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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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einen unbezahlbaren Dienst zu erweisen, und er wollte ihn auf keinen Fall verschrecken.
    Pierrot sah erneut zum Intendanten hinüber, als wolle er um Erlaubnis fragen.
    »Geh nur, Pierrot, bring sie uns, bitte.«
    Pierrot stand auf und durchquerte in seinem seltsam holpernden Gang den Raum. Er verschwand durch die Tür, gefolgt von den ängstlichen und verwunderten Blicken seiner Mutter.
    Kommissar Hulot trat an die Frau heran.
    »Madame, ich möchte mich noch einmal für die rüde Art entschuldigen, mit der wir Sie geweckt und hierher gebracht haben. Ich hoffe, Sie haben sich nicht allzu sehr erschreckt. Sie können sich nicht vorstellen, wie wichtig ihr Sohn heute Nacht für uns sein könnte. Wir sind Ihnen wirklich zu größtem Dank verpflichtet, weil Sie uns erlaubt haben, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen.«
    Die Frau war sichtlich stolz auf ihren Sohn. Verschämt hielt sie sich den Kragen ihres billigen Kleides zu, das sie in der Eile übers Nachthemd gezogen hatte.
    Wenig später kehrte Pierrot zurück, ebenso schweigsam, wie er gegangen war. Unter dem Arm hielt er die leicht angestoßene Hülle einer 33er-Platte. Er brachte sie und legte sie vor ihnen auf den Tisch. Mit andächtiger Sorgfalt zog er die Vinylscheibe heraus, um nicht mit den Fingern auf die Rillen zu geraten.
    »Die ist es. Hier ist sie«, sagte Pierrot.
    »Würdest du sie uns bitte vorspielen?«, bat der Jüngere im selben zuvorkommenden Ton wie vorhin.
    Der Junge ging zur Anlage und begann, sie fachkundig zu bedienen. Er drückte einige Knöpfe, hob den Deckel vom Plattenteller und legte die Platte über den Stift. Er drückte den Startknopf. Der Teller begann, sich zu drehen. Pierrot nahm vorsichtig den Tonarm zwischen die Fingerspitzen und setzte die Nadel auf die Platte.
    Aus den Boxen ertönten dieselben Klänge, die ein Unbekannter ihnen kurz zuvor als höhnische Aufforderung, seine Schritte in der Nacht aufzuhalten, hatte zukommen lassen.
    120

    Einen Moment lang herrschte allgemeine Freude. Jeder fand auf seine Weise eine Möglichkeit, diesen kleinen Triumph von Pierrot zu würdigen, der sich mit einem Lächeln auf seinem unschuldigen Gesicht im Kreis umsah.
    Die Mutter blickte ihn mit einer Hingabe an, die nur zum Teil diesem Erfolg geschuldet sein konnte. Ein Moment, ein einziger Moment, in dem die Welt sich ihres Sohnes erinnert hatte und ihm das bisschen Genugtuung zuteil werden ließ, das sie ihm bisher stets verweigert hatte.
    Sie begann zu weinen. Der Kommissar legte ihr freundlich eine Hand auf die Schulter.
    »Vielen Dank, Madame. Ihr Sohn ist großartig gewesen. Jetzt ist alles in Ordnung. Ich lasse Sie sofort von einem unserer Wagen nach Hause bringen. Müssen Sie morgen arbeiten?«
    Die Frau hob das tränenüberströmte Gesicht und lächelte verlegen über diesen Augenblick der Schwäche.
    »Ich arbeite als Haushaltshilfe bei einer italienischen Familie, die hier in Monte Carlo lebt.«
    Der Kommissar erwiderte ihr Lächeln.
    »Geben Sie den Namen dieser Familie dem Herrn dort drüben in der braunen Jacke, Inspektor Morelli, Wir werden versuchen, Ihnen ein paar freie Tage zu verschaffen, als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen heute Nacht bereitet haben. So können Sie ein paar Tage mit Ihrem Sohn verbringen, wenn Sie möchten …«
    Der Kommissar ging zu Pierrot hinüber.
    »Und was dich betrifft, junger Mann, wie würde es dir gefallen, mal einen Tag lang in einem Polizeiauto mitzufahren, über Funk mit der Zentrale zu sprechen und sozusagen ein Polizist ehrenhalber zu sein?«
    Gut möglich, dass Pierrot nicht wusste, was ein Polizist ehrenhalber war, aber die Vorstellung, in einem Polizeiwagen mitzufahren, ließ seine Augen aufleuchten.
    »Kriege ich auch Handschellen? Und kann ich die Sirene anmachen?«
    »Sicher, so viel du willst. Und natürlich wirst du auch ein eigenes Paar blitzblanker Handschellen bekommen. Du musst uns nur versprechen, dass du um Erlaubnis fragst, bevor du jemanden verhaftest.«
    Hulot gab einem Beamten ein Zeichen, dass er Pierrot und seine Mutter nach Hause begleiten möge. Während sie hinausgingen, hör121

    ten sie, wie der Junge mit seiner Mutter sprach.
    »Jetzt bin ich ein ehrenwerter Polizist, und ich werde die Tochter von Madame Narbonne verhaften, die sich immer über mich lustig macht, ich stecke sie ins Gefängnis und …«
    Sie erfuhren nie, welches Ende er der armen Tochter von Madame Narbonne zugedacht hatte, denn die drei kamen ans Ende des Flures, und

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