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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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weg.
    Ich sammle meine Sachen ein, die vor dem Bett auf dem Boden liegen und schleiche in den Flur. Ich suche in der Küche nach etwas zu trinken oder etwas zu essen für meinen angeschlagenen Magen. Aber dort stehen nur ein paar leere Bierdosen, Kaffeepappbecher und ziemlich viele Packungen mit Medikamenten. „Ritalin“ steht auf den Packungen. Es soll gegen Aufmerksamkeitsstörung und Hyperaktivität sein, steht da. War das nicht das Medikament, über das Peter und Adam gesprochen haben? Vielleicht hat Adam doch recht gehabt, das Peter nicht erzählen wollte, dass er selbst unter einer Disorder leidet. Vielleicht hat er sich deshalb so aufgeregt, weil er frustriert war. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass mir bisher nichts aufgefallen ist. Aber wir sind ja auch erst am Anfang und haben uns meistens nur abends gesehen. Mein Blick fällt in einen kleinen Spiegel. Ich bin ziemlich blass und verquollen. Peter bewegt sich immer noch überhaupt nicht. Mir ist ganz schön übel. Ich muss an die frische Luft und dann nach Hause, mich erholen. Ich habe auch keinerlei Waschsachen dabei und so will ich nicht den ganzen Tag rumlaufen. Ich komme später lieber frisch und schön zurück. Vorsichtig gleite ich in meine Hose und streife meine Jacke über. Die Sandalen ziehe ich erst im Flur an, um Peter nicht zu wecken.
    Als ich auf die Straße trete, ist es noch dämmrig. Die Luft ist klamm und aus einem Gully quellen weiße Wolken wie in einem Fantasy-Computer-Spiel. Aber ich habe wirklich keinen Grund, mich schlecht zu fühlen. Ich habe einen Freund. Ich habe sogar einen coolen Freund, der Film studiert. Ich bin keine Jungfrau mehr. Ein Mädel läuft an mir vorbei, das aussieht wie einer dieser Olsen Twins mit einer riesigen Brille, XXL-Tasche, wirren Haaren und viel zu hohen Schuhen. Sie wirkt etwas orientierungslos, eher so, als käme sie gerade von einer Party und nicht so, als wäre sie frü h aufgestanden. Das Coole ist: Vielleicht ist es Mary-Kate Olsen, die gerade von einer Party kommt. New York ist wirklich großartig. Ich wünschte nur, mein Magen würde nicht so seltsame Geräusche von sich geben. Aber auch so fühle ich mich irgendwie schlechter, als ich mich fühlen sollte, an diesem eigentlich doch großartigen Tag in meinem Leben, im großartigen New York.
     

Eine neue Mitbewohnerin
    „Guten Morgen“, tönt es aus der Küche, als ich die Tür zu unserer Wohnung aufschließe. „Ich habe mir schon einen Tee gemacht und etwas aufgeräumt.“ Am Küchentisch sitzt meine Mutter mit einem breiten Lächeln. Ich möchte jetzt eigentlich nicht reden, sondern mich ausruhen und über alles nachdenken, was passiert ist. Regine sieht wesentlich wacher und erholter aus als ich. Sie hat zudem ihre Identität weiterentwickelt. Sie trägt ein weißes Haarband, das in ihren erblondeten Haaren an Doris Day erinnert, und dazu ein weißes Hängerkleid mit dem neuerdings obligatorischen tiefen Dekolleté. Dave muss ihr einmal zu viel gesagt haben, dass ihr so ein Ausschnitt gut steht.
    „Du siehst fürchterlich aus, Judith.“
    „Danke, ebenso.“
    „Jetzt sei doch nicht so. Wir sehen uns zu wenig und ich dachte, ich könnte dich überraschen und ins Museum ausführen. Du warst doch bestimmt noch nicht im Museum of Modern Art?“
    Mein Kopf hämmert. Ich kann mich jetzt nicht streiten. Ich nicke. „Ja. Also, ich meine, nein, da war ich noch nie.“
    „Wo warst du denn schon so früh. Ich dachte, in deinem Alter schläft man aus?“, sie sieht mich neugierig an. Einen Moment befürchte ich, dass sie mir ansieht, was gestern passiert ist. Eigentlich muss man mir doch was ansehen. Irgendetwas jedenfalls. Eine Mutter sollte so was doch wahrscheinlich sehen, oder? Aber offensichtlich kommt ihr nicht mal der Gedanke, dass ich nicht zu Hause geschlafen haben könnte.
    „Ich musste was kaufen“, murmele ich und vertiefe mich in die Auswahl eines Teebeutels. Eigentlich ist das nicht so schwer, weil wir nur zwei Sorten Tee besitzen. Ich entscheide mich für einen Beutel Kamillentee und hoffe auf dessen heilende Wirkung. „Mir ist etwas schlecht heute.“ Ich beiße in einen trockenen Toast, um meinen Magen zu beruhigen.
    „Hast du deine Tage?“
    Ich schüttele den Kopf. Meine Mutter fragt grundsätzlich, ob ich meine Tage habe. Sie macht für jede Laune die Hormone verantwortlich, statt mich einfach mal zu fragen, wie es mir geht, und bei der Antwort auch zuzuhören. Eigentlich dachte ich, dass ich schon zu alt bin, dass mich

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