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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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und Begeisterung. Er sprang so hoch er konnte und suchte, den Fisch zu erlangen. Paul aber sortierte seine Schätze, setzte die Brille auf die Nase, den Fisch ins Glas, warf Raskolnikow die Algen in den Rachen und wandte sich mir zu.
    »Wie kommt sie in das Goldfischglas?« fragte er und schaute mich hinter tropfenden Gläsern streng an.
    »Sie haben sie selber hineingelegt. Wirklich! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    Rosel kniete wehklagend zu Füßen des ewigen Studenten und sammelte die Reste ihrer Abendtasche zusammen.
    »Des hat des Dierle net von alloi do«, sie schoß einen zornsprühenden Blick hinauf zum Studenten. »Sie, Sie hent ihm des Däschle naglegt! Pfui! Sie gemeiner Mensch!«
    »Komm, Malchen, es ist Zeit, wir gehen!« sagte Manfred.
    Aus dem Schirmständer in der Diele lief ein Bächlein. »Raskolnikow!« schrie Evelyn, »ja schämst du dich denn nicht, du böser Hund!«
    Raskolnikow und ich schauten uns an. Dann senkte ich den Blick und schlich zur Tür.
    Wir gingen die Straße hinauf und die Stäffele, vorbei an ausgebrannten Knallfröschen, Heulern und Raketen. Ich lehnte meinen Kopf an Manfreds Schulter.
    »Ach, Manfred, hätt’ ich bloß Schlonz getrunken statt dieser >blauen Lady    »Da magst du recht haben. Ich frage mich, wie der Frosch in meine Hand kam und warum ich ihn geworfen habe? Es ist mir wirklich unerklärlich.« Er blieb stehen und zupfte ein Stückchen Papierschlange aus meinem Haar. »Ich sage dir, Malchen, solch eine Silvesternacht will ich lieber nicht mehr erleben!«
    »Ich auch nicht, Manfred!«
    Es war einer der wenigen Neujahrs Vorsätze, die wir gehalten haben. Fortan verlebten wir Silvester im Kreis von Freunden, die im anderen Stil feierten. Nicht so gedämpft wie in meinem Elternhaus, nicht so hektisch wie bei Evelyn, nein, grad so mittendrin.

    Nach drei Wochen kam Andreas mit einem Heft daher. »Ihr sollet’s lese und unterschreibe, hat d’ Frau Birzele gsagt.«
    »Warum denn?«
    »D’ Frau Birzele hat gsagt, es tät euch sicher interessiere.«
    In dem Heft stand ein Schulaufsatz mit dem Titel:
    »Wie ich das neue Jahr begann.«

    »Wir sind frü aufgewacht und der Mathias hat Strikliesel geschafft und ich hab aus dem Räuber Hotzenplotz forgelesen. Endlich ist der Vati gekommen und hat gesagt: Ein schönes neues Jahr, und wir sollen leise sein, das Mulchen hat eine Migrene. Dann hat der Mathias gefragt wann es Früstück gibt, er hat Hunger, und der Vati hat gesagt, wir sollen uns was feines machen aber keinen Krach in der Küche, sie wollen nichts essen, weil ihr Magen ist nicht ganz in Ordnung nur vielleicht einen sauren Hering, wenn wir einen haben. Aber wir hatten keinen. Dann hat er gesagt, es ist ein Jammer und er legt sich noch ein bißchen hin. Da waren wir fro und machten uns alles was im Eisschrank war und Rühreier und Puding. So haben wir ein schönes neues Jahr angefangen.«

    Frau Birzele hatte mit roter Tinte darunter geschrieben: »So, so!«

Pfarrhäusliche Spezialitäten
oder: Die Geschmäcker sind verschieden

    Wohnten wir auch weit entfernt von den anderen Nikodemuspfarrern, so waren wir doch alle herzlich bestrebt, Kontakte zu pflegen und die Verbindung zu halten.
    »Am Montagabend sind wir bei Pratzels eingeladen«, verkündete Manfred, »freust du dich?«
    »Ja, eigentlich schon, es sind nette Leute!«
    »Aber Hugo will seine Urlaubsfilme vorfuhren.«
    »Um alles in der Welt! Manfred, hast du nicht absagen können?«
    »Wie denn? Was hätte ich sagen sollen? Hugo, deine Filme sind eine Zumutung?«
    Hugos Filme waren von der Art, daß nur Menschen mit eisernen Nerven sie überstanden, Kunstflieger oder Bergführer oder sturmerprobte Seebären. Ich gehörte zu keiner dieser Gattungen, und also würde ich wieder einmal hoffnungslos seekrank werden.
    »Im übrigen«, meinte Manfred mit zwingender Logik, »im übrigen würde es gar nichts nutzen. Dann würde er uns die Filme beim nächsten Besuch vorführen. Wir kommen nicht drum herum. Reiß dich zusammen! Wir werden’s überleben!«
    Der Montagabend sah uns gefaßt dem Nikodemuspfarrhaus zuwandeln. Manfred trug einen Blumenstrauß, ich sieben Tafeln Schokolade für die Kinder. Ich atmete tief die unreine Stadtluft.
    »Ach, tut das gut, was meinst du, wie schlecht mir auf dem Rückweg sein wird!«
    »Du darfst nicht hingucken«, riet Manfred, »mach einfach die Augen zu und denk an was Schönes!«
    Es tröstete mich wenig. Ich wußte, irgendwann

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