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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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Meine Mutter hat gesagt, wir sollen ja vorsichtig damit umgehen, denn Onkel Justus hat es aus Florenz mitgebracht und wenn er uns besucht, müssen wir es aufstellen. Es war ihr richtig peinlich.«
    Ferdinands Venusleuchter stach uns in die Augen, und wir beschlossen als besondere Attraktion seine Hinteransicht zur Schau zu stellen.
    »Warum?« fragte Hansi, »von vorne sind sie auch nett. Warum sollen sie von hinten eine besondere Attraktion sein?«
    Ferdinand holte tief Luft, schluckte und sprach: »O, Hansi. Weil Botticelli diese Venus gemalt hat und zwar von vorne. Ein Gemälde kannst du nicht umdrehen und von hinten betrachten...«
    »Wieso kann ich’s nicht umdrehen?«
    Ferdinand rollte die Augen gen Himmel.
    »Du kannst es natürlich umdrehen, aber die Rückseite ist leer, nur die Vorderseite ist bemalt...«
    In Hansis Kopf arbeitete es, über sein Gesicht zuckte erstes Verstehen.
    »Kein Mensch kennt die Botticelli-Venus von hinten. Deshalb ist es ein besonderer Kunstgenuß, wenn wir den Leuchter umdrehen. Hast du das kapiert, Hansi?«
    »Klar! Aber sowas muß man einem sagen.«
    Damit war die Leuchterfrage geklärt. Die Kostüme bereiteten keine Schwierigkeit, denn die vier Herren öffneten die Kleiderschränke ihrer Väter und holten heraus, was ihnen gefiel.
    Für die Dame im »Bär« nähte Ulla ein Gewand, das jede russische Witwe des vorigen Jahrhunderts in Erstaunen versetzt haben würde, Elfi aber trefflich kleidete. Es war ein enges, schwarzes Gebilde mit silbrigem Stehkragen und langem Beinschlitz, das Kostüm einer fernöstlichen Tempeltänzerin.
    Ferdinand, der den Liebhaber in diesem Stück mimte, hätte gerne seine geliebte Ulla in dieser Kleidung gesehen.
    »Das ist nichts mit Elfi«, erklärte er immer wieder, »nicht, daß ich etwas gegen dich habe, Elfi, aber mit Ulla könnte ich viel natürlicher spielen!«
    Nun war ich keineswegs darauf erpicht, stürmische Umarmungen in Szene zu setzen, also blieb ich bei der ursprünglichen Besetzung. Elfi, die hübsche, schwarzhaarige, aber warf ihren Groll auf Ferdinand, da er sie so deutlich ablehnte und sie dergleichen nicht gewohnt war. Sie spielte deshalb den anfänglichen Zorn auf den bärenhaft, tolpatschigen Liebhaber äußerst lebensnah, zeigte sich hingegen bei der Liebesszene zum Schluß derart spröde, daß ihr kein Mensch die Wandlung von Haß in Liebe zu glauben vermochte.
    »Schmeiß dich nicht so an mich ran!« schrie sie zornig, »ich liebe das nicht! Außerdem zerdrückst du mir das Kleid!«
    Ferdinand wurde ganz bleich und sagte, er spüre seinen Zahn, und mit dieser Person würde das Stück ein Reinfall, auch wenn er sich die Seele aus dem Leibe spiele.
    Die beiden Stücke sollten im Rahmen eines Gemeindeabends aufgeflihrt werden. Anlaß zu diesem Gemeindeabend war die Verabschiedung eines altgedienten Missionars. Der Posaunenchor würde spielen, der Kirchenchor singen. Reden würden gehalten und Geschenke überreicht werden, und gegen Schluß dann sollte der neue Laienspielkreis in Erscheinung treten, um mit dem »Kunstwerk« und dem »Bär« die Gemeinde zu erbauen und den Missionar zu ehren.
    Die Generalprobe wurde auf den Abend vor der Premiere festgesetzt.
    »Bitte, Manfred, komm mit und sieh es dir an! Es wäre mir wirklich eine große Hilfe!«
    »Und mir und mir!« schrien Andreas und Mathias, »wäre mir vielleicht kei Hilf, wo mir damals mit dir mitgange sin?«
    »Eine feine Hilfe! Zu Tode habe ich mich geschämt!«
    »Nun, du lebst ja noch«, bemerkte Manfred. Er war aufreizend heiter und gelassen.
    »Du solltest etwas ruhiger werden!« fuhr ich ihn an, »du bist ja heute schrecklich nervös! Keinen Augenblick kannst du still sitzen und dauernd reibst du dir die Hände!«
    »Wenn hier jemand gereizt und nervös ist, dann bist du es und nicht ich! Unser ganzes Familienleben leidet unter diesem be...«, und er sagte ein häßliches Wort.
    »Vati, mr sagt keine Ausdrück vor de Kinder!« tadelte Andreas. »Höret auf mit schtreite, dr Bisse bleibt eim im Hals schtecke.«
    »Ja«, bestätigte Mathias, »und dabei hat se extra Bohne für di kocht, wo mir alle net möget, bloß du...«
    »Sag nicht immer >wodie<, die wir nicht mögen! Du mußt endlich lernen, dich ordentlich auszudrücken!«
    Mathias schwieg gekränkt.
    »Em Bruno sei Mutter isch au immer furchtbar aufgregt, wenn se vorsinge muß«, berichtete Andreas, »se sagt, ihr zittert jedes Haar am Leib. Eimal hat se gsunge,

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