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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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geht’s gut. Mmh, alles in Ordnung? Mensch, wir haben ja noch nicht mal dran gedacht, mmmh, uuh. Naja, ich war ja heilfroh, als ich gesehen habe, dass du deine Tage hast. Dann kann wenigstens nichts passieren. Das dürfen wir nicht so machen. Puh, ich muss mich noch ein bisschen erholen. War etwas heftig, sogar für mich…“
    Ich bin sprachlos. Damit habe ich nun nicht gerechnet. Offensichtlich merkt man das doch nicht als Mann. Oder jedenfalls nicht als besoffener Mann. Mir schießen Tränen in die Augen und ich atme tief durch und tue so, als wäre ich in das Bild vertieft, bis ich mich wieder unter Kontrolle habe. Ich hätte doch mal mit meiner Mutter zur Yoga-Stunde gehen sollen. Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt. Und jetzt hat er das noch nicht mal mitgekriegt?
    Immerhin kein „Halt die Ohren steif.“
    Dann kommt noch eine SMS: „Judith, alles ok? Kann nicht drangehen, weil in Bibliothek, schick SMS“
    Immerhin.
    Ich warte etwas ab, damit es nicht so wirkt, als hätte ich nur auf seine SMS gewartet, und simse zurück, dass ich im MoMA bin. Aber muss man eigentlich dieses Ich-bin-so-schwer-zu-kriegen-Spiel immer noch machen, wenn man miteinander geschlafen hat? Es ist alles so undurchschaubar. Ich will ihn unbedingt wiedersehen. „hast du später zeit?“, simse ich deshalb mutig.
    „muss in bib bleiben – nxt week prüfungen muss lernen total schade“, schreibt Peter zurück.
     
    Am nächsten Morgen wache ich mit einem heftigen Ziehen im Rücken auf. Das Sofa sieht gemütlicher aus, als es ist. Immerhin hat Peter mir in der Nacht noch eine SMS geschickt: „Miss u“ um 3:46. Der Arme hat die ganze Nacht gelernt und er muss ja auch ziemlich fertig gewesen sein von Freitag. Ich meine, es wäre doch unmöglich nach so einem Abend noch mal auszugehen.
     
    Im Büro bekomme ich eine Mail von Adam. Mein Herz klopft wieder einmal viel zu stark, als ich sie öffne. Ich bin doch glücklich verliebt und tendenziell monogam. Allerdings gab es in meinem Leben bisher auch noch nie die Situation, dass zwei Jungen gleichzeitig an mir interessiert waren, wenn man von Verehrern Sorte Louis, der natürlich auch seine obligatorische E-Mail schickt und fragt, ob ich bei so einer Game-Session mitmachen will, einmal absieht. Aber egal, wie rational ich die Situation betrachte, mein Herz klopft lauter und schneller, als es sollte.
     
    Betreff: Kolja
    Hey, Judith – war lustig am Wochenende, allerdings etwas heftig. Ist eigentlich nicht so mein Ding so ein Gesaufe. Ich hoffe du hast das Wochenende ohne weitere Schäden überstanden. Demnächst treffen wir uns lieber bei Starbucks als mit Kolja. Adam
     
    Betreff: RE: Kolja
    Wochenende eher durchwachsen. Meine Mutter ist bei mir eingezogen wegen einem Pseudo-Streit mit Dave. Ansonsten Bilder im MoMA gesehen, die ich schon alle wieder vergessen habe, weil Gehirnzellen abgestorben.
     
    Adam antwortet ungefähr zwei Sekunden später:
     
    Betreff: RE:RE: Kolja
    Bei mir ist noch Platz. Habe keine Freundin mehr. Kann dir auch neues Klavierstück vorspielen. A
     
    Be treff: RE:RE:RE: Kolja
    Wusste gar nicht, dass du Freundin hattest. J
     
    Keine Antwort. Mein Kopf rauscht von dem vielen Blut, das hindurchgepumpt wird. Natürlich, warum sollte Adam keine Freundin gehabt haben. Keine Ahnung, warum ich davon ausgegangen bin, dass er keine hatte. Trotzdem mag ich den Gedanken nicht, dass er je eine hatte, und es freut mich mehr, als es in Anbetracht der genannten Gründe (ich bin glücklich verliebt, keine Schlampe etc.) sein dürfte, dass er keine mehr hat.
     
    Betreff: RE:RE:RE:RE: Kolja
    Bist du traurig?
     
    Betreff: RE:RE:RE: RE:RE: Kolja
    Ist kompliziert. Erkläre ich andern mal. Muss leider los. A
     
    Zwei Sekunden später kommt eine weitere E-Mail.
    Betreff: RE:RE:RE:RE:RE: Kolja
    Judith, lass uns uns (mmh, heißt es eigentlich „lass uns“ oder „lass uns uns“?) demnächst wirklich treffen.
     
    Ich brauche eine Weile, bis ich mich wieder auf meine Arbeit konzentrieren kann. Später schreibt Benjamin eine Mail. Ausschließlich in Kleinbuchstaben, in großmütiger Ignoranz aller Rechtschreibregeln und mit geringstmöglicher Wortanzahl kündigte er an, dass er mich heute zum Mit tagessen treffen wird. Das hat er noch nie getan. Dennoch ist es sensationell unwahrscheinlich, dass Ben zum Verehrer Nummer drei oder Nummer vier (wenn man Louis mitzählt) geworden ist. Ganz heimlich und undeutlich, weil ich mich fast nicht traue, es wirklich zu denken,

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