Ich Töte
Beispiel versucht, mit hoher Stimme zu sprechen. Diese Frequenzen kann man mit speziellen Apparaturen analysieren und in einem Diagramm darstellen. Solche Geräte sind hinreichend verbreitet, um zum Beispiel zur Standardausrüstung eines ganz normalen Tonstudios zu gehören. Man benutzt sie, um Frequenzen voneinander zu trennen und zum Beispiel zu vermeiden, dass die eine oder andere in einem Stück zu dominant ist.«
Clavert rollte vor einen Macintosh-Rechner und legte die Hand auf die Maus. Er klickte ein paarmal, dann erschien ein weißer Bildschirm mit verschiedenen horizontalen, parallel zueinander verlaufenden Linien. Zwischen diesen Linien bewegten sich zwei weitere, eine grüne und eine violette, die breiter und vollkommen ausgefranst waren.
Der Techniker wies mit dem Mauszeiger auf die grüne Linie.
»Das hier ist die Stimme von Jean-Loup Verdier, dem DJ von Radio Monte Carlo. Ich habe sie analysiert, und das ist das phonetische Diagramm, das dabei herausgekommen ist.«
Er klickte noch einmal, und auf dem Bildschirm erschien eine Grafik mit einer gelben Linie, die sich vor einem dunklen Hintergrund zwischen zwei parallelen blauen Linien bewegte. Clavert deutete mit dem Finger auf den Schirm.
»Die blauen Linien sind die Frequenzen. Die gelbe Linie ist die, welcher die analysierte Stimme entspricht. Nimmt man nun die Stimme von Verdier an verschiedenen Stellen der Aufnahme und legt die Linien übereinander, decken sie sich vollständig.«
Clavert kehrte zum vorherigen Bild zurück und klickte auf die 91
violette Linie.
»Das ist die andere Stimme.«
Erneut erschien die Grafik, diesmal jedoch bewegte sich die gelbe Linie ruckartiger und mit wesentlich geringeren Frequenzschwankungen.
»In diesem Fall hat die Person am Telefon ihre Stimme durch einen Apparat mit verschiedenen Filtern geschickt, der auf Grund einer Serie von Verzerrungen und Kompressionen die Frequenzen der stimmlichen Äußerung vollkommen verfälscht. Man muss die Stärke der einzelnen Filter nur geringfügig verändern und erhält jedes Mal eine komplett andere Grafik.«
Hulot unterbrach ihn mit einer Frage.
»Kann man über die Analyse der Aufnahme herausbekommen, welches Modell verwendet wurde? Vielleicht kann man herausbekommen, wo und an wen es verkauft wurde?«
Der Techniker bezweifelte das.
»Glaube ich nicht. Diese Geräte kann man leicht über den Handel bekommen. Es gibt verschiedene Hersteller und verschiedene Ausstattungen, je nach Preis und Marke, aber um ein Ergebnis wie dieses zu erzielen, sind sie alle gleichermaßen geeignet. Dazu kommt, dass die Elektronik sich ständig weiterentwickelt, weshalb es einen riesigen Markt für gebrauchte Geräte gibt. Das Zeug endet normalerweise in den Händen irgendwelcher Fanatiker mit Heimstudio, fast immer ohne Rechnung natürlich. Ehrlich gesagt, halte ich das nicht für einen gangbaren Weg.«
Froben, der die Sache nicht ganz so schwarz sehen wollte wie Clavert, lenkte ein.
»Auf jeden Fall werden wir mal sehen, was man da machen kann.
Wir haben so wenig in der Hand, dass wir nichts unberücksichtigt lassen dürfen.«
Hulot wandte sich um und beobachtete Frank. Der blickte im Raum umher, offensichtlich in ganz andere Gedanken versunken, als hätte er das alles ohnehin schon gewusst. Dennoch war der Kommissar sicher, dass ihm nichts von dem, was sie sagten, entging und dass er sich jede Einzelheit merkte.
Er wandte sich erneut an Clavert.
»Und was können Sie uns darüber sagen, dass das Telefonat direkt ins Studio gelangt ist, ohne vorher die Zentrale zu passieren?«
»Tja, dazu kann ich keine genaue Hypothese formulieren. Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten. Die meisten Telefonanlagen sind 92
mit Durchwahlnummern ausgestattet. Es reicht, sie zu kennen, um an der Telefonistin vorbeizukommen. Radio Monte Carlo ist sicher nicht die NASA, was die Sicherheit betrifft, also kann man sich vorstellen, dass sich jemand die Durchwahlen verschafft hat. Die zweite Möglichkeit ist ein bisschen komplizierter, aber immer noch keine Sciencefiction. Mir scheint am wahrscheinlichsten zu sein …«
»Was?«
Clavert lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
»Ich habe mich erkundigt. Die Telefonanlage von Radio Monte Carlo wird von einem Computerprogramm gesteuert und hat eine Funktion, die es erlaubt, die Nummern der Anrufer anzuzeigen. Der Zweck liegt auf der Hand …«
Er sah kurz in die Runde, um sicherzugehen, dass es wirklich allen Anwesenden klar war.
»Also, als der
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