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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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stimmte. »Ohhhh.«
    »Dann muss man mehr oder weniger andauernd kotzen.«
    Au weia, dachte ich, so eine Zwickmühle. Dann grübelte ich über das Wort »Zwickmühle« nach. Nicht lange, und ich hatte eine Vision von meiner Hand an Madison Hartners Busen. Irgendwie war das irre komisch.
    »Dude«, sagte Earl und schaute mich besorgt an.
    »Was?«
    »Was lachst du da?«
    »Ähhh.«
    »Chemotherapie ist was Ernstes, Mann. Chemotherapie ist echt kein Witz.«
    »Nein, ich hab nur … ich hab nur an was anderes gedacht.« Herrgott, ich war dermaßen daneben.
    »Also was ist, schickst du ihr ne SMS und sagst ihr, dass wir kommen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob es eine Frage war. »Vielleicht?«
    »Ja, wir müssen deine Freundin besuchen, Blödmann.«
    »Okay. Okay.«
    »Also schreib, ich und Earl, wir kommen jetzt bei dir vorbei.«
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich die SMS verfasst hatte, und so sah sie aus:
    okay klingt geil! aber kann ich nen fruend mitbringen eral er ist cool er wird dir fegallen???/
    Nicht zum Aushalten. Es gibt definitiv einen Haufen Kids, die wahnsinnig gern auf Droge sind, aber glaubt mir, Leute, Greg Gaines gehört nicht dazu.

Achtzehntes Kapitel – Drogen sind das Letzte
    Das erste Hindernis war Denise.
    »Hallo Greg«, sagte sie. Sie schien mit den Gedanken woanders zu sein. Außerdem schaute sie Earl so entgeistert an, als hätte ich ihr ein Lama ins Haus geschleppt. »Und wen haben wir da?«
    Earl und ich sagten gleichzeitig etwas.
    »Pardon?«
    Dann sagte keiner von uns was.
    »Ich bin Denise«, sagte Denise schließlich.
    »Earl Jackson«, sagte Earl, zu laut. Ich schaute ihn angsterfüllt an. Im Umgang mit Erwachsenen wird Earl gern aufsässig und streitlustig. Mir war klar, dass das bei Denise nicht besonders gut ankam, darum quasselte ich los. Was sich als taktischer Fehler erwies.
    Was der nichtbekiffte Greg gesagt hätte: »Earl ist ein guter Freund von mir, und er wollte Rachel gute Besserung wünschen. Ist sie oben?«
    Was der bekiffte Greg stattdessen sagte: »Earl ist mein bester – Earl ist einer meiner besten Freunde. Und wir haben gerade zusammen abgehangen, wissen Sie, nichts Besonderes gemacht, wissen Sie, also alles cool. Na ja, äh. Dann haben wir eine SMS von Rachel gekriegt, über ihren Haarverlust – ich meine, der noch nicht stattgefunden hat, klar, darum wollten wir uns ihre Haare angucken. Und abhängen! Nicht nur ihre Haare sehen, denn, wissen Sie, das mit den Haaren, das ist mir so was von egal. Ich bin sicher, dass sie ohne Haare toll aussieht. Aber wir wollten nur mal ein bisschen abhängen. Hallo sagen … so in der Richtung.«
    Am Ende dieses Monologs war ich schweißgebadet. Earl wiederum bemühte sich nicht einmal, seinen Ekel zu kaschieren. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben und stieß ein Wort aus, ich glaube, es war »Scheiße«.
    »O ka- a-a -ay« sagte Denise. Sie wirkte nicht überzeugt.
    Wir verstummten alle einen Moment.
    »Also, ist Rachel oben?«, fragte ich schließlich.
    »Ja, ja, natürlich«, sagte Denise und winkte uns hinein, worauf wir extrem hastig die Treppe hochrannten, nur weg von Denise.
    Das zweite Hindernis war Rachels Misstrauen gegenüber Earl und außerdem unsere rekordverdächtige, Drogenrausch-bedingte Schrägheit.
    »Ich war mir nicht sicher, was eure SMS zu bedeuten hat«, sagte sie. Sie beäugte Earl argwöhnisch. Ich hatte das mulmige Gefühl, dass sie ihm vielleicht mit Misstrauen begegnete, weil er schwarz war, obwohl ich mich unheimlich schämte, so etwas zu denken, denn das hieße ja, ein Mädchen, das drauf und dran war, erst ihre Haare zu verlieren und dann wahrscheinlich zu sterben, des Rassismus zu bezichtigen.
    »Earl hat’s drauf«, sagte ich, als würde das irgendwas erklären.
    »Ja, ihr zwei schickt euch gegenseitig ekelhafte SMS .«
    Es entstand eine lange, mit unbehaglichem Schweigen belastete Gesprächspause, bis mir einfiel, dass es das Einzige war, was ich Rachel je von Earl erzählt hatte, und als ich mich endlich daran erinnerte, hatte Earl schon die Initiative ergriffen.
    »Alles klar?«
    »Hallo, Earl.«
    Schweigen.
    »Dein Zimmer gefällt mir.«
    »Danke. Greg ist es zu mädchenhaft.«
    Ich wusste, dass ich an dieser Stelle irgendetwas sagen musste, darum schrie ich fast: »Stimmt doch gar nicht!«
    »Na klar ist es mädchenhaft«, sagte Earl. »In meinem Zimmer hängt jedenfalls kein James Bond im … Tanga .«
    Was der nicht bekiffte Greg gesagt hätte: »Genau, Earl bevorzugt nackte

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