Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
eigenhändig geschrieben …«
    Cluny sah ihn wohlwollend an.
    »Richtig. Nur der wahre Mörder konnte wissen, dass die Inschrift mit Hilfe einer Schablone angefertigt worden und nicht handgeschrieben war. Ich habe nicht vor allen anderen darüber gesprochen, weil mir das eines der wenigen Dinge zu sein schien, die noch nicht in der Öffentlichkeit bekannt sind.«
    »Genau. Danke, Doktor Cluny. Sehr gute Arbeit.«
    »Keine Ursache. Ich habe noch einige Analysen zu machen.
    Sprache, Stimmführung, Syntax und solche Dinge. Ich werde so lange forschen, bis sich irgendetwas daraus ergibt. Lassen Sie mir eine Kopie des Bandes zukommen.«
    »Bekommen Sie. Gute Nacht.«
    Der Psychopathologe ging hinaus.
    115

    »Und jetzt?«, fragte Bikjalo.
    »Ihr habt alles getan, was ihr tun konntet«, antwortete Frank.
    »Jetzt sind wir dran.«
    Jean-Loup schien irgendwie genervt. Sicher war das eine Erfahrung, auf die er hätte verzichten können. Vielleicht war das Geschehene doch nicht so aufregend, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Der Tod ist nie aufregend, der Tod ist Blut und Fliegen , dachte Frank.
    »Hast du gut gemacht, Jean-Loup. Ich hätte es nicht besser gekonnt. Gewohnheit zählt da nichts. Wenn man es mit einem Mörder zu tun hat, ist es immer das erste Mal. Jetzt geh ruhig nach Hause und versuch, für eine Weile nicht mehr daran zu denken …«
    Ich töte …
    Alle wussten, dass sie in dieser Nacht keinen Schlaf finden würden. Nicht, solange sich da draußen jemand herumtrieb, auf der Suche nach einem Vorwand für seine Wut und nach Nahrung für seinen Wahn. Nicht, solange die Einflüsterungen, die er in seinem Kopf hörte, zu Schreien wurden, um sich mit den Schreien seines neuesten Opfers zu vermischen.
    Jean-Loup ließ wie nach einer Niederlage die Schultern hängen.
    »Danke. Ich glaube, ich werde nach Hause gehen.«
    Er verabschiedete sich und verließ sie mit einem ziemlich schweren Bündel, das auch für Stärkere als ihn kaum zu schultern gewesen wäre. Im Grunde war er nur ein Mann, kaum dem Jugendalter entwachsen, der übers Radio Musik und Worte in die Welt sandte.
    Hulot wandte sich zur Tür.
    »Gut, dann gehen wir jetzt auch. Im Moment können wir hier nichts ausrichten.«
    »Ich begleite Sie. Ich verschwinde hier. Ich gehe nach Hause, auch wenn ich fürchte, dass es schwierig sein wird, in dieser Nacht zu schlafen …«, sagte Bikjalo und ließ Frank vorgehen.
    Als sie an der Eingangstür ankamen, hörten sie, wie draußen der Code des Schließmechanismus getippt wurde. Die Tür ging auf, und Laurent erschien. Er war ziemlich aufgeregt.
    »Ein Glück. Ich habe gehofft, Sie noch hier zu finden. Mir ist etwas eingefallen. Ich weiß, wer uns weiterhelfen kann!«
    »Wobei?«, fragte Hulot.
    »Die Musik, meine ich. Ich weiß, wer uns helfen kann, herauszufinden, was es ist.«
    »Wer denn?«
    116

    »Pierrot!«
    Bikjalos Gesicht begann zu leuchten.
    »Ja sicher, ›Rain Boy‹!«
    Hulot und Frank sahen sich an.
    »›Rain Boy‹?«
    »Ja, ein Junge, der hier im Archiv aushilft«, erklärte der Intendant. »Er ist zweiundzwanzig Jahre alt und hat den Verstand eines Kindes. Er ist ein Schützling von Jean-Loup und sein größter Fan. Er würde für ihn durchs Feuer gehen, wenn er es von ihm verlangte.
    Wir nennen ihn ›Rain Boy‹, weil er Ähnlichkeit hat mit Dustin Hoffman in Rain Man. Er hat ziemlich deutliche Einschränkungen, aber wenn es um Musik geht, ist er wie ein Computer. Die einzige Gabe, über die er verfügt, aber die ist phänomenal.«
    Frank sah auf die Uhr.
    »Wo wohnt denn dieser Pierrot?«
    »Ich weiß es nicht genau. Er heißt Corbette und wohnt mit seiner Mutter etwas außerhalb von Menton, glaube ich. Der Vater war ein Hurensohn, der einfach abgehauen ist und sie fallen gelassen hat, als er erfuhr, dass sein Sohn geistig behindert ist.«
    »Hat denn niemand die Adresse oder die Telefonnummer?«
    Laurent eilte zum Computer auf Raquels Schreibtisch.
    »Die Sekretärin hat sie. Entweder die Festnetznummer oder die vom Handy der Mutter.«
    Kommissar Hulot sah auf die Uhr.
    »Es tut mir ja sehr Leid für Madame Corbette und ihren Sohn, aber ich fürchte, dass sie heute Nacht außer der Reihe geweckt werden …«
    117

15
    Pierrots Mutter war eine graue Frau in einem grauen Kleid.
    Sie saß auf einem Stuhl im Konferenzraum und beobachtete verstört jene Männer, die sich um ihren Sohn scharten. Sie hatten sie mitten in der Nacht aufgeweckt und ihr einen ziemlichen Schrecken eingejagt, als sie

Weitere Kostenlose Bücher