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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Einschnitte in der Rinde der Kastanien. »Wahrscheinlich waren sie als Orientierung gedacht, um sich nicht zu verirren und immer wieder an der gleichen Stelle zu suchen.«
    »Hier sieht ja tatsächlich alles gleich aus.«
    »Für Sie mag das so sein. Aber schauen Sie mal genau auf den Boden. Hier ist das Laub zertrampelter als an anderen Stellen.« Den Blick weiterhin auf die Erde gerichtet ging sie weiter.
    »Frau Kommissarin, schauen Sie mal, dort drüben!« Funi eilte in die angegebene Richtung.
    »Was ist da?«
    »Hier«, er wies auf einen Haufen aus Blättern.
    »Laub, Funi.« Sie näherte sich ihm. Laub, ja, aber auch aufgewühlter Waldboden. Eine kleine, kompakte Wölbung.
    »Es bringt nichts, mit bloßen Händen hier herumzugraben. Wir müssen ein anderes Mal zurückkommen. Merken Sie sich genau die Stelle.«
    »In Ordnung, Frau Kommissarin. Wir gehen zurück und kommen heute Nachmittag noch einmal her.«

74
    »Ein Hund!« Eine halbe Stunde hatte er graben müssen, bis er auf ihn gestoßen war.
    »Er ist noch nicht sehr lange tot, lassen Sie mich mal einen Blick drauf werfen.« Sie streifte sich die Handschuhe über und legte ihn vorsichtig, fast zärtlich, auf die Seite.
    »Er wurde mit einer Schusswaffe getötet. Schauen Sie, Funi. Hier trat die Kugel ein und«, sie drehte ihn um, »hier kam sie wieder raus. Irgendwo müsste noch die Patronenhülse herumliegen.« Sie blickte um sich.
    »Frau Kommissarin, so können wir nicht weitermachen, wir brauchen Hilfe.«
    »Sicher, Funi. Eine Obduktion des Hundes, eine Einheit, die nach dem Projektil sucht – und dann?«, reagierte sie gereizt. Sie wusste, dass ihr die Hände gebunden waren, nachdem sie auf eigene Faust arbeitete.
    »Nur das Nötigste. So können wir nichts als Vermutungen anstellen«, gab er zu bedenken, während er den toten, dem Äußeren nach jungen und gesunden Hund fotografierte. Er war von kleiner Statur, und seine Beine wiesen keinerlei Knochenbrüche auf.
    »Dann stellen wir eben Vermutungen an. Sehen Sie in diesem Wald irgendeinen Menschen?«, richtete sie die rhetorische Frage an ihn.
    »Meinen Sie jemanden, der etwas sucht, Ermittlungen anstellt oder dergleichen? Nein. Außer uns niemanden.«
    »Richtig. Und das muss uns genügen, um weiterzumachen. Der Hund wurde getötet. Darin besteht keinerlei Zweifel. Nur zur Sicherheit, um ausschließen zu können, dass er keine Krankheit hatte und aus diesem Grund getötet wurde, entnehme ich eine Blutprobe. Jede Apotheke führt uns eine entsprechende Laboruntersuchung durch.«
    »Eine Pfote ist blutverschmiert.« Funi zeigte mit dem Finger darauf. Maria Dolores sah genauer hin: »Vielleicht ist er ja in ein Fangeisen getreten. Von denen gibt es hier eine Menge. Nichts Schlimmes, er scheint sofort wieder befreit worden zu sein.«
    Das Geräusch eines knackenden Astes. Mehrmals hintereinander.
    »Haben Sie das gehört, Frau Kommissarin?«
    »Vermutlich ein Tier«, Maria Dolores ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Funi sprang auf und blickte um sich. Einmal, zweimal. Atmete die Waldluft tief ein. Nichts. Doch das dichte Gehölz barg ausreichend Versteck.
    Sie waren nicht alleine. Zu viele Geräusche gleichzeitig. In unbestimmter Entfernung hatte jemand die Stille durchbrochen, stand regungslos, getarnt durch seine Kleidung, und rührte sich nicht von der Stelle.

75
    Sie beschloss, einen Abstecher nach Champoluc zu machen, dem eigentlichen Zentrum des Tales.
    Nachdem sie sich im Ort etwas umgehört hatte, kehrte sie zu Margot, der Buchhändlerin, zurück.
    »Du weißt bereits, was man sich hier so erzählt, stimmt’s?«, begann sie das Gespräch mit Maria Dolores.
    »Ja, aber mir kommt das alles so absurd vor.«
    »Was meinst du jetzt genau? Die Geschichte mit der Bärenmutter oder die mit dem pädophilen Priester?«
    »Welche Bärenmutter denn?«, grinste Maria Dolores und wirkte tatsächlich interessiert.
    »Na, die Bärenmutter. Sie zieht fremde Bärenjungen auf, die von ihren Eltern im Wald ausgesetzt wurden.«
    »Und was passiert dann?«
    »Dann stirbt sie. Und eine andere Bärenmutter wird geboren, die ihrerseits die Jungen aufzieht, die sie im Wald findet.« Eine Geschichte wie ein Märchen. Es war einmal eine Bärenmutter …
    »Und dann?«
    »Und dann stirbt sie, und eine andere Bärenmutter wird geboren … Und so weiter, und so weiter.«
    »Aber wer soll das denn sein, diese Bärenmutter?«, fragte Maria Dolores.
    »Dolores: Ich rede von einer B-ä-r-i-n! Die keine Kinder bekommen

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