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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Menschen getötet hatte, geschützt durch seinen Dienstausweis und die Rechtfertigung, auf der richtigen Seite zu stehen. Vielleicht gab es kein Heilmittel für das Böse, kein Gegengift. Doch es waren Menschen wie Frank, Totengräber, die vom Bösen selbst berührt und immun dagegen geworden waren.
    Der Krieg hörte nie auf.
    Während Hulot das Auto abschloss, sah er Kommissar Froben von der Mordkommission, der an den Ermittlungen beteiligt war, aus der Holztür des Gebäudes gegenüber treten und zu ihnen herüberkommen.
    Er schenkte Hulot ein breites Grinsen, das seine großen, regelmäßigen Zähne freilegte und sein markant geschnittenes Gesicht erhellte. Er hatte einen massigen Körper, der die Jacke seines Anzugs von der Stange gut ausfüllte, und die gebrochene Nase eines Mannes, der früher einmal geboxt hat. Die kleinen Narben rund um die Augenbrauen bestätigten Franks Vermutung.
    Froben gab Hulot die Hand. Sein Lächeln verstärkte sich, und seine grauen Augen wurden zu schmalen Schlitzen in einem Meer aus kleinen Fältchen und Narben.
    »Salut, Nicolas. Wie geht es dir?«
    »Sag du mir, wie es mir geht. In diesem ganzen Scheiß, und das ist erst der Anfang, kann ich die Hilfe aller meiner Freunde gebrauchen.«
    Froben wandte seinen Blick Frank zu. Hulot stellte sie vor.
    »Das ist Frank Ottobre, Spezialagent des FBI. Sehr spezial. Er ist auf eigenen Befehl an den Ermittlungen beteiligt.«
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    Froben sagte nichts, aber in seinen Augen drückte sich der Respekt vor Franks Qualifikation aus. Er streckte ihm eine große Hand mit starken Fingern entgegen und schenkte ihm dasselbe offene Lächeln.
    »Claude Froben, einfacher Kommissar der Mordkommission.«
    Als er Frobens kräftigen Händedruck erwiderte, hatte Frank den Eindruck, dass der Mann ihm die Finger brechen könnte, wenn er wollte. Er gefiel ihm auf Anhieb, mit seiner Ausstrahlung von Stärke und Empfindsamkeit zugleich. Es hätte ihn nicht verwundert, ihn nach Feierabend bei seinen Kindern wiederzufinden, bei der Montage von Modellschiffchen, deren zerbrechlichste Teilchen es mit besonderer Vorsicht an den Platz zu bringen galt.
    Hulot kam direkt zur Sache.
    »Neuigkeiten auf dem Band?«
    »Ich habe Clavert damit beauftragt, unseren besten Techniker.
    Ein Verrückter, würde ich sagen. Er war noch dabei, das Ganze mit seinem technischen Spielzeug zu analysieren, als ich gegangen bin.
    Kommt mit, ich zeige euch den Weg.«
    Froben ging voraus, und sie traten durch die Tür, aus der er gerade gekommen war. Er führte sie einen kurzen Flur entlang, den ein Fenster in ihrem Rücken in diffuses Licht tauchte. Hulot und Frank folgten ihm, bis ihnen Frobens Salz-und-Pfeffer-Schopf, der in einem kurzen, gedrungenen Nacken auslief, wieder sein Gesicht zuwandte. Er blieb vor einer Treppe nach links unten stehen und vollführte mit seiner großen Hand eine einladende Geste.
    »Bitte sehr.«
    Sie stiegen zwei Treppenabsätze hinunter und gelangten in einen weitläufigen Raum voller elektronischer Apparaturen. Die helle, kalte Beleuchtung der Neonröhren ergänzte das spärliche Licht, das durch die Fensterluken auf Straßenniveau ins Souterrain fiel.
    An einem langen Tisch an der Wand saß ein magerer junger Mann mit kurz geschorenen Haaren, die eine beginnende Glatze kaschieren sollten. Er trug einen offenen weißen Kittel über seinen Jeans und über einem karierten Hemd, das nicht in die Hose gesteckt war. Auf der Nase hatte er eine geschwungene Brille mit gelben Gläsern.
    Die drei blieben hinter dem Drehstuhl stehen, auf dem er saß und versunken an einigen Verstärkern herumhantierte. Er drehte sich zu ihnen um. Hulot fragte sich, wie er es wohl anstellte, mit dieser Brille in die Sonne zu gehen, ohne zu erblinden.
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    »Also, Clavert, was hältst du von dem Band?«
    Der Techniker zuckte die Achseln.
    »Nicht viel, Kommissar Froben … Es gibt keine guten Nachrichten. Ich habe die Aufnahme mit allen Geräten analysiert, die mir zur Verfügung stehen. Nichts. Die Stimme ist künstlich und kann in keiner Weise identifiziert werden.«
    »Und das heißt?«
    Clavert ging noch einen Schritt zurück, als ihm klar wurde, dass nicht alle Anwesenden über seine technischen Vorkenntnisse verfügten.
    »Jede menschliche Stimme hat eine bestimmte Frequenz, die zur Ausstattung einer Person gehört und ebenso identifizierbar ist wie die Retina oder ein Fingerabdruck. Eine gewisse Anzahl an Höhen, Tiefen und Mitteltönen, die sich nicht verändern, auch wenn man zum

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