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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesse Andrews
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interessierte. Für viele Kids waren das Sport oder Musik, zwei Dinge, die mich einfach nicht richtig begeistern konnten. Musik interessierte mich nur als Soundtrack für einen Film, und was Sport angeht, also mal ehrlich: Irgendwelche Typen, die ein paar Bälle durch die Gegend schlagen oder versuchen, sich gegenseitig umzunieten, und so was soll man sich auch noch drei Stunden am Stück ansehen – irgendwie finde ich das eine ziemliche Zeitverschwendung. Ich weiß nicht. Ich möchte nicht herablassend klingen, darum werde ich mich zu dem Thema nicht weiter äußern, außer dass es mir buchstäblich unmöglich ist, sich irgendwas vorzustellen, das bescheuerter ist als Sport.
    Daher teilte ich mit den anderen nicht wirklich irgendwelche Interessen. Genauer gesagt, ich hatte bei wie auch immer gearteten sozialen Anlässen keine Ahnung, worüber ich reden sollte. Ich wusste definitiv nicht, wie man außerhalb eines Films einen Witz macht, darum versuchte ich mir in meiner wachsenden Panik etwas möglichst Interessantes einfallen zu lassen, wobei meistens so etwas herauskam:
1. Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Leute entweder wie Nagetiere oder wie Vögel aussehen? Wenn man sie so klassifiziert, dann hätte ich eindeutig ein Nagetiergesicht, aber du siehst eher wie ein Pinguin aus.
2. Wenn das ein Videospiel wäre, könnte man einfach alles in diesem Zimmer kaputtmachen und man würde noch einen Haufen Geld dabei gewinnen, das man nicht einmal aufheben müsste; man würde einfach direkt hineinlaufen und plötzlich hätte man es auf dem Konto.
3. Wenn ich wie der Leadsänger von irgendeiner verschnarchten Rockband reden würde, wie zum Beispiel der von Pearl Jam, würde doch jeder denken, ich hätte eine schwere Kopfverletzung. Wie kann es dann sein, dass der Typ von Pearl Jam das darf?
    Das alles sind tolle Sachen, über die man mit Leuten reden kann, mit denen man befreundet ist, aber nicht, wenn man versucht, höflich Konversation zu machen. Und irgendwie habe ich es nie bis zum Freundschaftsstadium geschafft. Als ich dann in die Highschool kam und ein bisschen mehr den Bogen raushatte, wie man sich mit Leuten unterhält, da wollte ich gar nicht mehr mit irgendwem befreundet sein. Abgesehen von Earl, der wie gesagt eher so etwas wie ein Arbeitskollege war.
    Und Mädchen? Vergesst die Mädchen. Ich hatte bei Mädchen nie eine Chance. Man kann es im dritten Kapitel nachlesen, das da heißt »Bringen wir dieses peinliche Kapitel schnell hinter uns.«
    Also, zusammenfassend lässt sich sagen: Wir haben unsere Filme nie irgendjemandem gezeigt.

Siebzehntes Kapitel – Mr. Mccarthys Büro
    Mr. McCarthy ist einer der wenigen vernünftigen Lehrer an der Benson. Er ist eher jung und scheint gegen all die deprimierenden Eigenschaften einer Highschool irgendwie immun zu sein. Viele der jüngeren Lehrer an der Benson brechen mindestens einmal pro Tag in Tränen aus; ein paar von den anderen sind auf die übliche Weise etwas blöd oder tyrannisch; aber Mr. McCarthy ist einfach eine Klasse für sich.
    Er ist weiß, hat aber einen rasierten Schädel und die Unterarme voller Tattoos. Nichts begeistert ihn mehr als Fakten. Wenn einer in der Klasse eine beliebige Tatsache anbringt, trommelt er sich auf die Brust und schreit » W AHRER F AKT « oder manchmal » RESPEKT , GUTE RECHERCHE «. Wenn die Tatsache nicht der Wahrheit entspricht, heißt es hingegen: » FALSCHER FAKT« . Er trinkt den ganzen Tag vietnamesische Suppe aus einer Thermosflasche, eine Tätigkeit, die er »das Orakel konsultieren« nennt. Zu den seltenen Gelegenheiten, bei denen er richtig aufgeregt ist, tut er so, als wäre er ein Hund. Meistens ist er jedoch wahnsinnig lässig, und er unterrichtet manchmal barfuß.
    Jedenfalls ist Mr. McCarthy der einzige Lehrer, mit dem mich annähernd so etwas wie eine Freundschaft verbindet, und er hat mir und Earl erlaubt, unseren Lunch bei ihm im Büro zu essen.
    Um diese Zeit ist Earl immer mürrisch. Er muss Förderkurse besuchen, und seine Klassenkameraden sind Vollidioten. Außerdem finden die Kurse im Keller statt.
    Übrigens ist Earl schlau genug, dass er jeden Kurs belegen könnte, nach dem ihm ist. Ich habe keine Ahnung, warum er Förderunterricht nimmt, und um Earls Entscheidungsprozesse richtig auszuloten, bräuchte man ungefähr zwanzig Bücher, darum will ich mich nicht damit aufhalten. Es genügt der Hinweis, dass er zur Mittagspause schon vier Stunden lähmender Blödheit über sich hat ergehen lassen

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