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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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funktioniert.“
    „Wieso? Ist ganz einfach.“
    „Dann erklär’s mal.“
    „Also, ein typisches amerikanisches Date besteht aus: Drink, Abendessen, Film oder Party und dann ein Kuss oder, zumindest wenn es nicht das erste Date ist, Sex zum Abschluss. Du kannst jemanden daten, ohne dass er dein fester Freund oder deine Freundin ist. Dabei gibt es zwei Arten von Dates: Entweder es geht nur ums Rummachen und Sex oder es geht um eine Beziehung. Dann gibt’s sogar tendenziell später Sex, aber dafür besteht die Aussicht, dass am Valentinstag ein Verlobungsring – üblicherweise im Wert des dreifachen Monatsgehalts – fällig wird. Glaub mir, wenn man’s macht, weiß man, was gerade die Richtung ist. Mädchen, die viele Dates haben, sind nett und prüde oder sie betreiben eine Spielart der Prostitution. Oder beides gleichzeitig. Ich mag die letzteren“, grinst Benjamin. „Aber das Entscheidende ist: Wenn nach dem dritten Date nicht richtig was läuft, egal um was für eine Art Date es sich handelt, höre ich auf. Verschwendete Energie. Ist so eine Art Faustregel bei mir.“ Er kaut mit halbgeöffnetem Mund auf seinem Sandwich und schiebt sich das letzte Stück im Ganzen rein. „Wie macht ihr das in Deutschland?“
    „So einen Dating-Schwachsinn, den keiner durchschaut, machen wir nicht.“ Eigentlich würde ich gern wissen, was für Benjamin alles unter „richtig was läuft“ fällt. Aber so genau traue ich mich da nicht nachzufragen.
    „Mensch, red keinen Quatsch. Und wie dann?“
    Ich überlege. Eigentlich auch nicht so einfach. „Wir machen keine Dates aus. Man trifft sich oder geht mit anderen zusammen auf eine Party oder ins Kino oder so.“
    „Und woher weiß du, wer sich für wen interessiert?“
    „Das weiß man am An fang nicht. Dann passiert was und danach muss man rausfinden muss, ob das was bedeutet hat oder nicht.“
    „Mann, das hört sich gar nicht schlecht an. Alle machen erst mal miteinander rum und dann sieht man weiter.“
    „Nein! So meine ich das nicht. Ich meine nur, dass man manchmal natürlich auch nicht so genau weiß, wie ernst die Sache ist.“
    „Mensch, das ist alles viel lockerer in Europa. Bei euch darf man sich ja auch schon mit zwölf besaufen. Meinst du, die Europäer haben mehr Sex als wir?“, fragt Benjamin und wenn ich mich nicht täusche, schwingt in seiner Stimme Besorgnis mit.
    „Keine Ahnung.“
    „Also ihr trefft euch und jeder tut, als würde er sich nicht für den anderen interessieren ? Ihr nennt das dann gar nicht Date oder so?“
    Ich schüttele den Kopf.
    „Und dann, ganz plötzlich, versenkt ihr die Hände in der Unterwäsche des Gegenübers.“
    „Ben! Es geht doch nicht nur darum. Man will sich doch erst einmal kennenlernen!“
    „Diese Europäer-Dates sind ja ulkig“, sagt Ben. „Das ist mir zu kompliziert.“ Dann zündet er die Zigarette an, die er in den letzten Minuten hingebungsvoll gerollt hat.
    „Ich dachte, du hasst Rauchen“, sage ich.
    Er sieht mich überrascht an, während er die Luft anhält. Dann pustet er einen Schwall Rauch nur knapp an meinem Kopf vorbei und ich begreife in Landpomeranzen-Manier etwas spät, dass er keine Zigarette, sondern einen riesigen Joint gebaut hat.
    „Na, manchmal mache ich Ausnahmen mit dem Rauchen. Ein tiefer Zug auf die Liebe und die Romantik.“ Er zieht noch einmal und hält mir seinen Joint hin. Ich bin seit der Grundschule darauf geeicht worden, dass ein Joint eine Einstiegsdroge ist, die unweigerlich über Kokain und Speed, zu Heroin, Crack und Prostitution führt. Für mich ist das deshalb ein eher revolutionärer Schritt, nach dem Joint zu greifen und solange zu ziehen, bis ich einen heftigen Hustenanfall bekomme. Es kratzt und mein Hals wird heiß. Es ist widerlich. Ich könnte nie drogenabhängig und so schön dünn wie Kate Moss werden.
    Ben klopft mir geschwisterlich auf den Rücken.
    „Auf eine blonde Frau für dich“, huste ich, verzweifelt um meine Fassung ringend, und finde selbst, dass sich das etwas angestrengt lässig anhört. Aber ich bin ja auch nicht mehr ich selbst. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich eigentlich früher genau war, bevor ich nach New York gekommen und in Lichtgeschwindigkeit moralisch verwahrlost bin. Peter hat sich immer noch nicht gemeldet. Ich hoffe, ich habe bei diesem Dating nicht irgendetwas falsch gemacht. Vielleicht schläft er ja immer noch. Ich kontrolliere ab und an mein Handy, während eine weitere Vampirserie im Fernsehen vorbeizieht. Ben

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