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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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fest!«
    Er trug mich das letzte Stück hinauf und ließ mich im Wohnzimmer vorsichtig auf die Couch sinken. Frau Prälat kam hinterher.
    »Wie können Sie nur Ihre Frau Schnee schippen lassen, Herr Pfarrer?« Ihre Stimme bebte vor Empörung, »noch dazu ohne wärmende Kleidung, sie hätte sich den Tod holen können!«
    »Er hatte ja schon gekehrt, Frau Prälat! Ich hab’s nur noch schöner machen wollen, und da ist es passiert.«
    »Betrüblich, sehr, sehr betrüblich! Warten Sie, ich habe unten eine Salbe...« Sie verschwand und kehrte kurz darauf mit einer Tube wieder. »Damit reiben Sie ihr den Rücken ein, Herr Pfarrer!« sprach sie in strengem Ton, »aber kräftig! Dann soll sie auf jeden Fall liegenbleiben. Wenn’s schlimmer wird, rufen Sie Frau Doktor an. Die Salbe brennt ein wenig, und man darf sie keinesfalls in die Augen bringen. Bös muß Bös vertreiben! Bleiben Sie bei Ihrer Frau, Herr Pfarrer, ich finde den Weg schon alleine!«
    Sie ging, und Manfred strich mir die Salbe auf den Rücken. Er war noch immer verärgert, sprach kein einziges Wort, und es hätte der Aufforderung von Frau Prälat nicht bedurft, kräftig zu reiben, er tat’s von ganz allein. Erst fühlte ich eine gelinde Erleichterung, dann aber fing es an zu brennen wie das höllische Feuer.
    »Erbarmung, Manfred! Sie hat die Salbe verwechselt! Sie sieht doch nicht mehr gut! Das brennt mir ja die Haut weg! Das ätzt bis an die Knochen! Ich verbrenne!«
    »Wer brennt?« Andreas und Mathias stürzten zur Tür herein. »Mulchen, was isch? Warum liegsch du da? Warum schreisch du?«
    »Mein Rücken! Mein Rücken!«
    Ich lag auf dem Bauch und stöhnte.
    Mathias lupfte die Decke.
    »Des isch ja ganz rot, richtig feurig! Was hasch du ihr denn draufgschmiert, Vati?«
    »Hasch du se etwa ghaue?!«
    Andreas starrte seinen Vater finster an.
    »Ach wo! Sie hat’s mal wieder besser wissen wollen«, knurrte Manfred grimmig, »unten hat sie Schnee geschippt! Da ist ihr eine Hex ins Kreuz gefahren!«
    »A Hex? Aber des war doch d’ Frau Prälat!« schrie Mathias voller Entsetzen, »i hab se gesehe im Flur! Isch d’ Frau Prälat in Wirklichkeit a Hex? I hab’s scho immer denkt.«
    »Manfred, erklär’s ihm, sonst denkt er noch sonst was und kriegt Angst!«
    Also hub Manfred an und sprach von Bandscheiben und Wirbelsäule und daß es sich hier um eine Hex im übertragenen Sinn handle, daß man halt im Volksmund so spreche und endete mit den Worten: »Eure Mutter hat es sich selber zuzuschreiben, nun muß sie eben leiden, und...«, er seufzte gottergeben, »... wir alle mit!«
    Trotz seiner langen Rede hatte er nicht alle Zweifel aus Mathias’ Seele tilgen können. Der schaute furchtsam auf die Salbe und schlug fortan noch einen weiteren Bogen um Frau Prälat.
    »Manfred, ich könnt’ mich ja selber in der Luft zerreißen! Komm, sei wieder gut!«
    Aber er war viel zu besorgt, um seinen Ärger begraben zu können.
    »Wenn du nur einmal aus deinen Dummheiten lernen würdest! Es schneit schon wieder, verflixt nochmal! Ich muß runter, Schnee schippen!«
    Die Wohnungstür krachte hinter ihm zu, dann hörten wir ihn unten kratzen und schaben.
    »Mensch, isch der sauer!« sagte Andreas, »wirklich, Mulchen, du hasch ihn furchtbar gärgert.«
    Ich stöhnte nur.
    »So wüscht bräucht er au net sei, wo’s ihr doch so weh tut!« schimpfte Mathias, »eifach so a Hexesalb auf ihrn Rücke reibe! Des darf er doch net mache, des isch gemein!«
    »Nein, nein, Mathias, die Salbe tut mir ja gut. Es ist schon viel besser. Ich muß nur noch ein bißchen liegenbleiben.«
    »Dann machet mir was zum Nachtesse, bis dr Vati kommt«, Andreas warf seinem Bruder einen strengen Blick zu, »los, hilf mir!«
    Brummend zog Mathias hinter ihm her.
    »Soll ‘s Mulchen vielleicht allei liege, und niemand sieht, wenn’s ihr weh tut?!«
    Sie verschwanden, und ich hörte sie in der Küche rumoren. Nach einer Weile rollte Andreas den Servierwagen ins Zimmer.
    »Geht’s besser, Mulchen?«
    »Ja, viel besser!« Ich stöhnte.
    »Du, Mulchen, wenn dr Vati kommt, dann muscht du sage, Verzeihung, ‘s tut mir leid! Gell?«
    »Ja, gleich wenn er kommt, Andreas, ich versprech dir’s.«
    »Gut!«
    Er deckte den Tisch und ging dann wieder in die Küche. Nach ein paar Minuten erschien Mathias mit dem Brotkorb und stellte sich an mein Schmerzenslager. Er druckste.
    »Du Mulchen...«
    »Ja?«
    »Du muscht zum Vati sage, Zeihung, es tut mir leid!«
    »Ja, ich sag’s ihm, zum Donnerwetter noch

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