsch nach Rache …«
Parker schien zu glauben, Frank habe seine väterlichen Qualen in Frage gestellt.
»Was hätten Sie denn getan, wenn Ihre Frau auf so entsetzliche Weise umgebracht worden wäre?«
»Dasselbe, was Sie behaupteten, tun zu wollen. Ich hätte keine Ruhe gefunden, bis es mir gelungen wäre, ihren Mörder eigenhändig umzubringen. Nur dass Sie das gar nicht wirklich vorhatten.«
»Was wollen Sie damit sagen, Sie Narr? Was wissen Sie denn schon über die Gefühle, die Väter für ihre Töchter empfinden?«
Parker hatte im Affekt gesprochen, ohne nachzudenken. Schlag577
artig wurde ihm klar, was für einen Fehler er mit seinen Worten begangen hatte. Frank überfiel Lust, seine Glock zu ziehen und diesem Arschloch jetzt sofort eine Kugel durch den Kopf zu jagen, seine Hirnmasse an die Wand zu spritzen und den Postern in diesem anonymen Raum einen naiven Touch zu verleihen. Er hatte das Gefühl, als koste ihn die
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