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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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aus dem Kochsender.
    »R ESPEKT , GUTE RECHERCHE «, bellte Mr. McCarthy. »Gut gemacht, Greg.« Er spannte den Bizeps des rechten Arms an und boxte sich mit der linken Faust darauf. »Immer schön weiterspielen in der Oberliga.« Er war unglaublich aufgeregt. Tatsächlich knurrte er sogar ein bisschen. Ich befürchtete schon, dass er mich als Nächstes anspringen würde. Stattdessen wandte er sich Earl zu.
    »Earl, falls du es dir anders überlegst, kannst du Thuyen sagen, er soll’s auf Mr. McCarthys Rechnung setzen. In Ordnung?«
    »In Ordnung.«
    »Seine Pho ist sowieso viel besser als meine.«
    »In Ordnung.«
    »Meine Herren.«
    »Mr. McCarthy.«
    Sobald Mr. McCarthy gegangen war, holten wir uns natürlich ein paar Pappbecher und fielen über die Suppe her. Sie schmeckte okay: wie Hühnersuppe, aber mit einem seltsamen Beigeschmack, den wir nicht richtig identifizieren konnten. Wie Knoblauch und Lakritze in einem. Jedenfalls zog sie einem nicht die Schuhe aus. Zumindest nicht sofort.
    Zum ersten Mal fühlte ich mich beim Läuten der Glocke nach der letzten Stunde etwas komisch. Als ich aufstand, schoss mir das Blut in den Kopf, und ich hatte diese braune verschwommene Wand vor Augen, wie es manchmal ist, wenn einem das Blut in den Kopf schießt, und musste stehenbleiben, bis es vorbei war. Währenddessen blieben meine Augen weit geöffnet, und offenbar starrten sie Liv Ryan an, das erste Mädchen an unserer Schule, das sich die Nase hatte machen lassen. Um ganz genau zu sein, meine Augen starrten ihren Busen an.
    Hinter der braunen verschwommenen Wand sagte Liv etwas. Ich konnte die Worte definitiv hören, aber aus irgendeinem Grund war ich nicht in der Lage, sie auch zu verstehen.
    Ich hatte keinen Schimmer, was verdammt noch mal hier vor sich ging.
    »Greg, was ist dein Problem? «, sagte Liv nochmal, und diesmal kamen die Worte bei mir an, und auch ihre Titten wurden langsam erkennbar.
    »Blut«, sagte ich. »Mein, äh, Kopf.«
    »Was?«, sagte sie.
    »Ich konnte nichts sehen«, sagte ich. Das Sprechen fiel mir schwer. Außerdem war mir jetzt klar, dass ich mich wie ein Schwachsinniger anhörte und auch so aussah. Meine Stimme klang grauenhaft nasal, als bestünde mein Gesicht zu etwa 80 Prozent aus Nase.
    »Mir ist das Blut in den Kopf gestiegen, und ich konnte nichts sehen«, erklärte ich, obwohl es sein kann, dass ich nicht alle Worte korrekt oder in dieser Reihenfolge ausgesprochen habe.
    »Greg, du siehst irgendwie nicht gut aus«, sagte jemand.
    »Kannst du bitte aufhören, mich anzustarren«, sagte Liv, und ihre Worte erfüllten mich mit Panik.
    »Ich muss los«, stieß ich hervor. Ich musste meinen Rucksack holen, und aus einem unerfindlichen Grund bewegte ich meine Füße.
    Das war der Moment, als ich hinfiel.
    Ich muss euch wahrscheinlich nicht erzählen, dass an der Benson genauso wie an jeder anderen Highschoool nichts komischer ist als ein Mensch, der hinfällt. Ich behaupte nicht, dass es besonders tiefgründig oder tatsächlich lustig ist; ich sage nur, dass die Leute an der Highschool es für das Komischste überhaupt halten, was eine Person tun kann. Ich weiß nicht genau, warum das so ist, aber es ist so. Die Leute schmeißen sich weg, wenn so etwas passiert. Manchmal fallen sie auch selber hin , und dann bricht ihre Welt zusammen.
    Also, ich fiel hin. Normalerweise hätte ich das Ganze in den Griff bekommen, indem ich wieder aufgestanden wäre und mich vor meinem Publikum verbeugt oder irgendeinen ironischen Schlenker gebracht hätte, etwas in der Art. Aber ich fühlte mich nicht normal. Ich konnte nicht mehr geradeaus denken. »Alle lachen dich aus«, teilte mir mein Gehirn mit, anstatt mich mit wertvollen Informationen oder einem Plan zu füttern. »Weil du wie ein Idiot hingefallen bist!« Mein Gehirn funktionierte nicht mehr richtig. Panisch schnappte ich mir meinen Rucksack und machte einen Satz in Richtung Tür; dabei fiel ich ein zweites Mal hin.
    Die Leute waren kurz vorm Kotzen, so sehr mussten sie lachen. Es war ja auch ein Geschenk der Komödiengötter: pummeliger Knabe fällt hin, dreht durch, unternimmt waghalsige Flucht in Richtung Tür und knallt noch mal aufs Linoleum.
    Mittlerweile hatte ich mich aus dem Raum und in den Flur geschleppt, und irgendwie war der Flur etwa dreimal so lang wie sonst und wimmelte nur so vor Leuten. Ich schwamm in einem Meer aus menschlichen Leibern und versuchte, nicht vollends auszurasten. Gesichter schwebten vorbei, die mich alle anzustarren

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