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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Pierrots Stimme verlor sich.
    Frank stützte die Arme auf den Tisch und betrachtete gedankenverloren die Plattenhülle, die der Junge aus dem Archiv gebracht hatte.
    »Carlos Santana. ›Lotus‹. Liveaufnahme, Japan 1975 …«
    Morelli nahm das Cover in die Hand und untersuchte es gründlich von beiden Seiten.
    »Wieso hat uns dieser Mann ein Lied vorgespielt, das von einer Platte stammt, die vor fast dreißig Jahren in Japan aufgenommen wurde? Was will er uns damit sagen?«
    Hulot sah aus dem Fenster dem Auto nach, in dem Pierrot und seine Mutter davonfuhren. Er drehte sich um und hob den rechten Arm, um zu sehen, wie spät es war. Halb fünf.
    »Ich weiß es nicht, aber wir müssen es so schnell wie möglich herausfinden.«
    Er hielt kurz inne und sprach dann aus, was alle dachten.
    »Wenn es nicht schon zu spät ist …«
    122

16
    Allen Yoshida unterschrieb den Scheck und reichte ihn dem Verantwortlichen für das Catering.
    Anlässlich der Feier in seinem Haus hatte er eigens aus Paris Personal seines Lieblingsrestaurants Le Pre Catelan am Bois de Boulogne kommen lassen. Es hatte ihn ein Vermögen gekostet, aber das war es wert gewesen. Er hatte immer noch den exquisiten Geschmack der Froschschenkelsuppe mit Pistazien im Mund, die Teil des außerordentlichen Menüs an diesem Abend gewesen war.
    »Danke, Pierre. Es war alles fantastisch, wie gewöhnlich. Wie Sie sehen werden, habe ich dem Betrag auf dem Scheck noch ein Trinkgeld hinzugefügt.«
    »Ich danke Ihnen, Monsieur Yoshida. Sie sind großzügig, wie immer. Machen Sie sich nicht die Mühe, mich hinauszubegleiten, ich kenne den Weg. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, mein Freund.«
    Pierre deutete eine Verbeugung an, die Yoshida erwiderte. Der Mann entfernte sich lautlos und verschwand durch die dunkle Holztür. Yoshida wartete, bis er das Geräusch des abfahrenden Autos hörte. Er nahm eine Fernbedienung vom Tisch und richtete sie auf ein Paneel an der Wand zu seiner Rechten. Die Vertäfelung schob sich lautlos zur Seite und gab den Blick auf eine Reihe von Bildschirmen frei, welche mit Kameras verbunden waren, die einen geschlossenen Kreis rund ums Haus bildeten. Er sah Pierres Wagen durch das Eingangstor hinausfahren und die Männer vom Sicherheitsdienst die Türflügel hinter ihm schließen.
    Er war allein.
    Er durchquerte den großen Salon, der überall Spuren der Party aufwies. Die Leute vom Catering hatten alles weggeräumt, was in ihren Aufgabenbereich fiel, und sich dann diskret zurückgezogen, wie gewöhnlich. Am nächsten Tag würde das Personal kommen und die Arbeit zu Ende führen. Allen Yoshida hatte nicht gern Leute im Haus. Wer für ihn arbeitete, kam morgens und ging abends wieder.
    Falls erforderlich, bat er jemanden von ihnen zu bleiben, oder er griff auf externes Personal zurück. Er bevorzugte es, alleiniger Herr über seine Nächte zu sein, ohne befürchten zu müssen, dass indiskrete Augen und Ohren Kenntnis von gewissen Dingen bekamen, die er allein für sich behalten wollte.
    Er trat durch die gewaltigen Glastüren in den nächtlichen Garten 123

    hinaus. Draußen sorgte ein raffiniertes Spiel farbiger Leuchten für Licht- und Schatteneffekte zwischen den hoch gewachsenen Bäumen, den Büschen und blühenden Beeten, diesem Verdienst eines Gartenarchitekten, den er aus Finnland hatte kommen lassen. Er löste die Fliege seines eleganten Armani-Smokings und knöpfte das weiße Hemd auf. Mit den Zehenspitzen befreite er sich von den schwarzen Lackschuhen, ohne sie aufzubinden. Er bückte sich, zog auch die seidenen Socken aus und ließ sie hinter sich liegen. Er liebte das Gefühl nackter Füße auf dem feuchten Gras. Er ging das kurze Stück zum hell erleuchteten Pool hinüber, der tagsüber bis zum Meer zu reichen schien und jetzt aussah wie ein gigantischer Aquamarin, gefasst ins Dunkel der Nacht.
    Er ließ sich auf einer Chaiselongue aus Teakholz am Rand des Beckens nieder und streckte die Beine aus. Er sah sich um. Auf dem Meer waren in dieser Nacht bei abnehmendem Mond nur wenige Lichter zu sehen. Direkt vor ihm, hinter dem Felsvorsprung, konnte man den Lichtschein von Monte Carlo ausmachen, woher die meisten Gäste des heutigen Abends gekommen waren.
    Zu seiner Linken befand sich das Haus.
    Er drehte sich danach um. Er liebte dieses Haus und empfand es nach wie vor als Privileg, in seinen Besitz gekommen zu sein. Er bewunderte die Linienführung im Retrostil, die Eleganz seiner Konstruktion vereint mit der funktionalen Strenge, das

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