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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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draufpappt und dann reinbeißt, schmeckt das einfach total irre. Er ist süß und zimtig und passt perfekt zu unserem Cranberry Saft. Ich verdrehe begeistert die Augen und Rachel lehnt sich zufrieden zurück.
    Rachel und Meredith wollen nach dem Frühstück kurz in die Mall. Rose muss für heute Abend Essen einkaufen. Ich versichere schnell, dass ich zu Hause bleiben möchte, und Rachel und Meredith drängen auch nicht sonderlich, dass ich mitkommen soll. Sie wollen einen Geschwister-Shopping-Bummel machen. Viel Spaß. Ich habe hinter der Blümchenlampe in Rachels Zimmer einen Internet-Anschluss entdeckt und will noch eine Mail an Peter schreiben. So eine lustige, entspannte, spontane, kurze Mail, für die ich wahrscheinlich ein paar Stunden brauche.
    „Super, dann kannst du mit Adam schon mal die Suppe kochen“, strahlt Rachel, als würde sie mir damit einen Gefallen tun.
    „Klar, du kannst mein Lehrling sein“, grinst Adam. Er lehnt an der Tür und hat seine Arme vor der Brust verschränkt.
    Na prima. Good bye, Internet. Ich werde mit Adam zu Hause bleiben und nach dem Geheimrezept einer gewissen Tante Deborah eine Suppe aus Karotten und Schinken herstellen, statt ein wenig Zeit für mich allein am Computer zu verbringen. Immerhin mit Adam und nicht mit Louis, meinem kurzbeinigen Verehrer bei Scirox, der mir jeden Tag eine Mail schreibt. Ich hoffe, der Arme braucht für seine kurzen, einigermaßen unverfänglich wirkenden Mails nicht so lange wie ich für meine Peter-Mails. Als die anderen weg sind, beordert Adam mich in die Küche. Er setzt ein betont konzentriertes Gesicht auf und teilt mir, pedantisch einem handgeschriebenen, vergilbtem Rezeptzettel folgend, einfache Aufgaben zu. Keine Ahnung, warum er eigentlich so sicher ist, dass er besser kochen kann als ich. Selbstbewusst sind sie alle, diese Rosenbaums.
    Wir beginnen mit gewaltigen Messern das Gemüse in symmetrische Stücke zu zerschneiden. Adam steht dich t neben mir und zeigt mir, wie ich das Messer halten soll. Seine Nähe macht mich verlegen, aber ich versuche, das zu ignorieren. Er scheint es ganz normal zu finden, seine Hand auf meine zu legen und in Position zu rücken.
    „Tante Deborah ist sehr pingelig mit ihrer Suppe. Das Rezept ist von irgendeiner Urgroßmutter überliefert. Könnte sogar ein deutsches Rezept sein. – Sie kommt heute Abend, deshalb muss alles stimmen.“
    Ich nicke beeindruckt, wie Adam von mir zu erwarten scheint.
    „Die exakte Ausübung kleiner, manueller Tätigkeiten schafft kurzzeitig Lebenssinn“, verkündet er unvermittelt und sieht kurz vom Gemüsebrett zu mir, um die Wirkung seiner Aussage zu prüfen. Adam trägt heute eine Brille mit dunklen Rändern. Er muss gestern Kontaktlinsen drin gehabt haben. Er wäre eine gute Besetzung für den Klassenstreber in einem Teenie-Film. Vielleicht einer, der später zum Helden wird, nachdem er die Brille abgenommen hat, so Superman-mäßig. Die Augenfarbe stimmt ja, nur sind seine Haare länger als die von Superman. Er wirkt total konzentriert. So wie Rachel, wenn sie irgendetwas programmiert und der Rest der Welt am Rand ihres Gesichtsfeldes herunterzufallen scheint.
    „Ich finde Gemüseschneiden jetzt nicht sooo spannend. Da bin ich ganz froh, dass das nicht der einzige Sinn in meinem Leben ist.“
    „Deine Schnitzel sind unterschiedlich groß.“ Adam blickt missbilligend auf meine Karottenstückchen. Nicht, dass Adam jetzt so ein Psychopath ist, der gleich mit dem Messer auf mich losgeht, weil ich eine Möhre falsch geschnitten habe.
    „Ist doch für die Suppe egal, ob die Stücke identisch sind“, wage ich zu widersprechen, während ich trotzdem versuche, aus Karotten perfekte Rechtecke zu schnitzen, was gar nicht so einfach ist.
    „Falsch“, widerspricht Adam und zielt mit der Messerklinge direkt auf meine Nase. „Bei dieser Art von Arbeit musst du Zen denken. Wenn dir der Prozess egal ist, ist ja jede Tätigkeit Zeitverschwendung.“
    Mir fällt dazu einfach gar nichts ein.
    „Es ist doch so“, sagt Adam und richtet seine blauen Augen direkt auf meine. „Wenn du von allem, was du tust, den Weg dahin abziehst, bleibt von deinem Leben kaum was übrig. Wenn du das Gemüse nur schneidest, damit die Suppe fertig wird, ist das Gemüseschneiden für dich Zeitverschwendung. Du könntest sogar die Strecke, die dein Arm zurücklegt, bis er die Gabel in den Mund geführt hat, als Zeitvergeudung betrachten, weil das eigentlich nicht zum Essen gehört. Nur der Moment des

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