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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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nun wieder sah der frühere Ehemann gar nicht gerne. Er bedeutete dem Studenten, seinen Arm zu sich zu nehmen, widrigenfalls er sich gezwungen sähe, einzugreifen, was dem Studenten bei seiner schmächtigen Beschaffenheit keinesfalls zustatten käme. Auch mischte sich die Blonde ein und tat den umsitzenden Herren kund, wie viele Männer diese schwarzhaarige Hexe schon ins Verderben gestürzt, wie viele Ehepaare entzweit und Familien zerrissen hätte.
    An dieser äußerst interessanten Stelle mußten Manfred und ich aufbrechen, da die Stunde des Mitternachtsgottesdienstes nahte. Evelyn gab uns das Geleit bis zur Haustür. Sie stöhnte.
    »Ihr werdet einen Eindruck von uns haben! Das ist ja das reinste Panoptikum!«
    »Nein, ehrlich Evelyn, mir gefällt’s. Ich hab mich schon lange nicht mehr so amüsiert!«
    Und wirklich, ich schied nur ungern von dem Schauplatz des Geschehens, denn bei Evelyn und Karl-Otto passierten inzwischen womöglich die tollsten Sachen. Blond und Schwarz könnten sich in die Haare geraten, der Bulle den ewigen Studenten ohrfeigen, mein Tischherr bemerken, daß er seine Brille ins Goldfischglas gelegt hatte. All dies und noch viel mehr konnte geschehen, und ich war nicht dabei. Ich seufzte. Manfred drückte meinen Arm.
    »Ja, Malchen, es ist wahr. Zu Hause hätten wir es gemütlicher gehabt.«
    Wir stiegen die Stäffele zur Kirche hinauf und je höher wir stiegen, desto klarer mußte ich erkennen, daß Karpfen und »blaue Lady« sich offenbar nicht mochten. Sie fochten in meinem Magen heftige Kämpfe aus.
    Die Besucher des Mitternachtsgottesdienstes saßen still und andächtig auf ihren Plätzen, als ich zur Kirchentür hereinkam. Ich setzte mich auf die letzte Bank, dicht neben den Ausgang, und ich tat gut daran. Schon bei der ersten Strophe von »Nun laßt uns gehn und treten...« bekam ich den Schluckauf, und als ich meine Augen zu Manfred emporhub, da begannen die Bänke sich zu drehen. Manfred erschien in doppelter Gestalt auf der Kanzel, und die sechs Kerzen auf dem Altar wurden zum tanzenden Lichtermeer. Ich schloß die Augen und schickte ein Stoßgebet gen Himmel.
    Der Kopf des Mesners Lasewatsch erschien vor meinen Augen, riesengroß und bedrohlich. Er sprach aus drei Mündern zugleich.
    »Ist was, Frau Pfarrer?«
    Ich stöhnte nur. Da schob er mich sanft zur Tür hinaus und drückte mich im Mesnerzimmer auf einen Sessel. »Die Grippe«, sagte er, »es ist die Grippe, genau wie bei meiner Frau. Augenblick, ich hab was dagegen!« Er kramte in seinem Wandschrank und brachte ein Fläschchen zum Vorschein. »Ein Klarer hilft immer! Mund auf, und dann einen tüchtigen Schluck!« Er hielt mir die Flasche unter die Nase. Ich roch den Schnaps und stieß ihn von mir.
    »Bloß nichts Alkoholisches, das bringt mich vollends um!«
    »O weia!« sagte Mesner Lasewatsch, »o weia, Frau Pfarrer, Ihnen geht’s wirklich schlecht. Bleiben Sie ganz still sitzen. Ich muß läuten, sie beten drinnen schon das Vaterunser. Gleich bin ich wieder da!«
    Ich aber blieb nicht sitzen, sondern wankte die Treppen hinunter zu den unteren Räumlichkeiten, fand die Tür mit der Aufschrift »Damen« und gab die Karpfenbisse wieder von mir.
    Hierauf fühlte ich mich besser, und als die Leute aus der Kirche strömten und Manfred mit dem Talarköfferchen kam, da sah ihm eine gefaßte und geläuterte Ehefrau entgegen.
    Fassung war allerdings auch vonnöten bei diesem Heimweg. Jetzt nämlich schlug es zwölf und ringsumher begann es zu krachen, zu pfeifen und zu zischen, dazu läuteten die Glocken — ein infernalischer Lärm. Die Kirchgänger stoben auseinander und suchten so schnell wie möglich, ihr Heim zu erreichen; auch wir strebten eilig den Stäffele zu.
    »Ich wünsche dir ein schönes und gesegnetes neues Jahr!« sagte ich zu Manfred und drückte seinen Arm.
    »Was hast du gesagt?« brüllte er zurück.
    »Ein schönes neues Jahr!« rief ich nun auch sehr laut.
    »Das findest du schön? Dieser Krach ist ja entsetzlich. Wieviel Geld die Leute in die Luft jagen. Wie kann man sich nur so kindisch benehmen. Paß auf, da kommt wieder ein Heuler!«
    Wir faßten uns an der Hand, rannten die Stäffele hinunter und hielten erst an, als wir wieder vor dem Haus unserer Freunde standen.
    Evelyn empfing uns mit zwei gefüllten Sektgläsern und hektisch gerötetem Gesicht.
    »Prost Neujahr!« rief sie und ihre Stimme klang dabei etwas schrill. »Gut, daß ihr da seid! Manfred, komm mit, du mußt ihm Zureden, sonst passiert noch

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