Ich und du Muellers Kuh
du es mir doch nicht geglaubt hättest, Hugo, und weil ich dir nicht den Spaß verderben wollte...«
»Heute endlich ist es dir gelungen, weil deine Amei angegriffen wurde...«
Manfred wiegte den Kopf. »Ja, vielleicht, Hugo. Es könnte tatsächlich sein. .«
»Komm, Hugo«, drängte Julius, »laß deine Serie weiterlaufen, damit wir es endlich hinter uns bringen.«
Er knipste das Licht aus, und die Figürchen erschienen wieder auf der Leinwand, schlidderten über glattes Parkett, landeten auf der Nase und sagten einander die Wahrheit.
»Das war also diese Serie«, Eva knipste das Licht an, »ich habe geahnt, daß sie heute nicht paßt.«
Nichts wie weg! Das war mein einziger Gedanke. Ich erhob mich.
»Manfred, ich glaube, wir sollten jetzt...«
Julius faßte mich an Arm.
»Bleib da, bitte, einen Augenblick. Setz dich noch mal, ja? Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist. Ich habe mich hinreißen lassen, aber ich wollte dich nicht verletzen. Es tut mir leid! Weißt du, da hat sich einiges in mir aufgestaut. Maria hat nie etwas gesagt, aber ich sehe doch, wie sie schlucken muß, wenn sie von deinen Erfolgen hört...«
»Nein, Julius, ich muß nicht schlucken!« rief Maria, »ich muß mich nur zurechtfinden!«
»Wir hätten schon längst darüber sprechen sollen«, Manfred drückte mir ein Tempotaschentuch in die Hand, »aber wir hatten Mühe, mit unseren eigenen Problemen fertig zu werden. Jetzt merke ich erst, wie schwierig es für euch ist.«
»Du hast dich großartig aufgerappelt, Amei!« Agathe Säusele schenkte mir einen freundlichen Blick, »wenn ich denke, wie schlimm du dran warst!«
»Ja, es ist eine Therapie und keine schlechte!«
Das kam von Sigmund Säusele. Ich konnte ihn nicht genau sehen, weil meine Augen überliefen, das passierte mir immer, wenn mich das Selbstmitleid überkam. Julius neben mir war auch nicht froh, er hatte die Hände zusammengekrampft. Maria legte den Arm um seine Schultern.
»Du hast schon richtig gesehen, Julius. Ich mußte schlucken. Wir buttern so im Kleinen herum...«
»Aber das hab ich doch auch erlebt, Maria!« rief ich dazwischen, »erst auf dem Dorf und dann hier mit dem Laienspielkreis und so...«
»Dann wirst du verstehen...«, jetzt wedelte auch Maria mit dem Taschentuch.
»Solche Gespräche bringen ungeheuer viel für die zwischenmenschlichen Beziehungen!« Sigmunds Stimme klang direkt euphorisch, »wir reden auch immer mit unseren Kindern! Psychologisch gesehen...«
»Halt die Luft an, Sigmund!« fuhr ihm Hugo in die Rede. »Damit du’s nur weißt, Amei, ich habe ein Fußballspiel ausfallen lassen, nur um >Alles oder Nichts< zu sehen!«
»Ja wirklich!« bestätigte Eva, »wir wollten’s erst gar nicht glauben.«
»Aber mit dir muß ich noch sprechen!« Hugo pflanzte sich vor Manfred auf und bohrte seinen Zeigefinger in dessen Magengegend, »was paßt dir nicht an meinen Filmen?«
»Du bist zu hektisch, Hugo! Wirklich, es wird einem schlecht, wenn du dauernd mit der Kamera in Bewegung bist.«
»Ich muß Manfred beipflichten«, sagte Julius bedächtig, »dabei interessieren mich deine Filme. Du darfst es nicht als Kritik auffassen, Hugo!«
»Als was denn sonst?« knurrte der. »Wißt ihr, was jetzt noch fehlen würde?« Nein, wir wußten es nicht genau und schüttelten deshalb den Kopf. »Daß euch unsere Suppe nicht schmeckt!«
Er schaute in die Runde, sah lauter zu Boden geschlagene Augen, zusammengekniffene Münder.
»Na, was ist, schmeckt sie euch oder nicht?«
»Nicht!« sagte Maria mit leiser, aber fester Stimme.
»Ich werd verrückt! Eva, hast du es gehört? Sie mögen unsere Hochzeitssuppe nicht! Ja, ist es denn zu fassen?« Er ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken. »Ihr habt doch immer gesagt, daß ihr sie wunderbar findet!«
»Nein, Hugo, da irrst du!« Julius hob den Blick, »keiner von uns hat das jemals gesagt!«
»Aber ihr habt auch niemals eine Andeutung gemacht, daß sie euch nicht schmeckt!«
»Wie stellst du dir das vor?« fragte Sigmund. »Wir sind bei dir eingeladen, setzen uns an deinen Tisch, schieben den Teller fort und sagen, wir mögen deine Suppe nicht. Ne, du, das geht nicht! Ich bin zwar sehr für Wahrheit und freien Umgang miteinander, aber das schaff selbst ich nicht. Agathe hat’s mal wollen - stimmt’s Agathe? -, aber ich hab ihr gesagt, sie soll’s lassen.«
»Ja, so war es!« Agathe nickte.
Eva erhob sich, murmelte etwas und ging hinaus.
»Da seht ihr, was ihr angerichtet habt!«
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