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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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wirkte er burschikos und liebenswert.
    Nun ging es besser. Elfi ließ sich zum Schluß sogar einen Kuß abringen. Mir konnte sie damit nicht mehr imponieren, aber Manfred pfiff anerkennend. Man sollte ihm die Vorgeschichte erzählen, dachte ich zornig, damit er merkt, wie wenig liebenswert diese Person ist und wie sie uns vorher schikaniert hat und jetzt bloß einen guten Eindruck auf ihn machen will! Laut sagte ich:
    »Los, Leute! Jetzt kommt >das Kunstwerke«
    Die vier Akteure standen auf der Bühne herum wie die Ölgötzen. Sie lauschten angestrengt zum Souffleurkasten hin, verstanden aber nicht, was wir bis zum letzten Winkel des Saales hören konnten. Versuchte einer ein paar täppische Schritte, dann stieß er unweigerlich mit einem anderen zusammen. Sie sprachen allesamt zur Wand hin und nicht zum Publikum, es war wie bei der allerersten Probe. Mein Bemühen durch viele Wochen hindurch war vergeblich gewesen, für die Katz!
    »Na ja«, meinte Manfred von hinten her. Das war die einzige Reaktion des Publikums. Andreas lag schlafend auf seinem Stuhl, Mathias stopfte in der Teeküche Würfelzucker in sich hinein.
    »Aus! Schluß! Fertig!« Ich ging zum Lichtschalter, »jetzt ist es zu spät, jetzt müssen wir’s laufen lassen!«
    »Ich lade alle zum Eisessen ein!« sagte Manfred. Seine Söhne strahlten auf, sonst niemand.
    Schweigend saßen wir in der Eisdiele und hatten keinen Appetit.
    So erbarmten sich Andreas und Mathias der Eisbecher und futterten im Schweiße ihres Angesichts.
    Ich ließ sie gewähren. Zu tief lag ich darnieder, um Einhalt zu gebieten. Manfred war vollauf beschäftigt, uns Worte des Trostes zu sagen.
    »So schlimm war’s ja nicht!«
    Wir seufzten. »Sie sollten sich ab und an dem Publikum zuwenden, damit es auch etwas von ihnen hört und nicht nur von der Souffleuse. Etwas Bewegung auf der Bühne wäre erstrebenswert, sonst wirkt das Stück ein wenig langweilig...«
    »Mensch, Manfred, das wissen sie doch alles! Was meinst du wohl, was wir in den Proben gemacht haben?«
    Er sagte nicht: »Das frage ich mich auch!«, obwohl es sich angeboten hätte, nein, er schluckte es hinunter.
    Wir verbrachten eine unruhige Nacht.
    Andreas und Mathias fühlten sich sehr schlecht. Es zerriß mir das Herz, als ich sie leiden sah.
    »Nunterzus war’s so süß!« klagte Mathias, »und jetzt!« Als sie endlich erlöst und erschöpft einschliefen, sank auch ich in Schlaf und träumte mich durch so viele Möglichkeiten eines Theaterskandals hindurch, wie überhaupt in eine Nacht hineingehen.

Der Bär im Porzellanladen
oder: Wechselbäder sind gesund!

    Der Morgen graute, der neue Tag brach an. Es fiel mir noch schwerer als sonst, ihm gefaßt entgegenzutreten. Aber irgendwie ging auch dieser Tag vorüber, und ich befand mich inmitten bleicher und zähneklappernder Gestalten im Requisitenkämmerchen neben der Bühne. Es war noch eine Stunde Zeit bis zum Beginn des Festes, aber schon strömten Gemeindeglieder in großer Zahl herbei und füllten den Saal.
    In einem der unteren Räume probten die Posaunen, im anderen der Kirchenchor. Wir probten nicht mehr, das hatten wir hinter uns. Wir studierten das Programm dieses Gemeindeabends. Mesner Lasewatsch teilte die Blätter an der Saaltür aus, und Ulla brachte uns einen Stoß davon ins Kämmerlein.
    Ziemlich am Ende des Programms stand:
    »Anton Tschechow — zwei heiter-besinnliche Stücke.«
    »Puh!« machte Elfi, »heiter-besinnlich! Die werden sich wundern!« Ihre Stimme war zurückgekehrt zu voller Lautstärke.
    Es ist ein großes Glück und ein wahrer Segen, so dachte ich bei mir, daß Elfi und Ferdi sich nicht ausstehen können! Der Krach zwischen Witwe und Bär und das Gekeife am Anfang, das wird der Missionar und die Gemeinde besser verkraften als Liebe und Leidenschaft. Aber ich muß den beiden nachher noch sagen, daß sie auch den Krach ein wenig freundlicher und besinnlicher gestalten sollen!
    Drinnen im Saal summte und brummte es, ganze Volksmassen schienen sich versammelt zu haben.
    Jetzt rückte der Posaunenchor an und nahm auf der Bühne Platz. Man räusperte sich, man scharrte mit den Füßen, bis all dies ertrank in der Flut der Posaunenklänge.
    »Lobet den Herren...« spielten sie, und die Gemeinde stimmte ein.
    »Spätestens bei unserem Auftauchen wird ihnen das Loben schon vergehen«, flüsterte Ferdi mit schiefem Lächeln, aber es verging ihnen schon viel früher. Dann nämlich, als die Redner über sie hereinbrachen, einer weitschweifiger

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