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Ich uebe das Sterben

Titel: Ich uebe das Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gritt Liebing
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überwiegt.
    Die lange Autofahrt lässt Kindheitserinnerungen bei mir wach werden. Harald und ich sitzen auf dem Rücksitz – wie damals meine Schwester und ich. Meine Mama hat in eine Kühltasche verschiedene Leckereien gepackt, über die ich mich schon nach der ersten Stunde im Auto hermache.
    Österreich ist die Heimat meiner Mama, und ich habe meine halbe Kindheit und Jugend dort verbracht. Auf der Alm, bei Kühen im Stall, ohne sanitäre Anlagen oder warmes Wasser. Es war schlicht und schön. Es gab leckeres, frisch gebackenes Brot, selbst gesammelte Pilze und Beeren, Milch frisch von der Kuh und Eier direkt aus dem Hühnerstall. Eine kleine heile und idyllische Welt, wo mir Werte vermittelt wurden, die es mir heute noch ermöglichen, Augenmerk auf Details zu legen und mich auch an den kleinen Schönheiten des Lebens zu erfreuen.
    Diesmal werden wir jedoch fernab von Bergen und Tieren in der Weltmetropole Wien sein. Auch Wien kenne ich noch aus meiner Kindheit und bin gespannt, wie sich die Stadt verändert hat und wie ich sie heute als erwachsene Frau wahrnehme.
    Wien enttäuscht mich nicht. Die Sonne scheint, und das Hotel ist sehr schön und liegt zentral. Dass ich Ted dabeihabe, ist mir gar nicht bewusst.
    Wir bummeln durch die wunderschöne Innenstadt, gehen shoppen – vor allem die Klamottenläden tun es meiner Mama und mir an – und ruhen die müden Füße anschließend bei Kaffee und Kuchen in den typischen Caféhäusern aus. So lässt sich das Leben genießen!
    Natürlich kommt auch der Sport nicht zu kurz. Seitdem mein Paps in Rente ist, hat er das Schwimmen zu seiner Leidenschaft gemacht. In Wien entführt er Harald und mich in ein tolles Schwimmbad. Mein Schwimmtraining für den Triathlon in Roth geht also selbst im Urlaub weiter, und ich bin zufrieden und zuversichtlich.
    Auch Laufen in der österreichischen Landeshauptstadt ist toll und macht richtig Spaß – vor allem im Prater. Die Sonne scheint, an den Bäumen sehe ich die ersten grünen Blättchen, kleine Blumen blühen in zarten Farben – und ich drehe meine Runden, hochmotiviert und völlig angstfrei.
    Doch der Prater ist nicht nur mein Trainingsterrain. Mit Harald drehe ich eine Runde im legendären Riesenrad. Das ist nicht nur für ihn, der das erste Mal in Wien ist, ein tolles Erlebnis. Auch ich liebe es, durch die Luft zu schweben. Wien ohne Riesenrad ist eben nicht Wien.
    Das Highlight der Reise ist jedoch Mamas Geburtstag. Schon zum Frühstück singen wir ihr ein Ständchen, und Blumen schmücken den Tisch. Bei einem Ausflug in ein Caféhaus am Nachmittag gibt es den obligatorischen Geburtstagskuchen: echte, handgemachte, leckere Wiener Sachertorte. Schokolade allein macht ja schon glücklich, aber diese Torte in dieser Stadt ist ein Gaumenschmaus. Am Abend gehen wir ins Theater und sehen uns eine Komödie an. Wien ist für mich der Inbegriff von Kultur, und ein Theaterbesuch in dieser Stadt ist ein echtes Erlebnis.
    Die Reise ist zu keiner Zeit stressig, obwohl wir rund um die Uhr unterwegs sind. Wir lachen viel, erinnern uns an alte Zeiten und lassen in unseren Erzählungen Harald daran teilhaben.
    Am Tag der Abreise sind wir alle ein wenig traurig, weil die schöne Zeit viel zu schnell vorbeigegangen ist. Aber ich werde Teds erste Reise stets in bester Erinnerung behalten.

Teds sportliches Highlight –
Vierundzwanzig-Stunden-Lauf
in Hamburg
    B ei einer abendlichen Trainingsfahrt auf dem Rad passiert Anfang Mai etwas Unvorhergesehenes: Eine Autofahrerin kommt von der Fahrbahn ab und fährt mich auf dem Radweg an. Es geschieht alles wie in Zeitlupe. Das Fahrzeug taucht urplötzlich, wie aus dem Nichts, auf und erfasst mich von hinten. Ich werde über die Motorhaube geschleudert, überschlage mich zweimal in der Luft und komme direkt unter der Leitplanke an einem Begrenzungspfosten zum Liegen. Geschockt bleibe ich zunächst wie erstarrt liegen, denn in diesem Moment ist nur ein Gedanke in meinem Kopf: Goodbye Ironman!
    Es scharen sich viele Menschen um mich. Jemand bringt mir eine Decke, und ein anderer räumt mein Fahrrad von der Fahrbahn. Es sieht ziemlich demoliert aus. Ich nehme den Fahrradhelm vom Kopf; er ist zerbrochen. Nicht auszudenken, wie mein Kopf aussehen würde, wenn ich den Helm nicht aufgehabt hätte. Ich wage vorsichtig und mit Hilfe freundlicher Passanten, mich aufzusetzen.
    Eine der Frauen am Unfallort ist so freundlich, mich ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen. Erst bei der Fahrt dorthin spüre ich

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