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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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Oberschenkelpressverbände oder Brustbandagen getragen hat“, erklärt Rachel ironisch.
    „Weißt du noch, wie Tante Deborah ihre megawichtige Party absagen musste, weil ihr Arzt die Lippen verspritzt hatte und sie aussah, als hätte sie einen Fahrradschlauch im Gesicht?“ Adam grinst.
    „Also, ich bin dafür, die technischen Errungenschaften zu meinem Vorteil zu nutzen. Problemzonen sind dazu da, beseitigt zu werden. Es ist doch Schwachsinn, dass ein Leben mit dicken Oberschenkeln den Charakter stärkt. Ich würde mir die sofort wegmachen lassen, wenn ich welche hätte.“
    „Aber du hast keine.“
    „Aber ich brauche einen Nosejob.“
    Mir fällt zum ersten Mal auf, dass zwischen den Begriffen Nosejob und Blowjob eine peinliche Ähnlichkeit besteht, die Amerikaner nicht zu bemerken scheinen.
    „Es gibt darüber unterschiedliche Meinungen“, sagt Rachel.
    „Aber deine Nase ist doch völlig in Ordnung. Ich hätte mehr Angst vor so einer Operation“, wage ich einzuwerfen. Wenn man Merediths Nase lang anstarrt, wie wir es jetzt alle tun, scheint sie vielleicht etwas größer und scharfkantiger als, sagen wir mal, meine Nase. Aber wenn man mich zu lange anstarrt, sehen meine Ohren knubbelig aus, das ist viel schlimmer.
    „Ach“, Meredith winkt ab. „Letzten Sommer war ich in Israel und da hat sich wirklich jeder die Nase machen lassen. Das war schon fast Standard.“ Als sie mein verständnisloses Gesicht sieht, fügt sie hinzu: „Jüdische Nasen, verstehst du, die Mädchen sind besessen davon.“
    Ich bin sprachlos. „Aber das kann man doch nicht sagen“, stammele ich. „Es gibt doch keine jüdischen Nasen, das ist doch nur Propaganda. Das Judentum ist eine Religion und keine Rasse“, zitiere ich meine Geschichtslehrerin.
    „Papperlapapp. Meine Nase ist keine Religion“, erklärt Meredith. „Meine Nase ist sogar jüdischer als eine durchschnittliche jüdische Nase, das ist kein Rassismus, sondern Realität. Wenn ich bis dreißig keinen vernünftigen Mann gefunden habe, lasse ich sie verkleinern.“ Nach einem Moment fügt Meredith mit Entschlossenheit hinzu: „Los, schießen wir uns ab.“
    Wir bestellen fünf Portionen Borscht und Wodka.
    Ich sitze zwischen Adam und Peter.
    „Sag mal, du willst doch Psychiater werden“, richtet Peter sich an Adam. „Dann kannst du mir bestimmt erklären, woher diese ganzen neuen Krankheiten kommen, die es früher nicht gab.“
    „Was denn für Krankheiten?“, antwortet Adam demonstrativ höflich.
    „Diese ganzen neuen Psycho-Krankheiten, die alle Disorders nennen. Die Leute essen zu viel oder zu wenig, sind kohlenhydratabhängig oder magersüchtig und haben dann eine Eating Disorder . Wenn man zu faul ist, sich auf den Hintern zu setzen und zu lernen, hat man eine Attention Disorder. Ich meine, der ganze Campus ist voll von Ritalin, als gäbe es niemanden, der kein ADS hat. Die meisten bräuchten doch nur einen Tritt in den Hintern und alle Störungen wären ausgemerzt. Wenn man krank ist, braucht man sich nicht mehr anzustrengen. Das ist so bequem“, sagt Peter und klingt dabei merkwürdig hasserfüllt.
    „No offense, aber du hast doch null Ahnung“, erwidert Adam und es ist ganz gut, dass ich als Pufferzone zwischen beiden sitze. „Erstens wird Ritalin von Leuten ohne ADS missbraucht, weil jeder damit seine Konzentration steigern und gleichzeitig bei Partys länger durchhalten kann. Wundert mich echt, dass du das an der NYU noch nicht gemerkt hast. Basiert schließlich auf dem gleichen Stoff wie Kokain. Und zweitens: Wenn die Leute glauben, dass sie ein Problem haben, dann haben sie ja auch eins.“
    „Leute wie du verdienen doch später einen Haufen Geld damit, Patienten ewig zu therapieren. Du willst doch gar nicht, dass ihnen jemand sagt, dass sie sich einfach zusammenreißen sollen.“
    „Willst du ihnen das vielleicht sagen?“ Adams Wangen haben sich gerötet und seine Augen funkeln aggressiv. „Woher weißt du das alles denn so genau? Aus eigener Erfahrung?“
    „Heyheyhey ...“, wirft Meredith beschwichtigend ein.
    „Du kennst dich doch genauso wenig aus“, feuert Peter zurück. „Im Moment bist du Tennislehrer und hast zwei Psychologie-für-Anfänger-Kurse im College besucht.“
    „Korrekt. Warum fragst du mich dann so einen Scheiß? Vielleicht kannst du dich ja nicht zusammenreißen und bist neidisch auf die Kranken – das wäre jedenfalls eine Erklärung für deine komische Aggressivität.“
    „ … sagt der

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