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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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    Ich versuchte, mich auf Wilhelm Busch’s Briefe zu konzentrieren, aber die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen.
    »Was isch, Mulchen?« Mathias tippte mir auf die Schulter, »warum weinsch du? Weil du soviel lerne musch oder wie?«
    »Nein, ich bin nur ein bißchen müde.«
    »Soll i vielleicht unser Zimmer aufräume? Freusch du di da?«
    »Und wie! Ganz arg!«
    »Gut, i mach Hausputz, aber dann bisch au vergnügt, gell!«
    Ordnung machen war ihm von Herzen zuwider, trotzdem schritt er zur Tat und werkte gewaltig im Kinderzimmer. Er schüttete den Inhalt sämtlicher Schubladen auf den Boden, denn Ordnung begann bei ihm mit einem Chaos.
    Es klingelte. Kurz darauf stürzte Mathias zu mir ins Zimmer, riß und zerrte an der Schürze, die er sich umgebunden hatte.
    »Schnell, Mulchen, mach auf! Dr Bruno kommt! Huh, isch mir des peinlich! Wenn der sieht, daß i Hausputz mach. Der lacht mi aus!«
    Aber Bruno sah das Chaos im Zimmer mit Wohlgefallen. »Was schpielst du do?« fragte er.
    »I räum um!«.
    »Guat«, sagte Bruno, »guat, daß i komme ben, umräume du i au gern. Alle Möbel müsset naus und dr Deppich au! Mir hent dahoim no en Eimer mit Farb, den hol i, und dann streichet mir’s au glei!«
    »Ja!« Mathias strahlte vor Begeisterung, »des machet mir!«
    An dieser Stelle warf ich mich zwischen sie und ihre Pläne.
    »Ne du, Bruno, nicht streichen! Das schafft ihr heute nicht mehr, das wird zuviel, glaub mir’s! Bis ihr alles geputzt habt und umgestellt...«
    »Schad drom! Mit dere schöne rote Farb hätt’s gut ausgesche.«
    »Mulchen, du kannsch jetzt wieder an dei Arbeit gehe!« sagte Mathias und meinte damit: Verschwinde und red uns nicht immer rein!
    Sie schafften. Ich hörte die Schränke über den Boden kreischen, hörte lautstarke Auseinandersetzungen über die Neugestaltung des Raumes, hörte Wasserplätschern und Wehgeschrei, als nämlich Bruno im Eifer des Gefechts den Putzeimer umstieß und sie beide der Wasserfluten nicht Herr werden konnten. Gegen Abend endlich rückten sie bei mir an, hochrot und völlig durchnäßt.
    »Jetzt darfsch du gucke, Mulchen! Aber vorsichtig, ‘s isch no net ganz trocke!«
    Die Möbel standen in eigenwilliger Anordnung im Zimmer verstreut, der Boden glänzte vor Nässe.
    »Na, was sagsch jetzt?«
    »Toll!«
    »Bisch jetzt froh?«
    »Ja, sehr!«
    »Dann mach halt au a frohs Gsicht!«
    In der darauffolgenden Zeit fand ich keinen einzigen anonymen Brief mehr im Kasten.
    »Manfred, könnte es möglich sein, daß du wieder in der Post herumfischst?«
    »Aber Malchen!« Er schaute mich an mit traurig-verwundertem Blick, »was denkst du denn von mir? Hast du irgendwelche Fetzen im Papierkorb gefunden?«
    »Nein, im Papierkorb nicht. Es gibt auch noch einen Abfalleimer.«
    »Wie kann man nur so mißtrauisch sein? Ich dachte, du kennst mich.«
    »Eben!«
    Dann überraschte ich Mathias, wie er vor dem Briefkasten hockte, tief versunken in die Post. Er drehte die Briefe hin und her, nahm einen an sich und verstaute ihn in seinem Schulranzen.
    »Was machst du da?«
    Er fuhr herum.
    »Mensch, Mulchen, hasch du mi erschreckt!«
    Ich wiederholte meine Frage, lauter und deutlicher als vorher.
    Er erhob sich gekränkt.
    »Mr wird ja wohl no d’Poscht angucke dürfe! Und überhaupt, Mulchen, i hab gnug vom dauernde Putze!«

Die lange Nacht der Wahrheit und die kurze des Triumphs

    Pratzels luden ein zu Hochzeitssuppe und Filmvorführung.
    »Ich hab ein schlechtes Gefühl, Manfred. Was werden sie zu der Fernsehgeschichte sagen? Hugo ist immer so direkt.«
    »Ah bah, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen! Sie mögen dich doch! Weißt du nicht mehr, wie sie dir im Krankenhaus geholfen haben?«
    »Ja, im Krankenhaus...«, ich sprach nicht weiter, dachte aber bei mir, daß mein Herz für eine hinkende Amei im Krankenhaus sehr viel wärmer geschlagen hätte als für eine strahlende im Fernsehen.
    Ich bat Manfred, einen besonders großen Blumenstrauß für Eva zu kaufen und nicht kleinlich nach dem Preis zu schielen. Die Schokoladentafeln für Pratzels Sieben wickelte ich in rotes Seidenpapier und versah sie mit kunstvollen Schleifen. Nachdem dies alles geschehen, wurde mir etwas wohler.
    Pratzels begrüßten uns mit Herzlichkeit. Finks saßen schon in der Sofaecke, Säuseles erschienen mit nur zehn Minuten Verspätung.
    »Wir hätten es fast geschafft«, Sigmund überreichte Eva den dritten Blumenstrauß des Abends, ein Biedermeiersträußchen, klein, bunt, mit

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