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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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versuchte nicht, einem ständig einen Strich durch die Rechnung zu machen.
    »Ist schon okay. Du musst sie mir nicht zeigen.«
    »Sie ist wirklich nicht vorzeigbar.«
    »Ich muss sie nicht unbedingt sehen.«
    »Nur so viel sei gesagt, dass es um die Verbindung von Essen und Sex geht. Oralsex, so in der Richtung.«
    »Greg, warum erzählst du mir das?«
    »Nur damit du sicher sein kannst, dass du echt nicht wissen willst, was in der SMS steht.«
    »Wieso verbindet Earl Essen mit Oralsex?«
    »Weil er ein Psychopath ist.«
    »Oh.«
    »Er ist einfach total verrückt. Wenn man ihm auch nur eine Sekunde ins Hirn schauen könnte, würde man wahrscheinlich erblinden.«
    »Scheint ein ziemlich merkwürdiger Freund zu sein.«
    »Allerdings.«
    »Wie seid ihr beiden denn Freunde geworden?«
    Diese scheinbar harmlose Frage ließ sich unmöglich problemlos beantworten.
    »Ich meine, ich bin ja auch ziemlich merkwürdig.«
    Das bewirkte, dass Rachel tatsächlich einen kleinen Nachbeben-Schnaufer von sich gab.
    »Na ja, das mit den Kissen ist schon ziemlich merkwürdig.«
    Earl und ich sind merkwürdig. Und vielleicht sind wir deshalb befreundet. Aber ihr habt wahrscheinlich eine bessere Erklärung verdient.
    Außerdem, was heißt »merkwürdig« überhaupt? Ich habe es gerade an die fünfmal hingeschrieben und plötzlich starre ich es an, ohne dass es noch irgendeine Bedeutung hätte. Ich habe gerade das Wort »merkwürdig« ermordet. Jetzt sind es nur noch ein paar sinnleere Buchstaben. Als wäre die Seite mit lauter Leichen übersät.
    Ich bin kurz davor durchzudrehen. Ich muss kurz mal raus und mir ein paar Snacks oder Reste vom Abendessen oder sonst was holen.
    Okay, bin wieder da.
    Obwohl, fangen wir lieber ein neues Kapitel an, weil dieses hier irgendwie total in die Hose gegangen ist und ich Angst davor habe, was passieren wird, wenn ich damit weitermache.

Elftes Kapitel – Ich, der Zorn Gottes, werde meine eigene Tochter heiraten und mit ihr die reinste Dynastie gründen, die die Erde je gesehen hat
    Earl und ich entstammen offensichtlich völlig verschiedenen Welten. Und es ist eindeutig verrückt, dass wir überhaupt Freunde geworden sind. In mancher Hinsicht ist unsere Freundschaft total unerklärlich. Ich schätze mal, ich erzähle euch einfach die Hintergrundgeschichte, und ihr macht euch selber einen Reim darauf. Danach können wir dann unsere triumphale Rückkehr ins Leukämieland antreten. Leukämieland ist nicht halb so beliebt wie Legoland.
    Einige Beobachter würden unsere Freundschaft als eine Errungenschaft des staatlichen Schulsystems in Pittsburgh bezeichnen, aber ich sage euch, sie zeugt von der Macht der Videospiele. Mom hat Videospiele im Haus grundsätzlich nie zugelassen, mit Ausnahme von pädagogisch wertvollen Spielen wie Math Blaster , und das nicht so sehr, damit wir Rechnen lernten, sondern eher, um uns zu überzeugen, dass Videospiele ätzend sind. Meine erste Begegnung mit Earl ließ jedoch keinen Zweifel daran aufkommen, dass Videospiele in Wahrheit der Hammer waren.
    Das war in der zweiten oder dritten Woche der Vorschule. Bis dahin war es mir gelungen, den Kontakt mit den anderen Kindern zu meiden – das war mein oberstes Ziel, weil mir alle anderen Vorschulkinder irgendwie böse oder langweilig oder beides zu sein schienen – , bis uns eines Tages Miss Szczerbiak in Gruppen einteilte und Pappkartons verzieren ließ. Zu meiner Gruppe gehörten ich, Earl und zwei Mädchen, deren Namen ich vergessen habe. Die Mädchen hatten mit dem Karton nichts weiter vor, als ihn von oben bis unten mit Glitter zu bestreuen, aber Earl und mir war klar, dass das furchtbar aussehen würde.
    »Lass uns eine Kanone draus machen«, sagte Earl.
    Das fand ich großartig.
    »Die Laserkanone aus GoldenEye «, fügte Earl hinzu.
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    » GoldenEye für N64«, erläuterte Earl. »Meine Brüder haben einen N64, und die lassen mich spielen, wann ich will.«
    »Ich habe Math Blaster zu Hause auf meinem Computer«, sagte ich.
    » Math Blaster kenn ich nicht«, sagte Earl abfällig.
    »Man muss Rechenaufgaben lösen und dann darf man Weltraummüll abschießen.« Als ich merkte, wie jämmerlich sich das anhörte, verstummte ich. Ich hoffte, Earl hatte es irgendwie überhört. Aber das war nicht der Fall, und er sah mich halb mitleidig, halb verächtlich an.
    »Bei GoldenEye muss man nicht rechnen, und man schießt auf Leute «, sagte er triumphierend, womit die Sache entschieden war.

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