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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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jeder Hand einen Sohn, den Strand entlang. Erst zehn Meter, dann jeden Tag einen mehr.
    »Wenn jetzt a Verbrecher kommt, kannsch du scho zehn Meter davonlaufe!« Andreas strahlte, »und wenn mir schö weiter übet, dann schaffsch du’s sicher bis zum nächschte Polizischte oder einer Straß mit viele Mensche!«
    Er kannte meine geheime Sorge und er teilte sie. Welches Kind will schon, daß seine Mutter zur Salzsäule erstarrt vor jedem Strolch stehenbleibt?
    Als wir heimfuhren, hatte ich 75 Wilhelm-Busch-Gedichte im Kopf und 25 Meter Weglaufen in den Beinen.

»Suche nicht apart zu scheinen«

    Herbstwind pfiff durch’s Land, färbte die Blätter rot und unsere Fenster staubiggrau. Also begab ich mich wieder an die ungeliebte Arbeit des Fensterputzens.
    »Die reine Arbeitsbeschaffung«, murrte Manfred, »hast du nichts Besseres zu tun? Kirchenfenster werden desto schöner, je staubiger sie sind!«
    »Wir befinden uns, mein Lieber, hier nicht in einer Kirche, sondern in einer Wohnung, durch deren Fenster man, womöglich, hindurchsehen sollte!«
    In den nächsten neun Monaten allerdings war es mir ziemlich egal, was es hinter den Fenstern zu sehen gab, ich hatte Besseres zu tun. Ein Fensterflügel war gerade fertig, da kam das Telegramm:

    WÜRDEN SIE GERNE FÜR DIE NÄCHSTE SENDUNG VON »ALLES ODER NICHTS« ZU UNS EINLADEN...

    Ich schloß das Fenster, einen Flügel sauber, den anderen schmutzig, räumte das Putzzeug beiseite, setzte mich an den Schreibtisch und versank noch einmal in den schönen Traum von der charmanten Fernsehdame ohne Unterleib. Doch tat ich dies nur kurz.
    »Du mußt arbeiten, sonst wirst du dich bis auf die Knochen blamieren, und all dein Charme ist für die Katz!« so sprach ich zu mir selbst, eilte ans Telefon und rief Gitti an, meine kleine Schwester, die in einer Landesbibliothek arbeitete.
    »Na, so was, seit wann rufst du am hellichten Tag an?«
    »Seit ich was von dir brauche, Gitti, nämlich sämtliche Literatur von und über Wilhelm Busch. Kannst du mir das beschaffen?«
    Sie konnte und sie freute sich mit mir.
    Drei Tage später schnaubte der Paketbote unsere Treppen herauf.
    »Hent Se Bachschtoi bschtellt?« fragte er mürrisch und ließ zwei Pakete vor meine Füße fallen. »Drei von dene han i no dronte! So ebbes ghert verbotte!«
    »Die können Sie ruhig unten liegen lassen, wir holen sie dann schon rauf!«
    »I mach mei Sach alloi!«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und stampfte wieder nach unten. Ich suchte nach dem Portemonnaie und kramte Geld heraus. Falls es mir gelingen sollte, den Inhalt dieser Bücherpakete in meinem Kopf unterzubringen, waren sie achttausend Mark wert, da konnte ich es mir wohl erlauben, großzügig zu sein und den schwitzenden Postboten wieder freundlich zu stimmen. Doch als er zum zweiten Mal vor der Wohnungstür stand, war er so vergrämt, daß auch meine reichliche Spende kein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern vermochte. Im Gegenteil! Er warf einen Blick auf das Geld in seiner Hand und einen zweiten auf mich und stellte verachtungsvoll fest:
    »Sie sen net von hier! Sie sen a Reigschmeckte!«
    »Und Sie sind ein richtiger Menschenkenner!« erwiderte ich und hoffte ihm durch diese Schmeichelei ein Lächeln abzuringen, »ich bin aus Polen!«
    »Drom!« knurrte er und tauchte im Treppenhaus unter. Als er zum dritten Mal erschien, war ich nicht mehr zugegen.
    Andreas und Mathias betrachteten die Bücherberge im Wohnzimmer mit nachdenklichen Blicken.
    »Des musch du alles lerne?« fragte Andreas entsetzt und rollte mit den Augen.
    »Einiges kann ich ja schon, aber es bleibt noch genug übrig.«
    »Des isch aber jetzt blöd«, sagte Mathias, »daß mir grad heut mei Hos kaputt gange isch. I sitz so still auf em Mäuerle, und auf eimal kracht’s...«
    »Zeig mal her!«
    Er drehte sich widerwillig um. Die Hose war von oben bis unten aufgeschlitzt.
    »Wie ist das möglich, wie kann das sein, wenn man still auf dem Mäuerle sitzt!«
    »Ja, Mulchen, des isch’s ebe, was i au überhaupt net verschteh!«
    Manfred erschien auf dem Plan. Mathias zog sich rückwärts in sein Zimmer zurück.
    »Hört mal, ihr Lieben, wir müssen die Arbeit unter uns aufteilen«, erklärte ich beim Mittagessen, »ich brauche Zeit zum Lernen. Wenn jeder einen Tag übernimmt, Geschirr spült und aufräumt, dann komm’ ich nur alle drei Tage dran...«
    »Vier Tag«, verbesserte Mathias, »mir sin doch vier, gell, Vati?«
    Manfred hob den Blick und schaute seinen Sohn

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