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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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James Bonds auf seinen Postern.«
    Was der bekiffte Greg stattdessen sagte: »Hähä.«
    Längeres Schweigen.
    »Naja, also, morgen kriege ich meine erste Runde Chemo.«
    »Ja, das nervt.«
    »Mann, was soll das?« Earl gab mir einen Schubs.
    »Was denn?«
    »Sag nicht, es nervt.«
    »Äh … stimmt, du hast recht.«
    »Es nervt schon ein bisschen«, sagte Rachel.
    »Ja, aber es ist auch aufregend.«
    »Kann sein.«
    »Wenn sie es früh genug machen, hat man eine gute Chance«, sagte Earl und starrte zu Boden.
    »Genau.« Rachel starrte ebenfalls zu Boden.
    Es folgte ein möglicherweise rassistisches Schweigen.
    Rachel und Earl waren offensichtlich wenig begeistert voneinander. Ich musste irgendwas tun. Leider hatte ich keine Ahnung, was. Das Schweigen zog sich in die Länge. Rachel starrte weiter zu Boden. Earl fing an zu seufzen. Es war das genaue Gegenteil einer Party; es war so ungefähr das unlustigste gesellige Zusammensein, das man sich vorstellen kann. Hätten Terroristen das Zimmer gestürmt und versucht, uns in Hummus zu ersticken, wäre das ein Fortschritt gewesen. Was genau ist eigentlich Hummus? Mehr oder weniger eine Paste. Wer isst Paste? Besonders Paste, die aussieht wie Katzenkotze? Die Ähnlichkeit ist ja unverkennbar. Cat Stevens’ Kotze sieht jedenfalls wie Hummus aus.
    Und plötzlich rumorte in mir der Gedanke: »Warum musst du Essen immer mit Kotze vergleichen? Erst die Alien-Sache in der Cafeteria, jetzt das hier. Vielleicht hast du ein Problem.«
    Und da merkte ich, dass ich kicherte. Aber auf eine eher nervöse, verängstigte Art, was es noch widerwärtiger machte als einfach bloß ein unbeschwertes Kichern.
    Earl war angepisst. »Hör auf mit deinem gottverdammten Gegacker.«
    Rachels Reaktion war noch schlimmer: »Ihr könnt ja gehen, wenn ihr wollt«, sagte sie, und es klang, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Es war alles furchtbar schrecklich. Ich kam mir vor wie die letzte Arschgeige. Es war der Moment, reinen Tisch zu machen.
    »Wir haben was genommen«, plapperte ich.
    Earl vergrub wieder den Kopf in den Händen.
    »Was?«, sagte Rachel.
    »Wir haben uns versehentlich bekifft.«
    »Versehentlich?«
    Es war der Moment, ein bisschen reinen Tisch zu machen. Besser gesagt, es wurde höchste Zeit für die Märchenstunde.
    »Ich hatte den totalen Blackout. Ich weiß nicht mal, was passiert ist.«
    »Du hattest keinen totalen Blackout«, blaffte Earl.
    »Nein, wir hatten beide einen.«
    »Wovon zum Teufel redest du?«
    »Wieso seid ihr auf Droge?«, fragte Rachel.
    »Ich weiß es nicht!«, sagte ich. »Ich weiß es nicht.«
    Dann wollte Earl etwas sagen, und ich wusste, er würde Mr. McCarthy erwähnen. Aber ich wollte wirklich nicht, dass er gefeuert wurde.
    Also redete ich einfach los. »Es war so, wir sind auf die Toilette gegangen, und da waren ein paar Typen, weißt du, ein paar von den Stonern, und die sagten, wollt ihr was von unserem Gras, und zuerst sagten wir, nee, wir wollen nichts von eurem, äh, Gras, aber dann wurden sie sauer und meinten, yo, das wird jetzt geraucht, klar, sonst äh, kriegt ihr ein paar aufs Maul, und das waren so ungefähr zwanzig Leute, darum meinten wir dann, okay, ist gut, und haben was mit denen geraucht, aber wie gesagt, ich weiß nicht mehr genau, was dann passierte, weil ich einen Blackout hatte.«
    Unmittelbar ins Auge springende logische Löcher in der Geschichte, die ich soeben erfunden hatte: Eine unvollständige Liste
1. Earl und ich sind noch nie zusammen aufs Klo gegangen, wahrscheinlich, weil das komisch aussähe.
2. Stoner kiffen nicht auf dem Klo. Sie kiffen in ihren alten Nissan Altimas, etwa anderthalb Ecken von der Schule entfernt. Danach sieht man sie stundenlang nicht mehr, manchmal tagelang.
3. Kein Stoner in der Geschichte der Menschheit hat je irgendjemanden gezwungen, mit ihm zu rauchen. Tatsächlich sind viele von ihnen hocherfreut, wenn sie ihren Stoff nicht mit dir teilen müssen.
4. Zwanzig sollen das gewesen sein? Auf einer einzigen Schultoilette? Zwanzig Stoner? Warum nicht hundert? Warum nicht gleich Trilliarden? Echt jetzt.
5. Was soll das mit dem »Blackout?« Was heißt das überhaupt?
    Also erzählte ich dieses ganze Zeug, und Earl schwieg dazu. Rachel schaute ihn abwartend an, ob er es bestätigen würde. Schließlich sagte er: »Jaaa. So war’s.« Er war stinksauer.
    Wir führten uns auf wie die letzten Trottel. Aber zumindest sah Rachel nicht mehr aus, als würde sie jeden Moment losheulen. Sie wirkte irgendwie

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