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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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entschlüsseln können. Und mordet von neuem. Noch viel erbarmungsloser als beim vorigen Mal, unter Umständen, die das Ganze wie eine Urteilsvollstreckung aussehen lassen, eines Urteils jedoch, dessen höhnischer Beigeschmack noch viel deutlicher hervorsticht als beim letzten Mal. Die Audiokassette im Wagen, das Video mit der Aufnahme des Mordes, die Verbeugung, dieselbe Inschrift wie beim vorigen Mal. Keiner der Leichname weist irgendwelche Anzeichen für sexuellen Missbrauch auf, also ist er kein Nekrophiler. Doch allen drei Opfern zieht er vollständig die Kopfhaut ab.
    Warum? Warum unterzieht er sie dieser Prozedur?«
    »Ich weiß es nicht, Frank. Ich hoffe, dass sich in Clunys Bericht irgendein Hinweis darauf findet. Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, aber es gelingt mir nicht einmal, eine einigermaßen plausible Hypothese aufzustellen.«
    »Das müssen wir unter allen Umständen herausfinden, Nicolas.
    Wenn wir das Motiv kennen, aus dem heraus er handelt, dann, da bin ich ganz sicher, wissen wir auch, wer er ist und wo wir ihn finden!«
    Celines Stimme unterbrach ihre finsteren Gespräche, finsterer noch als die Dunkelheit, die mittlerweile hereingebrochen war.
    »Jetzt wird nicht mehr an die Arbeit gedacht.«
    Die Frau stellte mitten auf den Tisch eine große Schüssel, voll mit einem dampfenden Gericht.
    »Bitte schön, bouillabaisse. Zwar nur ein Eintopf, dafür aber mehr als reichlich. Frank, wenn du nicht mindestens zweimal nimmst, fasse ich das als persönliche Beleidigung auf. Nicolas, würdest du dich bitte um den Wein kümmern?«
    Frank bemerkte, dass er Hunger hatte. Angesichts der Fischsuppe 177

    von Madame Hulot schienen die Brötchen, die sie, fast ohne irgendetwas davon zu schmecken, im Büro gegessen hatten, nur noch eine ferne Erinnerung. Er setzte sich an den Tisch, entfaltete die Serviette und legte sie sich auf den Schoß.
    »Es heißt ja, die wahre Kultur eines Volkes zeige sich in seinem Essen. Wenn das stimmt, dann würde ich sagen, dass deine bouillabaisse unsterbliche Gedichte deklamiert.«
    Celine lächelte, das Lächeln erhellte ihr schönes, dunkles, mediterranes Gesicht. Die feinen Fältchen um die Augen verstärkten seine Anziehungskraft eher, als sie zu mindern.
    »Du bist ein übler Schmeichler, Frank Ottobre. Trotzdem ist es schön, das zu hören.«
    Hulot musterte Frank über den bunten Blumenstrauß in der Mitte des Tisches hinweg. Er wusste, was in ihm vorging, und dennoch gelang es ihm, aus Zuneigung zu Celine und zu ihm so ungekünstelt höflich und freundlich zu sein, wie es nur wenigen Menschen auf der Welt gegeben war. Er wusste nicht, was Frank suchte, doch er wünschte ihm, was auch immer es war, es bald zu finden und damit auch ein wenig Frieden.
    »Du bist ein Goldjunge, Frank«, sagte Celine und hob ihr Glas, um ihm zuzuprosten. »Und deine Frau kann sich glücklich schätzen.
    Es tut mir so Leid, dass sie dieses Mal nicht mitgekommen ist. Aber wir werden das beim nächsten Mal wiederholen. Du wirst mit ihr einen Bummel durch die Geschäfte machen, damit sie ein großes Loch in dein Konto reißen kann.«
    Frank verzog keine Miene und behielt sein Lächeln auf den Lippen. Nur ein Schatten lief blitzschnell über sein Gesicht, doch er löste sich in der Wärme dieser Tischrunde sofort wieder auf. Er hob das Glas und beantwortete Celines Trinkspruch.
    »Sicher. Mir scheint klar, dass du es nicht ernst meinst. Du bist die Frau eines Polizisten und weißt, dass spätestens nach dem dritten Paar Schuhe der Tatbestand der arglistigen Täuschung erfüllt ist.«
    Celine lächelte erneut, und der Moment ging vorüber. Eins nach dem anderen waren die Lichter der Küste angegangen und zogen in der Nacht die Grenze zwischen Land und Meer. Sie blieben hier, um ein wunderbares Gericht zu verspeisen und guten Wein zu trinken, auf einer Terrasse, die sich in die Dunkelheit schmiegte, und nur ein bernsteinfarbenes Licht markierte den Übergang zwischen ihnen und der Finsternis.
    Sie waren zwei Männer, zwei Wachtposten einer kriegerischen 178

    Welt, wo die Menschen sich umbrachten und starben, und sie wurden für diese Stunde von einer Frau, die den Frieden gefunden hatte, in eine freundliche Welt gezogen, in der es den Tod nicht gab.
    179

23
    Frank blieb auf dem kleinen Marktplatz von Eze stehen, neben dem Schild, das die Ankunft eines Taxis verhieß. Auf dem für Taxen reservierten Parkplatz war jedoch kein einziger Wagen zu sehen. Er blickte sich um. Obwohl bald

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