Ich und andere uncoole Dinge in New York
Wohnzimmer ihren Eltern, wie man heutzutage in den Clubs tanzt. Dazu müssen sie zu Musik von Donna Summer und Cat Stevens improvisieren, da Jerrys „Musikanlage“ aus einem Schallplattenspieler besteht, um den er selbst einen braunen Kasten gezimmert hat, wie er stolz erzählt.
Als wir abends im Bett liegen, sagt Rachel: „Mensch, Judith. Ist doch super, dass du mitgekommen bist. Jetzt gehörst du auch dazu. Tut mir leid, das mit deiner Mutter. Deborah ist manchmal eine Ultra-Bitch. Keine Ahnung, warum sie kommen sollte. Aber meine Eltern sind immer schrecklich sentimental und wollen, dass alle in Frieden miteinander leben.“
„Keine Sorge. Meine Mutter weiß sich selbst zu helfen.“
Durch die Wand dringen gedämpfte Stimmen. Bei so vielen Kindern ist es wahrscheinlich nie wirklich still.
„Du hast eine nette Familie“, sage ich.
„Nicht wahr? Das will ich später auch haben. Eine echte Familie. Das ist das Beste, was man im Leben haben kann. Irgendwie ist es das einzige, was Sinn ergibt. Weißt du, was ich meine?“
Bei den Rosenbaums kann ich verstehen, was Rachel meint. Mein Körper liegt schwer und satt auf der dicken Gästematratze. Das Zimmer fühlt sich nach einem echten Zuhause an. Ich lasse mich in die Matratze sinken und denke an Peter, wie jedes Mal vor dem Einschlafen.
„Hey, ich glaube, Adam hat einen Narren an dir gefressen.“
Rachel ist doch noch nicht eingeschlafen. „Du spinnst.“
„Nee, wirklich. Aber du hast ja jetzt Peter.“
Stimmt, ich habe ja Peter. Mir wird ganz warm bei dem Gedanken, als Rachel das so sagt. Ich freue mich schon total, ihn nächste Woche endlich wiederzusehen.
„Aber kannst du mir was versprechen?“ Sie stützt sich auf ihre Ellbogen und weil meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkenne ich ihr ungewohnt ernstes Gesicht.
„Na klar.“
„Du darfst nicht mit seinen Gefühlen spielen.“
„Ich glaube, da besteht keine Gefahr, dass ich mit Peters Gefühlen spiele, ehrlich gesagt.“ Wäre eigentlich schön, wenn das eine größere Gefahr wäre und ich befürchten müsste, dass er doller in mich verliebt ist, als ich in ihn.
„Quatsch, nicht Peter. Ich meine Adam. Er macht immer nur Witze, aber in Wirklichkeit ist er ein viel größeres Weichei, als man glaubt. Mach ihm keine falschen Hoffnungen.“
„Rachel, das ist doch Blödsinn. Wir haben eine Suppe zusammen gekocht.“
„Du musst es mir versprechen. Ich meine das todernst.“
„Ich verspreche es.“
Das ist ein leichtes Versprechen, aber Rachel seufzt zufrieden und kurz später atmet sie regelmäßig. Ich denke an Peter und daran, wie er mich geküsst hat. Allein von dem Gedanken wird mir wieder ganz schummrig. Ich atme mein Glück tief ein. Ich werde versuchen, mehr Zen zu denken. Schließlich bin ich glücklich, genau hier, genau in diesem Moment, egal wie es weiter geht, egal wohin der Weg führt.
Als Rose uns am nächsten Tag zurück zum Bus bringen will, zieht Adam mich zur Seite. „Das Schönste am Wochenende war, mit dir die Suppe zu kochen und Klavier zu spielen.“ Er versenkt seine Augen in meine. Ich lächele zurück. Vielleicht hat Rachel doch recht und ich kann jetzt nicht sagen, dass es mir nicht gefällt, wie Adam mich ansieht. Ich bin auf dem besten Weg, ein It-Girl mit einem Haufen Verehrer zu werden.
Unterbrechungen
Montag schreibt Peter mir eine Mail ins Büro: „German Girl, müssen uns sehen.“
Natürlich sollte ich mich zieren, aber dann würde es noch länger dauern. Abends sitze ich im stickigen Subway. Ich habe mir vorher im Büro die Zähne geputzt, Haare gebürstet und mich von oben bis unten mit Vanille eingesprüht. Peter sieht etwas müde aus, als ich ankomme. Aber er umarmt mich fest und versenkt seine Nase in meinen Haaren. „Du riechst so gut. Schön, dass du Zeit hast. Hattest du ein schönes Wochenende bei Rachel?“
Auf seinem Bildschirm, auf den ich über seine Schulter hinweg sehen kann, leuchtet ein Standbild von Grand Theft Auto.
„Du hast Zeit für Computerspiele?“
„Einen kurzen Moment zur Entspannung.“ Er nimmt meine Hand und zieht mich hinter ihm her.
„Wir müssen uns ausruhen“, grinst er. Mir wird total heiß, das geht alles so schnell. Er hat also nicht das Interesse an mir verloren. Ich stolpere auf Gummibeinen hinter ihm her. Er schiebt mich auf sein Bett und fängt sofort an mich zu küssen. In meinem Kopf schwirrt alles durcheinander und der riesengroße Hunger, den ich gerade noch hatte, ist
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