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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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    Ich lag zusammengekrümmt auf dem Boden und weinte, als wolle mir das Herz brechen, denn hier konnte mich niemand hören. Plötzlich saß jemand neben mir. »Malchen, Liebstes, ist es wieder so schlimm?!«
    Ich verstummte augenblicklich.
    »Komm, leg dich über meinen Rücken, das hat dir doch immer gut getan! Versuch’s mal!«
    «Es geht nicht, Manfred, es tut zu weh.«
    »Wenn ich dir die Schmerzen nur abnehmen könnte!«
    »Warum muß ich solche Schmerzen haben?«
    »Ich weiß es nicht, Malchen!«
    Er breitete eine Decke über mich und kroch dann selber mit darunter.
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte er am nächsten Morgen, »ich kann’s nicht mehr mitansehen!«
    Wir fuhren zur Klinik, dort behielten sie mich gleich da. »Das wird nicht wieder gut«, erklärte der untersuchende Arzt, »das endet mit einer Lähmung. Wir müssen sofort operieren!«
    Da gaben wir auf. Da waren wir mürbe.

Das Gottesurteil

    Am Abend vor der Operation brachte Manfred die beiden Buben zu mir.
    »Mir gehet zur Omi«, sagte Andreas, »und mir denket ganz arg an di.«
    »Wenn ihr wiederkommt, dann bin ich gesund!«
    »Dann machet mir uns a schös Lebe, gell Mulchen?« fragte Mathias hoffnungsfroh.
    »Ja, das machen wir!«
    Als ich aus der Narkose erwachte, saß Manfred bei mir. Die Schmerzen begannen zu wüten. Ich hielt mich an seiner Hand fest.
    »Bring mich ans Fenster!« bat ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Du darfst dich nicht bewegen, Malchen. Schau, es regnet, was willst du denn am Fenster?«
    »Runterspringen!«
    Am nächsten Tag saß meine Mutter neben dem Bett.
    »Es geht vorbei, Amei. Du mußt es durchstehen. Denk an Manfred und die Kinder!«
    Sie las mir Gesangbuchverse vor. Sie betete. Das tat mir gut.
    Langsam, ganz langsam ging es bergauf. Es gab Stunden ohne Schmerzen. Ich fing an, mich nach den Kindern zu sehnen.
    Eines Tages standen sie an meinem Bett und suchten, so gut es ging, ihr Entsetzen zu verbergen. Schließlich brach es aber doch aus Mathias heraus.
    »Mensch, Mulchen, wie siehsch du denn aus? Wie’s Tantchen, wenn’s keine Zähn in seim Mund hat!«
    »Kriegsch du hier nix zum esse?« fragte Andreas.
    »Doch natürlich, aber ich hab keinen Hunger.«
    »Du musch aber!« sagte Mathias, wühlte in seinen Hosentaschen und förderte ein abgelutschtes Bonbon zutage. »Und jetzt wird ordentlich gesse!« sprach er in strengem Ton.
    »Wie kommt ihr eigentlich her? Hat euch der Vati gebracht?«
    »Nein, der Herr Mulchinger. Der wohnt neben dr Omi ihrm Haus.«
    »Weiß die Omi, daß ihr hier seid?«
    »Ja freilich, was denksch denn du?«
    »Sie hat es also erlaubt?«
    Sie wanden sich, aus ihrem Stottern war zu entnehmen, daß sie einen Zettel hinterlassen hätten.
    »Weisch, Mulchen, mir habet nix anderes mache könne, ehrlich. Wenn sie’s nämlich verboten hätt, dann wär’s ganz blöd glaufe, weil mir doch zu dir habet komme müsse.«
    »Warum mußtet ihr denn?«
    »Ja, des isch’s ja grad. Mir habet müsse, weil mir doch ‘s Gottesurteil gmacht habet!«
    »Was für ein Gottesurteil? O Himmel, was habt ihr da wieder angestellt?«
    »Jetzt reg di bloß net auf mit deine Schmerze! Mir erzählet dir’s ja!«
    Andreas nahm auf dem einen Bettrand Platz, Mathias auf dem anderen, und dann erzählten sie abwechselnd:
    »Also, mir habet geschtern mit ‘m Kurtle Verschteckerles gspielt, und da hat er gsagt, daß dr Herr Mulchinger morge in d’Schtadt fährt mit seim Auto. Da wäret mir froh, weil mir dacht habet, da fahret mir mit und bringet dir unsere Gschenkle, die mir für di baschtelt habet. Aber mir habet ja leider net genau gwußt, ob mir dürfet und ob’s dem liebe Gott recht isch und dr Omi und da habet mir dacht, mir machet eifach a Gottesurteil, dann wisset mir’s genau.«
    »Wie macht man denn ein Gottesurteil?«
    »Also, über dr Omi ihrm Garte gehet doch die Tellerkraphedräht...«
    Ich kannte sie. Sechs Drähte. Andreas und Mathias pflegten mit Steinen und Erdklumpen nach ihnen zu werfen; weil sie das recht gut konnten, trafen sie auch meistens einen der Drähte.
    »Was habt ihr mit den Telegraphendrähten gemacht?«
    »Mir habet se für des Gottesurteil gnomme. Jeder hat dreimal werfe dürfe; wenn er eimal trifft, dann müsset mir gehe...«
    »Ein feines Gottesurteil! Ihr trefft sie doch immer!«
    »Ja, Mulchen, des denksch du!« Sie nickten bedeutungsschwer, sie blickten düster, »und mir habet ‘s au dacht!«
    »Hat’s etwa nicht geklappt?«
    »Nei, überhaupt net. Erseht isch dr

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