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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Werk eines Architekten für die »Göttliche« seiner Zeit, für Greta Garbo. Als er es nach jahrelangem Leerstand erworben hatte, ließ er es von einem ebenso genialen Architekten der Gegenwart umbauen, von Frank Gehry, der für das Projekt des Guggenheim-Museums in Bilbao verantwortlich war. Er hatte ihm freie Hand gelassen und lediglich darum gebeten, den Geist der Stätte nicht anzutasten. Das Ergebnis war Aufsehen erregend, absolute Klasse im Einklang mit fortschrittlichster Technologie. Eine Residenz, die jeden Betrachter zum Staunen brachte, genauso wie es ihm ergangen war, als er es das erste Mal betreten hatte. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte er die Rechnungssumme mit ihrer schier unendlichen Anzahl von Nullen beglichen.
    Er lehnte sich in seinem Liegestuhl zurück und bewegte leicht den Kopf hin und her, um die Nackenwirbel zu lockern. Aus seiner Jackentasche zog er ein kleines goldenes Fläschchen hervor. Er schraubte den Deckel ab und streute sich eine Prise weißen Pulvers auf den Handrücken. Er hob die Hand an die Nase und sog das Ko124

    kain direkt ein, um sich dann mit zwei Fingern die Nasenflügel zu reiben und so die letzten Reste des Pulvers zu verteilen.
    Alles um ihn herum zeugte von Erfolg und Macht. Dennoch machte Allen Yoshida sich keine Illusionen. Er erinnerte sich noch sehr gut an seinen Vater, der sich den Buckel krumm geschuftet hatte, indem er aus den Kühlwaggons Kisten mit frischem Fisch direkt von der Küste abgeladen hatte, um sie dann in seinen Pick-up zu stapeln und an die japanischen Restaurants der Stadt zu liefern.
    Vor seinen Augen sah er den Vater von der Arbeit kommen, angekündigt vom Fischgeruch, den er, so oft er sich auch die Hände wusch, niemals ganz loswurde. Er erinnerte sich an ihr heruntergekommenes Haus in dem ebenso heruntergekommenen Viertel New Yorks und an die Gespräche seiner Eltern, die sich, seit er denken konnte, darum drehten, dass dringend das Dach und die Wasserleitungen in Ordnung gebracht werden müssten. Er hatte noch das Gurgeln der alten Leitungen im Ohr, jedes Mal, wenn man einen Wasserhahn öffnete und der erste Schwall rostroten Wassers herauskam.
    Man musste immer ein paar Minuten warten, bis es klar wurde und man sich waschen konnte.
    Er war als Sohn eines Japaners und einer Amerikanerin aufgewachsen, zwischen zwei Kulturen, gaijin in den Augen der engstirnigen japanischen Community und Schlitzauge für die weißen Amerikaner. Für alle anderen, die Schwarzen, Puerto-Ricaner, Italiener, war er bloß ein Mischlingsjunge mehr in den Straßen der Stadt.
    Er spürte die gleißende Welle des Kokains, das in seinem Körper zu zirkulieren begann. Mit einer Hand strich er sich durch das dichte und seidig glänzende Haar.
    Er machte sich schon lange keine Illusionen mehr. Hatte sich nie welche gemacht. Alle diese Leute, die heute Abend da gewesen waren, hätten keinen Fuß über seine Schwelle gesetzt, wäre er nicht das geworden, was er heute war. Stünde er nicht für die Milliarden Dollar, für die er stand. Wahrscheinlich interessierte es keinen von ihnen, ob er ein Genie war oder nicht. Was sie interessierte, war, dass ihm sein Genie zu einem persönlichen Erfolg verhelfen hatte, der ihn zu Recht als einen der zehn reichsten Männer der Welt gelten ließ.
    Der Rest zählte nicht und ging niemanden etwas an. Hatte man es einmal so weit nach oben geschafft, dann spielte keine Rolle mehr, wie es gelungen war. Für alle war er der brillante Erfinder der »Sacrifiles«, des Betriebssystems, das Microsoft seine Herrschaft über 125

    den Weltmarkt der Informationstechnologie streitig machte. Er war achtzehn Jahre alt gewesen, als er es auf den Markt gebracht und Zen Electronics gegründet hatte, mit Unterstützung einer Bank, die von dem Projekt überzeugt war, nachdem er einer Gruppe verblüffter Investoren die operative Schlichtheit seines Systems vorgeführt hatte.
    Eigentlich hätte Billy La Ruelle dabei sein und seinen Erfolg mit ihm teilen müssen. Billy La Ruelle, sein bester Freund und wie er Schüler an der Informatikschule, der eines Tages mit der genialen Idee eines revolutionären Betriebssystems für DOS nach Hause gekommen war. Unter absoluter Geheimhaltung hatten sie monatelang Tag und Nacht mit ihren zwei vernetzten Rechnern daran gearbeitet.
    Leider war Billy vom Dach gefallen, an jenem Tag, als sie hinaufgestiegen waren, um die Fernsehantenne für das entscheidende Spiel der Play-off-Runde zwischen den Chicago Bulls und den

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